UHH Newsletter

November 2009, Nr. 8

CAMPUS

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Das erste Grußwort sprach die Senatorin Dr. Gundelach, Foto: UHH, RRZ/MCC, Arvid MentzDie amtierende Präsidentin der Universität Frau Löschper sprach zur Geschichte der Universität, Foto: UHH, RRZ/MCC, Arvid MentzProf. Dr. Dieter Lenzen, Präsident der FU Berlin und Vizepräsident der HRK, hielt die Festrede, Foto: UHH, RRZ/MCC, Arvid MentzProf. Lenzen überreichte einen Strauß Blumen (genau 5 Blüten), Foto: UHH, RRZ/MCC, Arvid MentzDas Hauptgebäude an der Edmund-Siemers-Allee in einer Postkartenansicht, vermutlich 1920er Jahre, Quelle: Hamburger Bibliothek für UniversitätsgeschichteHauptgebäude an der ESA1, kriegszerstört, Quelle: Landesmedienzentrum HamburgLuftaufnahme der Rothenbaumchaussee, ca. 1955, Quelle: Hamburger Bibliothek für Universitätsgeschichte„Unter den Talaren – Muff von 1000 Jahren“. Studentischer Protest beim Rektorenwechsel im Audimax am 9. November 1967, Quelle: Hamburger Bibliothek für Universitätsgeschichte
Festakt zum Jubiläum – die Redner des Abends v.l.: Die amtierende stellvertretende Präsidentin Prof. Dr. Löschper, FU-Präsident Prof. Dr. Lenzen und Wissenschaftssenatorin Dr. Gundelach, Foto: UHH, RRZ/MCC, Arvid Mentz

90. Geburtstag der Universität Hamburg: 5 Blumen für die „alte Dame“

Der Festakt zum 90. Jubiläum der Universität Hamburg fand am 19. Oktober im Großen Festsaal des Hamburger Rathauses statt. Neben der Wissenschaftssenatorin Dr. Herlind Gundelach und der amtierenden stellvertretenden Universitätspräsidentin Prof. Dr. Gabriele Löschper sprach als Festredner Prof. Dr. Dieter Lenzen, Präsident der FU Berlin und Vizepräsident der Hochschulrektorenkonferenz. Dieser brachte der „alten Dame“ fünf ausgesuchte Blumen mit.
„Alte Dame“? 90 Jahre – das ist wohl wahr: Eine bewegte Geschichte mit einigen Brüchen und Kontinuitäten hat die Universität aufzuweisen. Gegründet in der Weimarer Republik durch die erste demokratische Hamburgische Bürgerschaft zog die Universität herausragende Köpfe der jungen Republik an: Köpfe wie Ernst Cassirer, Erwin Panofsky, der Jurist Albrecht Mendelssohn Bartholdy, der Physiko-Chemiker und spätere Nobelpreisträger Otto Stern oder der Psychologe William Stern lehrten hier.

Ein unrühmliches Kapitel der Universitätsgeschichte wurde mit 1933 aufgeschlagen, als sich die Universität dem neuen Regime andiente, sich „selbst-gleichschaltete“ und ihre jüdischen Gelehrten entlassen wurden. Nach dem Neuanfang 1945 zeichneten sich die 1950er und 60er Jahre besonders durch die Verdreifachung der Studierendenzahlen und neue Forschungsgebiete aus. Und auch der moderne Campus (Von-Melle-Park und Martin-Luther-King-Platz) nahm Gestalt an. Eine besondere Rolle spielte die Universität Hamburg in den Erneuerungsbestrebungen der „68er“. Von Hamburg aus ging 1967 der viel zitierte Spruch „Unter den Talaren – Muff von 1000 Jahren“ in die Republik, Ausdruck eines Veränderungswillens, der schließlich dazu führte, dass aus der Ordinarienuniversität eine Gruppenuniversität wurde.

Und auch heute lässt sich ein stetiger Wandel, eine Beweglichkeit und Dynamik an der Universität erkennen, dass es schwer fällt, sich das Bild einer 90-jährigen Dame in den Kopf zu rufen. Eine Feier mit den Abwesenden, den Geistern der Vergangenheit (à la Dinner for One), war der Festakt im Rathaus denn auch nur bedingt. Im Gegenteil war die Rede von Prof. Lenzen ausgesprochen lebendig und mitreißend, ebenso die Wünsche, die er der Jubilarin mit auf den Weg in die Zukunft gab. Diese seien hier kurz wiedergegeben:

„Die Universität gehört dem ganzen Volk“ (Jaspers) – diese von Lenzen als „hamburgisch“ charakterisierte Haltung stellte das erste Zitat dar, das er als „Blume“ der Universität übergab.

Nicht in dem, was man aus sich mache, „…einzig in der Hingabe an die Sache, in der intellektuellen Arbeit … wie in der selbstbewussten Praxis“ drücke sich, so Horkheimer, Gebildetheit aus.

Und auch die dritte Blume stammt von Horkheimer: „Zeit aber steht für Liebe; der Sache, der ich Zeit schenke, schenke ich Liebe; die Gewalt ist rasch.“

Bei Helmut Schelsky, in den 1950ern Professor in Hamburg, fand Lenzen die vierte Blüte: „Bildung ist heute eine geistige und sittliche Souveränität gegenüber Handlungszwängen der Welt und des Lebens, wie sie im wissenschaftlich geführten praktischen Handeln aktuell werden.“

Auch die fünfte und letzte Blume entlieh er Schelsky, als er von der Aufgabe der Universität sprach, zu „realem Weltbürgertum zu erziehen“. „Bildung“, das Wort, das der Stifter Edmund Siemers dem Universitätsgebäude eingeschrieben hat, bekam in Lenzens Rede wichtige Deutungen an die Seite gestellt: Hingabe, Zeit (für die Liebe zur Sache), Bildung als Souveränität, Bildung fürs ganze Volk und als Erziehung zum Weltbürgertum.

Einen so reichen Strauß an inspirierenden Gedanken und wohlmeinenden Wünschen nahm die „alte Dame“ Universität gern entgegen.


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Die Texte der Rednerinnen und des Redners zum Nachlesen finden Sie hier:


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Wer mehr über die Geschichte der Universität lesen möchte, der findet eine reiche Quelle in der Publikation von Rainer Nicolaysen: „Frei soll die Lehre sein und frei das Lernen“. Zur Geschichte der Universität Hamburg, Hamburg 2008.
Red.
 
 
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