UHH Newsletter

Mai 2013, Nr. 50

CAMPUS

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Auftakt am ersten Konferenztag mit Dr. Dorothee Stapelfeldt, Senatorin für Wissenschaft und Forschung der Freien und Hansestadt Hamburg. Foto: UHH/SchellProf. Dr. Anita Engels vom Centrum für Globalisierung und Governance referierte in ihrem Einleitungs-Vortrag über „Frauen in der Spitzenforschung – Arbeiten und Leben in der Exzellenzinitiative“. Foto: UHH/SchellAuf der Podiumsdiskussion am zweiten Konferenztag wurden die Ergebnisse der Studie diskutiert. Auf dem Podium: 
Prof. Dr. Anita Engels (Centrum für Globalisierung und Governance, Universität Hamburg), Prof. Dr. Ilse Costas (Georg-August-Universität Göttingen), Ministerialrätin Christina Hadulla-Kuhlmann (Bundesministerium für Bildung und Forschung), Universitäts-Präsident Prof. Dr. Dieter Lenzen, Dr. Uschi Baaken (Vorstandsmitglied der Bundeskonferenz der Frauen- und Gleichstellungsbeauftragten an Hochschulen - BuKoF) und Dr. Ulrike Bischoff (DFG). Foto: UHH/SchellProf. Dr. Ilse Costas (Georg-August-Universität Göttingen) und Ministerialrätin Christina Hadulla-Kuhlmann (Bundesministerium für Bildung und Forschung) auf dem Podium. Foto: UHH/Schell
Chancengleichheit spielt zunehmend eine Rolle, aber es gibt noch strukturelle Nachteile für Frauen in der Spitzenforschung: Auf der Abschlusstagung im April wurden die Ergebnisse der Studie „Frauen in der Spitzenforschung“ präsentiert und diskutiert. Foto: UHH/Schell


Kontakt:

Prof. Dr. Anita Engels (Projektleitung)
Universität Hamburg
Centrum für Globalisierung und Governance
Projekt: Frauen in der Spitzenforschung

t. 040.42838-3832
e. anita.engels-at-wiso.uni-hamburg.de

Weitere Informationen zum Projekt: www.wiso.uni-hamburg.de/projekte/spitzenforschung

Geschlechterungleichheit in der Exzellenzinitiative: Projekt „Frauen in der Spitzenforschung“ präsentierte Forschungsergebnisse

Fünf Jahre lang hat das Team um Prof. Dr. Anita Engels am Centrum für Globalisierung und Governance die Exzellenzinitiative des Bundes und der Länder unter Gleichstellungsaspekten erforscht. Im Rahmen der Abschlusskonferenz „Frauen in der Spitzenforschung – zum Verhältnis von Geschlechterungleichheit und Exzellenz“ sind die Ergebnisse am 18. und 19. April vorgestellt worden.

Dass Chancengleichheit nicht nur für Unternehmen ein Thema ist, sondern auch in der Spitzenforschung eine Rolle spielen sollte, darauf weisen die Forschungsergebnisse von Prof. Dr. Anita Engels und ihrem Team hin. Zum Thema „Geschlechterungleichheit in der Spitzenforschung“ präsentierten sie unterschiedliche Ergebnisse:

Einerseits hat die Exzellenzinitiative dazu geführt, dass das Thema Geschlechtergerechtigkeit in der Spitzenforschung stärker ins Bewusstsein gerückt ist und als wichtiges Thema wahrgenommen wird. So hat die Kritik daran, dass die Chancengleichheit von Frauen in den Anträgen der ersten Phase der Exzellenzinitiative zu wenig beachtet wurde, dazu geführt, dass Gleichstellungsmaßnahmen in der zweiten Phase von den Antragstellern stärker berücksichtigt wurden. Andererseits lassen sich nach wie vor strukturelle Benachteiligungen feststellen.

39 Exzellenzcluster und Graduiertenschulen untersucht

Fünf Jahre lang – von 2006 bis 2011 – hatte das Team um Prof. Engels Mitarbeiterinnen und Mitarbeiter von insgesamt 39 Exzellenzclustern, Graduiertenschulen und Zukunftskonzepten zu verschiedenen Aspekten der Chancengerechtigkeit befragt und dabei untersucht, wie sich Arbeit und Leben in der Spitzenforschung gestalten, welche Auswirkungen dies auf Chancengleichheit hat und was die Exzellenzeinrichtungen unternommen haben, um Wissenschaft als Arbeitsfeld für Frauen und Männer gleichermaßen attraktiv zu gestalten.

Anteil weiblicher Projektleiter verdoppelt

Positiv vermerkt die Studie, dass sich von der ersten bis zur zweiten Antragsphase der Exzellenzinitiative der Anteil der Frauen unter den Projektleitern (Principal Investigators) der Exzellenzeinrichtungen von elf auf 21 Prozent verdoppelte.

Dieser positiven Entwicklung stehen aber nach wie vor benachteiligende Strukturen entgegen. Bei den Beschäftigungsverhältnissen ließen sich deutliche Unterschiede zwischen Männern und Frauen feststellen. Am Anfang ihrer wissenschaftlichen Karriere haben Männer öfter eine Vollzeitstelle als Frauen. Doktorandinnen müssen ihre Promotion häufiger mit einem Stipendium finanzieren, während ihre männlichen Kollegen schon bei Forschungseinrichtungen angestellt sind.

Sicherere Arbeitsverhältnisse für männliche Forscher

Bei den Postdocs schließlich sind Männer öfter unbefristet beschäftigt als Frauen. Insgesamt erhalten Frauen in ihrer Laufbahn weniger Unterstützung von ihren direkten Vorgesetzten und von höher qualifizierten Wissenschaftlern aus dem akademischen Umfeld.

In den untersuchten Exzellenzeinrichtungen verschwinden diese Unterschiede allerdings auf der Ebene der Professuren. Trotzdem müssen Professorinnen mit schwierigeren Alltagsbedingungen zurechtkommen – im Unterschied zu ihren männlichen Kollegen leben sie fast nie mit einer Person zusammen, die ihnen aufgrund der eigenen Lebens- und Beschäftigungssituation den Rücken frei halten kann, und sie leben wesentlich häufiger in Partnerschaften, in denen eine Seite mehr als 100 km zwischen Wohn- und Arbeitsort pendeln muss.

Ergebnisse wurden auf der Konferenz diskutiert

An der Abschlusskonferenz nahmen auch Ministerialrätin Christina Hadulla-Kuhlmann vom Bundesministerium für Bildung und Forschung und Hamburgs Zweite Bürgermeisterin und Senatorin der Behörde für Wissenschaft und Forschung Dr. Dorothee Stapelfeldt teil. Vor etwa 120 Teilnehmerinnen und Teilnehmern betonte Hadulla-Kuhlmann, dass das Problem der Chancengleichheit auch unter der neuen Bildungsministerin Johanna Wanka ein zentrales Thema sein werde. Stapelfeldt kündigte an, sich weiterhin verstärkt für die Gleichstellung einsetzen zu wollen.

Eine Podiumsdiskussion bildete den Auftakt des zweiten Konferenztages. Nach einem Impulsreferat von Christina Hadulla-Kuhlmann diskutierten Uni-Präsident Prof. Dr. Dieter Lenzen, Dr. Ulrike Eickhoff von der Deutschen Forschungsgemeinschaft (DFG), Dr. Uschi Baaken, Vorstandsmitglied der Bundeskonferenz der Frauen- und Gleichstellungsbeauftragten an Hochschulen (BuKoF), sowie die Genderforscherin Prof. Dr. Ilse Costas (Georg-August-Universität Göttingen) über die Lehren aus der Exzellenzinitiative.

Um die Diskussion international auszuweiten, folgte das Symposium „Gender in Academia – the next 20 years“ mit Vorträgen von Prof. Dr. Mary Blair-Loy (UC San Diego), Prof. Dr. Teresa Rees (Cardiff University), Prof. Dr. Johanna Hofbauer (WU Wien) und Prof. Dr. Laurel Smith-Doerr (Boston University).

Die Ergebnisse des Projekts sind in zahlreichen Publikationen veröffentlicht, eine Projektmonographie ist in Vorbereitung.

Frauenförderpreis 2013 geht an Prof. Engels

Neben der erfolgreichen Abschlusskonferenz und vielen positiven Rückmeldungen kann sich Prof. Engels auch über den Frauenförderpreis der Universität Hamburg freuen, der ihr für ihre Forschungsleistung am 3. Juni 2013 verliehen wird.

L. Balk/Red.
 
 
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