UHH Newsletter

April 2011, Nr. 25

CAMPUS

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Kundenkarten gehören für viele zum Einkaufsalltag. Was bedeutet das für den Datenschutz? Foto: Fotolia



Kontakt:

Dr. Nils Zurawski
Institut für Volkskunde/Kulturanthropologie
Fakultät für Geisteswissenschaften

t. 040.42838-7421
e. nils.zurawski-at-uni-hamburg.de

Abschlussbericht zum Download

Homepage des Projekts

Studie: Kundenkarten und Datenschutz – ein schwieriges Verhältnis

Datenschutz? Darüber wird viel gesprochen, viele Konsumenten und Konsumentinnen handeln aber nicht danach. Sie nutzen Kundenkarten und geben für Rabatte ihre persönlichen Daten preis. Das zeigt eine Studie am Institut für Volkskunde, Universität Hamburg. Dabei wurde auch klar: Daten- und Verbraucherschützer verstehen nicht, was es wirklich für Konsumenten und Konsumentinnen bedeutet einzukaufen.
Ein Forschungsprojekt unter Leitung von Dr. Nils Zurawski, Wissenschaftler am Institut für Volkskunde, hat untersucht, wie die tägliche Einkaufspraxis den Umgang mit Kundenkarten und Daten beeinflusst. Denn die Verbraucher und Verbraucherinnen, so scheint es, teilen die Bedenken der Datenschützer nicht. Immerhin haben sie statistisch gesehen zwei bis vier Karten in ihrem Portemonnaie.

Ein Schwerpunkt der Studie war das Verhältnis von Datenschutz und Alltagspraktik, und wie Konsumenten und Konsumentinnen ihren Umgang und ihre Einstellungen zu den Kundenkarten selbst sehen. In mehreren Gruppeninterviews mit insgesamt 50 Personen wurden Einkaufserlebnisse geteilt, Fragen des Datenschutzes diskutiert und die Bedeutung von Kundenkarten für den persönlichen Einkaufsalltag erörtert. Gefördert wurde das Projekt von der Deutschen Forschungsgemeinschaft.

Vertrauen ist wichtiger als Datenschutz

Kundenkarten versprechen Rabatte, Bonuspunkte oder andere Extras gegen die Preisgabe persönlicher Daten. Datenschutz-Experten und -Expertinnen kritisieren das, unterschätzen jedoch den Faktor „Vertrauen“. Denn Kundenkarten werden vor allem dann akzeptiert, wenn es sich um Geschäfte handelt, zu denen ein Vertrauensverhältnis aufgebaut wurde. So sind es vor allem die Unternehmen, in denen häufig und wiederholt eingekauft wird, von denen eine Kundenkarte akzeptiert wird.

Wenn erst einmal eine Beziehung aufgebaut wurde – weil das Geschäft nah ist, die Produkte gut oder das Ansehen hoch – dann wird dieses Verhältnis mit einer Kundenkarte besiegelt. Und wo Vertrauen besteht, wird die Kontrolle durch die Kundenkarten nicht infrage gestellt. Dabei sind sich viele durchaus der Datenschutzproblematik bewusst – nur interessiert es sie eben nicht, wenn sie shoppen gehen.

Einkaufen ist mehr als nur ökonomischer Akt

Deutlich wurde auch: Einkaufen ist oftmals nicht nur ein rationaler Vorgang, sondern ein Erlebnis, in dem Lust und Spaß, Vertrauen und Emotionen, Prestige und ein erfolgreiches Schnäppchen zentral sind. Daten- und Verbraucherschutz thematisieren selten einen dieser Aspekte. Deswegen werden berechtigte Warnungen nicht gehört. Kritik, die auf mangelnde Datensicherheit oder hohe Effektivität von Kundenkarten im Ausspähen von Daten verweist, muss ihr Ziel verfehlen. Um Konsumenten und Konsumentinnen auf Datenschutz aufmerksam zu machen, müssen vielmehr andere Kommunikationsstrategien erdacht werden. Der Aspekt des Vertrauens und der Beziehung zu einem Geschäft könnte hier ein hilfreicher Ansatz sein. Durch die Einbettung in eine Alltagspraxis wird Überwachung nicht als solche wahrgenommen.

Das Buch zur Studie:
Nils Zurawski: "Budni, ist doch Ehrensache – Kundenkarten als Kontrollinstrument und die Alltäglichkeit des Einkaufens",
in: Nils Zurawski: "Überwachungspraxen – Praktiken der Überwachung", 2011 Leverkusen, Budrich UniPress.
N. Zurawski
 
 
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