Societal Impact Stories: Von der Wirkung Ihrer Forschung berichten
Sie haben eine Transferaktivität mit Wirkung durchgeführt: Ein transdisziplinäres Projekt, einen öffentlichen Dialog, eine interaktive Ausstellung, ein ko-kreatives Start-up… Erzählen Sie davon, und zwar eine sog. Societal Impact Story.
Dabei stellen Sie dar, was Sie alles getan haben, um Ihre beabsichtigte Wirkung mit Ihrem Vorhaben zu erreichen. Dies ist etwa in Großbritannien seit längerem etabliert und Teil der (wirkungsorientierten) Indikatorik.
Wie das geht:
1. Alles beginnt mit W-Fragen!
So denken Sie Ihr Vorhaben konsequent von den beabsichtigen Wirkungen her: Sie haben es dann durchgeführt, weil …, dort durchgeführt, weil …, mit diesen Partner:innen durchgeführt, weil …
Warum? Welcher Zweck treibt das Engagement an und untermauert die behauptete Wirkung?
Welche Wirkung wollen Sie erzielen? Welchen Unterschied macht das Projekt – für das Problem, für die Beteiligten, für die Wissenschaft und für ihr Verhältnis zueinander?
Was? Worin besteht die Bedeutung des Vorhabens über die akademische Welt hinaus – für wen soll es relevant sein?
Wann? Warum gerade jetzt? In welchem Zusammenhang stehen Zeitpunkt bzw. Dauer und potenzielle Wirkung des Projekts?
Wo? Was zeichnet das gewählte außeruniversitäre Feld aus? Warum gerade dort?
Mit wem? Warum diese Projektpartner:innen? Was sind ihre Interessen, Motivationen und Kooperationserwartungen?
Wie? Welche (ko-kreativen) Methoden werden eingesetzt? Wie sind sie auf den Zweck, Kontext und die adressierte Öffentlichkeit zugeschnitten?
Welche Wirkung(en) haben Sie erzielt? Die erwünschten, abweichende, überraschende … Gibt es weiter Indikatoren wie Besucherzahlen, enthusiastische Rückmeldungen im Gästebuch, eine politische Initiative?
2. Aus den Antworten auf W-Fragen: Societal Impact Stories generieren
Nota bene: Aus einem Projekt, Event, Programm lassen sich mehrere Stories entwickeln, je nachdem
- wer schreibt (z. B. die Forschenden u/o Praxispartner:innen)
- für welchen Zweck (z. B. Dokumentation, informativ-werbend, …)
- für welches Publikum (z. B. Forschende aus anderen Disziplinen, Praxispartner:innen)
- in welchem Medium (z. B. Transfer-Website oder Artikel)
3. Societal Impact – nicht nur darüber berichten, sondern bereits einplanen!
Mit den genannten W-Fragen können Sie Ihre Transferaktivität bereits wirkungsorientiert planen sowie im Verlaufe des Prozesses stets nachsteuern. So wird es ab sofort im Transferfonds geschehen.
Beispiele: W-Fragen und eine mögliche Societal Impact Story
So lonely? Einsamkeit trotz Digitalisierung
Was? Sekundäranalytische Auswertung eines brandneuen, aber völlig unterausgewerteten Datensatzes zum Thema Corona & Digitalität, weil der Datensatz auch die ältere Bevölkerung repräsentiert und das sonst oft fehlt.
Wo? In Mainz, weil dort die Stiftung Lesen sitzt, die Eigentümerin des Datensatzes ist - und in Hamburg, weil wir Interesse an Fragen der Digitalisierung und Weiterbildung von Älteren haben – aber bisher keinen geeigneten Datensatz hatten.
Mit wem? Stiftung Lesen, Volkshochschulen, Arbeiterwohlfahrt, 56 Teilnehmende bei der ersten Ergebnispräsentation.
Warum? Um den Fokus auf Weiterbildungsbedarfe älterer Erwachsener zu lenken, weil die Dekade für Alphabetisierung und Grundbildung auf Daten basiert, die nur 18-65jährige repräsentieren, und weil die Dekade daher die Älteren leicht vergisst.
Wann? Der jüngste Datensatz der Dekade ist von 2018, also vor der Pandemie. Der Stiftung-Lesen-Datensatz wurde 2020 erhoben, also mitten in der Pandemie. Das macht ihn so wertvoll.
Wie? Forschungsfragen kommen aus Workshops mit der VHS, daraus entstehen statistische Sekundäranalysen (bisher über 40 Grafiken) erzeugt und in Vorträgen mit Praktiker:innen diskutiert.
Mit welcher Wirkung? Neuartiger Austausch von Ideen für Angebote (z.B. in Kooperation von AWO und VHS mit dem Fokus auf Silver Surfer).
Daraus entsteht dann eine solche Story:
Transfer jüngster Umfrageergebnisse einschließlich Produktion innovativer Bildungskonzepte bei Bildungs- und Wohlfahrtsträgern
Während der Corona-Pandemie hat sich deutlicher als zuvor gezeigt, dass vulnerablen Personenkreise oftmals von digitalen Angeboten ausgeschlossen sind. Das Projekt „So lonely? Einsamkeit trotz Digitalisierung“ (2021–2022) von Prof. Dr. Anke Grotlüschen und Joshua Wilhelm (Berufliche Bildung und Lebenslanges Lernen, Fakultät für Erziehungswissenschaft) an der Universität Hamburg hat sich dem Transfer jüngster Studien gewidmet, die zeigen, dass insbesondere älteren Menschen, die sonst oftmals in ähnlichen Untersuchungen nicht berücksichtigt werden, davon betroffen sind und deshalb befürchten, abgehängt zu werden. Zusammen mit Bildungs- und Wohlfahrtsträgern (Volkshochschulen und AWO) hat das Projekt eine Basis für passende Bildungsangebote geschaffen.
Ausgangspunkt des Projekts bildeten Umfrageergebnisse der Stiftung Lesen in Mainz von Ende 2020 zum Thema Literalität. Sie zeigen, dass Senior:innen ohne Zugang zu digitaler Kontaktpflege, Zoom-Sport oder Online-Behördenterminen oft erhebliche Ängste haben, durch Digitalisierung isoliert zu werden. Gleichzeitig zeigt sich empirisch, dass Bildungsträger in der Pandemie in besonderem Ausmaß gerade Teile der älteren Bevölkerung für digitale Bildungsformate begeistern konnten – auch dann noch, als Studierende und Berufstätige dieser schon überdrüssig waren.
Um die komplexen Rohdaten der Umfrage relevant für die Praxis zu machen, werteten die Forscher:innen sie aus, bereiteten sie auch für Laien verständlich auf und betrieben umfangreich Öffentlichkeitsarbeit – von Twitter-Posts (@LLLatUHH) über Blog-Beiträge bis zu zahlreichen Artikeln und Vorträgen. Zudem baute das Projekt auf ko-kreativen Austausch mit seinen Partner:innen. Die Forschungsfragen entstanden aus Workshops mit der VHS, daraufhin wurden statistische Sekundäranalysen durchgeführt, mehr als 40 Grafiken erzeugt und mit Praktiker:innen diskutiert. Gemeinsames Ergebnis: eine fundierte Basis für mehr innovative Konzepte, die sich explizit auf Bildung und Teilhabe von Senior:innen im Sachen Digitalisierung richten.
Jupiter Campus
Was? Ein temporärer, hochschulübergreifender Campus als Plattform für Begegnung, Austausch und produktive Irritationen zwischen Uni und interessierten und zufälligen Akteur:innen der Hamburger Stadtgesellschaft rund um Bildung für Nachhaltige Entwicklung.
Wo? (Warum dort?) In einem ehemaligen Kaufhaus in der Mönckebergstraße mit Zwischennutzung aus den Bereichen Kunst, Kultur, Design und Gastronomie, das einen Gegensatz zu klassischen Uni-Räumen darstellt und damit potentiell auch nicht-akademische Zielgruppen anspricht. Zentral in der Stadt gelegen und von eingeladenem und zufälligem Laufpublikum frequentiert, zeichnete sich das Umfeld durch Diversität, Öffentlichkeit, Unvorhersehbarkeit und Improvisation aus.
Mit wem? (Warum mit denen?) Mit über 80 Forschenden, Lehrenden, Studierenden und Wissenschaftskommunikator:innen verschiedener Hamburger Hochschulen sowie mit städtischen und zivilgesellschaftlichen Initiativen, die zwei Aspekte vereinte: 1) Ihre Angebote leisteten einen Beitrag zu BNE und 2) sie teilten Risikobereitschaft und Interesse an non-formalen Lehr- und Lernangeboten und transdisziplinärer Zusammenarbeit.
Warum? Die Durchführung des Projektes von Oktober bis Dezember 2023 zahlte auf zwei wichtige aktuelle Strategien ein: Einerseits die Umsetzung des Hamburger Masterplans BNE 2030, andererseits die Stärkung von Transferaktivitäten der UHH im Rahmen ihrer Exzellenzstrategie.
Wann? Warum genau dann? Das Kaufhaus stand 2023 dank öffentlicher Förderung kostengünstig zur Zwischennutzung zur Verfügung, koordiniert durch die Kreativgesellschaft Hamburg als verlässlicher Betreiberin. Der Zeitraum von 3 Monaten bot ausreichend Zeit, um signifikante Bekanntheit zu erlangen und noch im Aktionszeitraum davon zu profitieren, war aber kurz genug, um Engagement und Begeisterung bei den Beteiligten hochzuhalten.
Wie? Warum so? Ein bewusst offener und niedrigschwelliger Call for Contributions (digital über Mailinglisten und Newsmeldungen sowie als Flyer bei Veranstaltungen an Hochschulen und in der Hamburger „BNE Szene“) konnte eine Vielzahl von Kooperationspartner:innen aller Fachdisziplinen und Karrierestufen zum Mitwirken anregen. Durch die geschaffene Infrastruktur aus zentraler Fläche, flexibler Ausstattung, kuratorischer Strategie und Koordination durch das Team des Co-Creation & Engagement Centers, konnten vielfältige Formate und Aktivitäten zu einem breiten Spektrum an Nachhaltigkeitsthemen durchgeführt werden, auch an Abenden und Wochenenden. Dadurch konnten über den Gesamtzeitraum äußerst diverse Zielgruppen angesprochen und involviert werden.
Mit welchen Wirkungen? Er ergaben sich vielfältige und nicht (nur) vorab geplante Wirkungen (da dem Projekt kein instrumenteller, sondern ein explorativer Ansatz zu Grunde lag): Akademiker:innen wurden animiert, den geschützten und geschlossenen Raum der Hochschulen und Seminarräume zu verlassen und sich in direkte Nachbarschaft zu Kunst- und Kulturschaffenden, zufälligem Laufpublikum und vielfältigen weiteren Zwischennutzer:innen des ehemaligen Kaufhauses zu begeben. Wissenschaftler:innen und Studierende gaben damit Kontrolle und Privilegien ab, um neuen Interaktionen und Aushandlungsprozessen Raum zu geben. Formate non-formalen und transformativen Lehrens und Lernens konnten getestet und die eigene Arbeit öffentlicher gemacht werden. Dies trug zu Kompetenzerwerb im Umgang mit Komplexität, Unsicherheit und Diversität bei und förderte persönliche und kollektive Resilienz. Besucher:innen nahmen Universität und Wissenschaft als nahbar und an gesellschaftlicher Relevanz interessiert wahr. Eigenes Wissen und Perspektiven zu Nachhaltigkeitstransformation konnten eingebracht und erweitert sowie Bezüge zwischen Hochschulforschung und -lehre zu lokal relevanten Nachhaltigkeitsthemen hergestellt werden. Neben Vermittlung und Austausch von Wissen, wurde auch die Reflektion zum Thema BNE befördert und neue Kontakte und Ideen für zukünftige Kooperationen, Netzwerke und konkrete Follow-up Projekte entstanden.
Daraus entsteht dann eine solche Story:
Zwischen Oktober und Dezember 2023 entstand im 3. OG des JUPITER (ehemaliger Karstadt Sport) am Hamburger Hauptbahnhof ein temporärer, hochschulübergreifender Campus als Plattform für Begegnung, Austausch und produktive Irritationen zwischen Hamburger Hochschulen und der Stadtgesellschaft rund um Bildung für Nachhaltige Entwicklung (BNE), der JUPITER-CAMPUS. Die Durchführung des Projektes zielte einerseits darauf, die Umsetzung des Hamburger Masterplans BNE 2030 zu befördern und andererseits Transferaktivitäten der UHH im Rahmen ihrer Exzellenzstrategie zu stärken.
Bewusst wurde hierfür der JUPITER gewählt, der mit seiner Zwischennutzung aus Kunst, Kultur, Design und Gastronomie und seiner zentralen Lage an der Mönckebergstraße von interessiertem und zufälligem Laufpublikum seit 2022 stark frequentiert wird. Auf Grund seines offenen, diversen und improvisierten Charakters bildete dieser Ort außerdem einen gewünschten Gegensatz zu klassischen Seminarräumen, Hörsälen oder Laboren.
Durch einen ausdrücklich offenen und niedrigschwelligen Call for Contributions gelang es, über 80 Forschende, Lehrende, Studierende und Wissenschaftskommunikator:innen verschiedener Hamburger Hochschulen aller Fachdisziplinen und Karrierestufen einzubinden, die zwei entscheidende Aspekte erfüllten: Ihre Angebote leisteten einen Beitrag zu BNE und sie teilten Risikobereitschaft und Interesse an non-formalen Lehr- und Lernangeboten sowie transdisziplinärer Zusammenarbeit. Die geschaffene Infrastruktur aus zentraler Fläche, flexibler Ausstattung, kuratorischer Strategie und Koordination durch das Team des Co-Creation & Engagement Centers, ermöglichte die Durchführung vielfältiger Formate und Aktivitäten zu einem breiten Spektrum an Nachhaltigkeitsthemen, auch an Abenden und Wochenenden. Dadurch konnten über den Projektzeitraum äußerst diverse Zielgruppen angesprochen und involviert werden. Eigenes Wissen und Perspektiven zu Nachhaltigkeitstransformation wurden eingebracht und erweitert, Bezüge zwischen Hochschulforschung und -lehre zu lokal relevanten Nachhaltigkeitsthemen hergestellt und die UHH als nahbar und an gesellschaftlicher Relevanz interessiert wahrgenommen. Neben Vermittlung und Austausch von Wissen, entstanden so neue Kontakte und Ideen für zukünftige Kooperationen und konkrete Follow-up Projekte. Nicht zuletzt konnten alle Beteiligten in den unvorhersehbaren Interaktionen und Aushandlungsprozessen ihre Kompetenzen im Umgang mit Komplexität, Unsicherheit und Diversität ausbauen und persönliche und kollektive Resilienz stärken.
Der Zeitraum von 3 Monaten bot ausreichend Zeit, um Bekanntheit in der Stadtgesellschaft zu erlangen und noch im Projektverlauf davon zu profitieren, war aber kurz genug, um Engagement und Begeisterung bei allen Beteiligten hochzuhalten.
>> Zum Jupiter Campus Blog
Start-up Success-Story
Folgt in Kürze!
Bis dahin sehen Sie sich gern eine Auswahl erfolgreicher wissensbasierter Start-ups der Universität Hamburg an.