UHH Newsletter

Mai 2013, Nr. 50

FORSCHUNG

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Immer häufiger werden Schweinswale in der Elbe – wie hier vor Teufelsbrück – gesichtet. Foto: Nicole Smaka


Kontakt:

Dr. Veit Hennig
Universität Hamburg
Fakultät für Mathematik, Informatik und Naturwissenschaften
Zoologisches Institut
Abteilung Ökologie

t. 040.42838-4235
e. veit.hennig-at-uni-hamburg.de

Schweinswale in der Elbe: Wissenschaftlerinnen und Wissenschaftler untersuchen Gründe für die Rückkehr

In den vergangenen zwei Jahren wurden immer mehr Schweinswale in der Elbe gesichtet – trotz der vielen Schiffe und des Lärms. Doch eine systematische Untersuchung gibt es bisher nicht; auch die Gründe für die Elb-Ausflüge sind noch nicht abschließend geklärt. Dr. Veit Hennig vom Zoologischen Institut der Universität Hamburg und seine Studierenden sowie Denise Wenger von der Gesellschaft zur Rettung der Delphine versuchen diese Frage zu beantworten.

Von Anfang März bis etwa Mitte Juni tauchen ihre schwarzen Rücken mit der charakteristischen, dreieckigen Flosse immer wieder aus dem Wasser im Hafen und in der Elbe auf: mutige Vertreter der Familie Phocoenidae, der Schweinswale. Normalerweise sind sie in der Nord- und Ostsee beheimatet, dennoch wagen sie sich immer häufiger in Flüsse wie Weser und Elbe vor, die aufgrund des Schiffsverkehrs und des damit verbundenen Lärms eigentlich nicht als ideale Lebensräume anzusehen sind. Seit Februar wurden schon 150 Beobachtungen der kleinen Zahnwale gemeldet.

„Verirrt haben sie sich aber nicht“, beruhigt Denise Wenger von der Gesellschaft zur Rettung der Delfine, „vor 100 Jahren waren die Tiere hier noch weit verbreitet.“ Durch zunehmende Industrialisierung, Wasserverschmutzung und die damit verbundene Dezimierung der Fischbestände, die den Schweinswalen als Nahrung dienen, wurden sie verdrängt.

Nahrungssuche als Ausflugsgrund?

Inzwischen ist das Wasser der Elbe wieder sauberer, Fische wie der Stint kehren zurück und laichen an strömungsarmen Flussstellen. „Die Suche nach Nahrung könnte erklären, warum immer wieder Tiere die Meere verlassen und in der Elbe gesichtet werden“, erläutert Hennig vom Zoologischen Institut der Universität Hamburg. Zudem würde es dazu passen, dass die Sichtungen mit dem Verschwinden der Nahrungsfische im Juni wieder weniger werden.

Hennig und sein Wissenschaftler-Team wollen aber nicht mehr spekulieren und sich auf zufällig beobachtete Wal-Meldungen verlassen, sondern systematisch untersuchen, wo, wann wie viele Wale auftauchen. Dazu sind derzeit auch 15 Studierende der Universität Hamburg an verschiedenen Orten an der Elbe im Einsatz und halten Ausschau nach den Meeressäugern. Sie notieren Anzahl und Verhalten. Auch Schiffsbesatzungen und andere Fachleute wie Ornithologen sind aufgerufen, ihre Beobachtungen weiterzugeben.

Ultraschall-Mikrofone im Einsatz

Das „Warum“ des Elbe-Ausflugs ist dagegen schwerer zu erfassen. Die Forscherinnen und Forscher werden versuchen, die Sprache der Tiere auszuwerten – eine Folge von Klicklauten. Mit speziellen Ultraschall-Mikrofonen, von denen vier dauerhaft in der Elbe platziert wurden, werden die Laute in einem Radius von 200 Metern aufgezeichnet. In Kombination mit den Beobachtungen soll aus den individuellen Klickfolgen auf die „Gesprächsinhalte“ – also Orientierung oder Jagdabsprachen – geschlossen werden.

Red.
 
 
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