UHH Newsletter

Juli 2016, Nr. 87

FORSCHUNG



Kontakt:

Dr. Tobias Schmidt
Fachbereich Physik/Hamburger Sternwarte

t. 040.42838-8424
e. tobias.schmidt"AT"hs.uni-hamburg.de

Der Exoplanet CVSO 30c ist der schwache Punkt links oberhalb des Sterns, die helle Quelle im Bild ist der Mutterstern selbst. Foto: ESO / Schmidt et al.

Der Exoplanet CVSO 30c ist der schwache Punkt links oberhalb des Sterns, die helle Quelle im Bild ist der Mutterstern selbst. Foto: ESO / Schmidt et al.

Forschungsteam um Astronomen der Universität Hamburg entdeckt neuen Exoplaneten

Neben der Erde umkreisen sieben weitere Planeten unsere Sonne: Neptun, Merkur, Venus, Mars, Jupiter, Saturn und Uranus. Bis auf Neptun können sie unter günstigen Bedingungen sogar mit bloßem Auge erkannt werden. Weitaus schwieriger zu entdecken sind Planeten außerhalb unseres Sonnensystems, sogenannte Exoplaneten. Einer Forschergruppe um Dr. Tobias Schmidt von der Hamburger Sternwarte des Fachbereichs Physik der Universität Hamburg ist es jetzt gelungen, einen Exoplaneten direkt abzubilden.

Die Entdeckung gelang mithilfe des Very Large Telescope (VLT) in der Atacama Wüste von Chile. Dies berichtete die Forschergruppe im Journal „Astronomy and Astrophysics“.

Exoplaneten bisher nur indirekt nachweisbar

Bislang konnte man die meisten Exoplaneten nur indirekt nachweisen: Wenn ein Exoplanet z. B. vor dem hellen Stern vorbeizieht, den er umkreist, schwächt er dessen Licht geringfügig ab – diese Helligkeitsschwankung kann registriert und damit die Existenz eines Planeten nachgewiesen werden (die sogenannte Transitmethode).

Bei der direkten Beobachtung wird der Exoplanet mit einem optischen Teleskop direkt abgebildet, z.B. mit dem VLT in Chile. Dieses gehört zur Europäischen Südsternwarte (European Southern Observatory/ESO) und ist das höchstentwickelte optische Instrument der Welt. Es besteht aus vier Hauptteleskopen mit je 8,2 Metern Spiegeldurchmesser und vier beweglichen 1,8m-Hilfsteleskopen.

Der neue Planet braucht 27.000 Jahre für eine Umlaufbahn

Das Forschungsteam beobachtete mit dem VLT einen T Tauri-Stern namens CVSO 30, der sich ca. 1.200 Lichtjahre von der Erde entfernt befindet, nordwestlich des Orion-Gürtels. Bereits 2012 wurde dort durch die Transitmethode ein Exoplanet gefunden (CVSO 30b).

Bei der jetzt direkten Beobachtung wurde nun der zweite Planet beobachtet (CVSO 30c). Er umkreist seinen Stern in einer Entfernung, die 662 Mal so weit ist wie die rund 150 Millionen Kilometer lange Distanz zwischen Erde und Sonne. Für einen Umlauf braucht dieser Planet daher mindestens 27.000 Jahre. Der im Jahr 2012 aufgespürte Exoplanet dagegen hat eine Umlaufzeit von weniger als 11 Stunden.

Der beobachtete Stern ist der erste, bei dem gleichzeitig ein sehr naher Exoplanet durch Transitbeobachtungen und ein sehr weit entfernter Exoplanet durch direkte Abbildung nachgewiesen werden konnten. Zurzeit ist unklar, wie ein solch exotisches System entstehen konnte. Möglich ist, dass beide Planeten sich z. B. in der Vergangenheit zu nahe kamen, sich dabei gegenseitig gestört haben und so zu ihren extremen Orbits um den T-Tauri-Stern fanden. Derzeit sind 3.406 Exoplaneten in 2.550 Systemen bekannt.

Link zur Originalveröffentlichung:
www.eso.org/public/archives/releases/sciencepapers/potw1624/potw1624a.pdf

PM/Red.
 

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