Geschlechterperspektiven auf die Corona-Pandemie
12. Mai 2020, von Stabsstelle Gleichstellung
Foto: UNFPA
Die Covid-19-Pandemie und die Maßnahmen zur Bekämpfung dieser haben nicht nur gesundheitliche, sondern auch weitreichende soziale Folgen, die zum jetzigen Zeitpunkt noch nicht in Gänze abschätzbar sind. Dabei spielen Gender- und Diversity-Aspekte eine besondere Rolle - sowohl beim Umgang, als auch bei der Lösung dieser Krise:
- Frauen sind durch die geschlechtssegregierte Arbeitswelt mehr von den Home-Office-Maßnahmen in Verbindung mit der Kinderbetreuung betroffen.
- Frauen sind vermehrt in prekären, aber als systemrelevant eingeordneten Berufen (z.B. Pfleger*innen und Kassierer*innen) derzeit tätig.
- Und die Situation für von häuslicher Gewalt betroffenen Frauen hat sich in Zeiten von #stayathome verschärft.
Aus der Geschlechterperspektive werden diese und andere gesellschaftlichen Herausforderungen deutlich. Damit sich die (bereits vor der Krise vorhandene) Geschlechterungerechtigkeit nicht weiter verschärft, bekommen die Gender und Diversity-Studies wie auch die Gleichstellungsarbeit in Zeiten von Covid-19 eine besondere Bedeutung. Erste Überlegungen und (wissenschaftliche) Artikel zu den geschlechterpolitischen Maßnahmen und Folgen der Krise finden Sie nachfolgend:
- "Gender and COVID-19" ist eine englischsprachige Plattform, auf der Forschungsergebnisse, wissenschaftliche Artikel und Studien bezüglich der Geschlechterdimension der COVID-19-Pandemie gesammeltund veröffentlicht werden.
- Clare Wenham, Julia Smith und Rosemary Morgan tragen in Ihrem Artikel zusammen, welche geschlechtsbezogenen Auswirkungen die aktuelle Corona-Pandemie hat und beziehen dazu auch Forschungsergebnisse von vorhergehnden Epidemien wie dem Ausbruch von Ebola mit ein. Der Artikel ist im März im Journal "The Lancet" erschienen.
- Aktuelle Informationen zu Geschlechterperspektiven auf Corona werden regelmäßig von der "Niederländischen Gesellschaft für Gender and Health - Nederlandse Vereniging Gender en Gezondheid " via Newsletter gesammelt und veröffentlicht: info"AT"genderengezondheid.nl
- Die OECD-Kurzstudie „Women at the Core of the Fight against COVID-19 Crisis” untersucht, welche Rollen Frauen in der derzeitigen Krise ausfüllen und wie sie u.a. von den geselllschaftlichen und wirtschaftlichen Auswirkungen betroffen sind.
- Der auf Soziopolis erschienene Artikel "Soziologisches zur Pandemie II" von Tanja Carstensen, Imke Schmincke und Isabel Klein trägt geschlechtersoziologische Schlaglichter zu Covid-19 thematisch zusammen und verdeutlicht geschlechtertheoretische Erkenntnisse und Perspektiven, die für die soziologische Analyse sowie den gesellschaftlichen Umgang mit der Krise hilfreich sein können.
- Regina Frey, Leiterin der Geschäftsstelle zum Dritten Gleichstellungsbericht der Bundesregierung, hat auf der Seite des Genderbüros erste Überlegungen aus einer geschlechterpolitischen Perspektive auf die Corona-Pandemie zusammengestellt: "Corona und Gender – ein geschlechtsbezogener Blick auf die Pandemie und ihre (möglichen) Folgen"
- Die Bundeskonferenz der Frauen- und Gleichstellungsbeauftragten an Hochschulen (bukof) hat eine Übersicht über Good-Practice-Beispiele von Maßnahmen verschiedener Hochschulen im Umgang mit der Covid-19-Pandemie aus gleichstellungspolitischer Sicht erstellt.
Die Auswirkungen Bereich der Wissenschaft
- Es zeigt sich, dass offenbar Wissenschaftlerinnen stärker von den Auswirkungen des Homeoffice betroffen sind: ihre Produktivität sinkt. Times Higher Ed fasst in dem Überblicksartikel "No Room of One's Own" zusammen, dass seit März weniger Paper von Erstautorinnen eingereicht wurden. Grund ist die vermehrt von Frauen ausgeübte Arbeit im Bereich der Kinderbetreuung und Hausarbeit. [Artikel ist in englischer Sprache verfasst.]