UHH Newsletter

November 2014, Nr. 68

FORSCHUNG



Kontakt:

Prof. Dr. Volker Lilienthal
Institut für Journalistik und Kommunikationswissenschaft

t. 040.42838-3637
e. volker.lilienthal"AT"wiso.uni-hamburg.de

Informationen zur Studie: www.lfm-nrw.de/partizipativerjournalismus

Video-Statement von Prof. Dr. Volker Lilienthal. Video: Landesanstalt für Medien Nordrhein-Westfalen

Redaktionen müssen Dialog mit dem Publikum noch lernen

Was bedeutet Digitalisierung für den Journalismus? Prof. Dr. Volker Lilienthal vom Institut für Journalistik und Kommunikationswissenschaft der Universität Hamburg und Prof. Dr. Stephan Weichert von der Hamburg Media School haben dazu eine neue Studie vorgelegt: „Digitaler Journalismus. Dynamik – Technik – Teilhabe“. Darin haben sie untersucht, wie deutsche Medien auf die Digitalisierung reagieren, ob sie darin einen Mehrwert sehen und welche Handlungsoptionen es für Redaktionen gibt. Auftraggeberin der Studie war die Landesanstalt für Medien Nordrhein-Westfalen.

Die Forscher haben u.a. 270 journalistische Websites und 35 innovative Online-Angebote analysiert und außerdem Leitfadengespräche mit 15 Redaktionsverantwortlichen geführt (z.B. von „Zeit online“, „DRadio Wissen.de“, „FAZ.net“ „Stern.de“ und „Südeutsche.de“). Dabei wurde deutlich: Die Digitalisierung der Medien ist dabei, den Journalismus und die redaktionellen Abläufe nachhaltig zu verändern. Das World Wide Web bietet nicht nur neue Recherchewege sowie innovative Vertriebs- und Darstellungsformen, sondern ermöglicht über Social-Media-Kanäle auch den direkten Austausch mit den Nutzerinnen und Nutzern.

Vor- und Nachteile von User-Beteiligung

Besonders der Dialog mit dem Publikum hat laut Lilienthal durchaus schon positiven Einfluss auf die Qualität der Redaktionsarbeit gezeigt, da das Publikum mehr und mehr als Kontrollinstanz auftrete und z.B. für Fehlerkorrektur sorge. Allerdings lässt die Studie auch Skepsis von Journalistinnen und Journalisten gegenüber der Kommunikation mit den Usern erkennen.

Als Problem wird vor allem der Umgang mit sogenannten „Trollen“, also Störenfrieden, gesehen sowie mit Kommentaren, die politisch anstößig oder sogar strafrechtlich relevant sind. Zudem würden die User bisher hauptsächlich Meinungsäußerungen und kaum Zusatzinformationen in den Journalismus einbringen. Außerdem sehen die Forscherinnen und Forscher die Gefahr, dass eine zu starke Orientierung am Publikum und an Zugriffszahlen zu einer Entpolitisierung und Popularisierung von Inhalten und zu Sensationalismus führen könnte.

Digitaler Journalismus braucht eigene Darstellungsformen

Lilienthal und Weichert betonen in der Studie, dass digitaler Journalismus mehr sein müsse, als nur der digitale Vertrieb journalistischer Inhalte. Vielmehr entwickelten sich derzeit eigene Formen des Journalismus für mobile Anwendungen. Um dies nachhaltiger zu gestalten, seien neue Kompetenzen bei der multimedialen Darstellung, der Redaktionsorganisation und der technischen Infrastruktur erforderlich. Außerdem müssten die journalistische Aus- und Weiterbildung sowie die Medienkompetenzförderung entsprechend modernisiert werden.

PM/Red.
 

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