UHH Newsletter

Mai 2011, Nr. 26

CAMPUS

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Präsident Prof. Dr. Dieter Lenzen begrüßte zu Beginn der Veranstaltung die rund 300 Gäste. Foto: BWF/DrexeliusWissenschaftssenatorin Dr. Dorothee Stapelfeldt erinnerte in ihrem Grußwort an den Stifter des Hauptgebäudes vor 100 Jahren, Edmund Siemers. Foto: BWF/Drexelius
Festredner Prof. Dr. Heinz-Elmar Tenorth (Humboldt-Universität zu Berlin) sprach zum Thema Universität in der Stadt – Wissenschaft für die Gesellschaft. Foto: UHH/SchmidtProf. Dr. Rainer Nicolaysen stellte den Juristen und Friedensforscher Albrecht Mendelssohn Bartholdy vor. Foto: BWF/Drexelius
Das heutige Hauptgebäude der Universität Hamburg wurde vor 100 Jahren von Edmund Siemers an die Bürgerinnen und Bürger der Stadt übergeben. Foto: UHH/Arbeitsstelle für Universitätsgeschichte



Kontakt:

Christiane Kuhrt
Pressereferentin des Präsidenten

t. 040.42838-1809
e. christiane.kuhrt-at-uni-hamburg.de


Prof. Dr. Rainer Nicolaysen
Leiter der Arbeitsstelle für Universitätsgeschichte
Hamburger Bibliothek für Universitätsgeschichte

t. 040.42838-7940
e. rainer.nicolaysen-at-uni-hamburg.de

Zum Buch "Das Hauptgebäude der Universität Hamburg als Gedächtnisort"

Zum Film "BLICK RICHTEN" über das Hauptgebäude"

100 Jahre Hauptgebäude: Jubiläumsfeier an der Universität Hamburg

Am 13. Mai 2011 hat die Universität Hamburg feierlich das Jubiläum ihres Hauptgebäudes begangen. Vor genau 100 Jahren übergab der Kaufmann Edmund J. A. Siemers der Stadt Hamburg den Neubau für das Allgemeine Vorlesungswesen. Im Rahmen des Festakts mit Wissenschaftssenatorin Dr. Dorothee Stapelfeldt wurden die Hörsäle H und K nach den in der NS-Zeit vertriebenen Wissenschaftlern Eduard Heimann und Albrecht Mendelssohn Bartholdy benannt.
Im Agathe-Lasch-Hörsaal, dem Hörsaal unter der Kuppel, begrüßte der Präsident der Universität Hamburg, Prof. Dr. Dieter Lenzen, rund 300 Gäste aus Politik, Gesellschaft und Wissenschaft. Der Präsident stellte in seiner Rede die Bedeutung des Gebäudes als Gedenkstätte für die vertriebenen Wissenschaftler und Wissenschaftlerinnen in den Vordergrund. Er beschrieb es als Mahnmal „gegen Ignoranz und Feigheit“, das zudem für das „Streben nach Wahrheit und Gewissheit“ in der Wissenschaft stehen solle.

Geisteswissenschaften im universitären Zentrum

Künftig soll das Gebäude an der Edmund-Siemers-Allee 1 das kulturwissenschaftliche Zentrum der Universität bilden, das Projekte der Dokumentation, des Verstehens und des Entwerfens von Vergangenheit, Gegenwart und Zukunft vornehmen könne, erklärte der Präsident. Ein Teil der Fakultät für Geisteswissenschaften wird hier seinen Platz finden.

In ihrem Grußwort sprach Hamburgs Zweite Bürgermeisterin und Senatorin für Wissenschaft und Forschung, Dr. Dorothee Stapelfeldt, über die Bedeutung der Spende für Hamburg vor 100 Jahren: „Edmund Siemers war es, der den Bau anstieß und der Stadt schenkte, der am Ende 1,5 Millionen Mark dafür bezahlte und gegenüber dem damaligen Bürgermeister Mönckeberg den prominenten Standort durchsetzte. Dafür müssen wir ihm heute noch dankbar sein.“ Ebenso dankte sie dem Ehepaar Hannelore und Helmut Greve, das mit seinen großzügigen Spenden die Erweiterung des Gebäudes um seine beiden Flügelbauten ermöglicht hat.

Der renommierte Berliner Erziehungswissenschaftler Prof. Dr. Heinz-Elmar Tenorth, Humboldt-Universität zu Berlin, erklärte die Bedeutung des Hamburger Baus im Gesamtkontext der deutschen Universitätshistorie. In seinem Festvortrag „Universität in der Stadt – Wissenschaft für die Gesellschaft“ wies Prof. Tenorth auch auf den ungewöhnlichen Dreiklang „Der Forschung, der Lehre, der Bildung“ hin und interpretierte Siemers Absicht, „Bildung“ zu betonen und damit die Aufgabe der Universität, sich der Gesellschaft zu öffnen.

Alle sieben Hörsäle großen Persönlichkeiten gewidmet

Die zwei letzten Hörsäle im Hauptgebäude, die bisher nur mit einem schlichten Buchstaben gekennzeichnet waren, erhielten die Namen bedeutender Wissenschaftler: Eduard Heimann und Albrecht Mendelssohn Bartholdy.

Der Wirtschafts- und Sozialwissenschaftler Eduard Heimann (1889–1967), gewürdigt durch den Volkswirt Prof. em. Dr. Heinz Rieter, war seit 1925 Lehrstuhlinhaber für Sozialökonomie an der Hamburgischen Universität gewesen, bevor er 1933 von den Nationalsozialisten aus der Universität verdrängt und zur Emigration in die USA gezwungen wurde. Dort forschte und lehrte er an der berühmten „University in Exile“ an der New School for Social Research, New York.

Der Jurist und Friedensforscher Albrecht Mendelssohn Bartholdy (1874–1936), vorgestellt von Prof. Dr. Rainer Nicolaysen, Leiter der Arbeitsstelle für Universitätsgeschichte, war von 1920 bis 1933 an der Hamburger Universität als Professor tätig. Zudem wurde er 1923 Leiter des „Instituts für Auswärtige Politik“, eines der weltweit ersten Friedensforschungsinstitute. Mendelssohn Bartholdy, 1933 als sogenannter „Nichtarier“ zwangsweise in den Ruhestand versetzt und im Jahr darauf zum Rücktritt als Leiter des Instituts für Auswärtige Politik gezwungen, emigrierte nach Oxford.

Die fünf anderen Hörsäle des Hauptgebäudes tragen die Namen von Ernst Cassirer, Agathe Lasch, Erwin Panofsky, Emil Artin und Magdalene Schoch. Sie alle prägten das Gesicht der jungen Universität in der Weimarer Republik und gehörten zu den rund 20 Prozent der Lehrenden, die in der NS-Zeit als Juden oder aus politischen Gründen vertrieben wurden.

Pünktlich zum Festakt ist der Sammelband „Das Hauptgebäude der Universität Hamburg als Gedächtnisort“ mit sieben biographischen Studien und einem Aufsatz über die Geschichte des Gebäudes erschienen, herausgegeben von Professor Rainer Nicolaysen.

„Der Forschung, der Lehre, der Bildung“

Als der Kuppelbau am 13. Mai 1911 dem Hamburger Bürgermeister übergeben wurde, gab es in Hamburg noch keine Universität. Als Gebäude für das Allgemeine Vorlesungswesen tat es die ersten Jahre seine Dienste. Doch das Motto „Der Forschung, der Lehre, der Bildung“ über dem Eingang wies von Anfang an auf seine originäre Bestimmung als Hauptgebäude einer Hamburger Universität hin, die es seit der Universitätsgründung im Frühjahr 1919 wahrnimmt.

Seit 2002 ist die Sanierung des Gebäudes im Gange, zum Abschluss kommt sie voraussichtlich 2012. Für seine herausragende Arbeit wurde das Hamburger Büro „dinse feest zurl architekten“ 2005 sowohl mit dem Hamburger Architektur Preis des Bundes der deutschen Architekten (BDA) als auch mit dem Preis „Bauwerk des Jahres“ des Architekten- und Ingenieurvereins Hamburg (AIV) ausgezeichnet.
A. Bärthel
 
 
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