Vor einem Jahr begannen die Prüfungsvorbereitungen für 22.000 StudierendeWie organisiert man Klausuren während einer Pandemie, Herr Sitt?
28. Mai 2021, von Niklas Keller

Foto: UHH/Kröninger
Zwei Messehallen mit fast 1.000 Sitzplätzen: Die Corona-Pandemie sorgte im letzten Jahr für eine Prüfungsphase, wie es sie noch nie gegeben hat. Vor zwölf Monaten begann Projektleiter Peter Sitt mit der Organisation der Klausuren: Er suchte genügend Tische und Stühle und jonglierte mit Veranstaltungshallen und Corona-Verordnungen. Ein Rückblick.
Jeden Tag krempeln in den Hamburger Messehallen Tausende Hamburgerinnen und Hamburger ihre Ärmel hoch, um den Impfstoff gegen das Coronavirus verabreicht zu bekommen. Noch vor wenigen Monaten – im Juli 2020 – standen in den Hallen keine Impfkabinen, sondern Tausende Tische und Stühle. 22.000 Studierende der Uni Hamburg schrieben dort ihre Klausuren.

Foto: UHH
Knapp ein Jahr ist es her, dass Peter Sitt und seine Kolleginnen und Kollegen in die Prüfungsorganisation des letzten Jahres einstiegen. Gesucht wurde ein Veranstaltungsort, in dem Tausende Studierenden der Universität ihre Klausuren ablegen konnten – unter Einhaltung der Corona-Hygienemaßnahmen der Stadt. Dafür wurden von verschiedenen Veranstaltungsorten in Hamburg Angebote eingeholt. Angefragt wurden unter anderem Sporthalle, Cruise Terminal und Millerntor Stadion.
Peter Sitt, der erst im Dezember 2019 in die Stabsstelle Tagungsmanagement und Hörsaalplanung der Universität gewechselt war, übernahm die Leitung des Projektes. Für Sitt war diese Aufgabe besonders herausfordernd, weil er sich mit den Strukturen der Universität Hamburg erst vertraut machen musste. Zeit, um sich in aller Ruhe einzuarbeiten, gab es nur wenig.
Erst Bauarbeiten, dann eine Pandemie
Bereits Anfang Januar 2020 machten sich Peter Sitt und seine sieben Mitarbeitenden auf die Suche nach Räumen für die im Sommer anstehenden Prüfungen. Das Audimax sollte nämlich im Juli 2020 renoviert werden. Als absehbar war, dass auch das Coronavirus Einfluss auf den Universitätsbetrieb haben würde, entschied sich Sitt, die Halle A2 in den Messehallen zu reservieren.
Mitte Juni 2020 stellte sich heraus, dass die Halle A2 nicht mehr für die geplanten Klausuren infrage kam. Grund dafür waren die Rückmeldungen aus den Fakultäten, denn es wollten mehr Studierende ihre Klausuren schreiben als ursprünglich gedacht. Die angemietete Halle war somit zu klein. Alternativ bot die Hamburg Messe die Halle A1 an. Somit konnten 1000 Studierende ihre Klausuren gleichzeitig schreiben. „Wir waren sehr erleichtert“, sagt Sitt. „Doch dann kam die neue Corona-Eindämmungsverordnung.“ Die besagte, dass die Personenanzahl von Veranstaltungen auf 650 Personen begrenzt wird. Die Verordnung machte den Plänen einen Strich durch die Rechnung – eine Woche, bevor die Klausurenphase beginnen sollte. Das Problem: Das Zeitfenster durfte nicht verschoben werden, da die Klausuren pünktlich korrigiert und im September die Nachschreibeprüfungen angeboten werden mussten. Eine verzwickte Situation.
Sitt und sein Team erinnerten sich an die ursprünglichen Pläne und mieteten, ergänzend zur Halle A1, auch Halle A2 in den Hamburger Messehallen an. Für ausreichend Platz war nun gesorgt.
Tausend Tische und tausend Stühle
Bei einem Besichtigungstermin wurde geprüft, ob die Hygienemaßnahmen in den Räumen eingehalten werden konnten. Sitt und seine Kolleginnen und Kollegen kontrollierten vor Ort unter anderem, ob sie ein Einbahnstraßensystem zwischen dem Ein- und Ausgang einrichten konnten. Es war umsetzbar. Im Vorfeld wurde ein Erklärfilm produziert, der den Studierenden Hinweise zu den Hygienevorschriften und dem Verhalten vor Ort vermitteln sollte.
Die Tische und Stühle für die Hallen mieteten sie bei einem externen Dienstleister. „Wir selber hatten nicht so viele und vor allem wollten wir sie nicht aufstellen“, erzählt Peter Sitt schmunzelnd. Sitt selbst bezog während der Vorbereitungen ein Büro in den Messehallen und arbeitete von dort aus. Durch die großen Fenster des hoch gelegenen Büros erstreckte sich die Aussicht über die gesamte Halle. „Mit so einem Blick in eine Ausstellungshalle habe ich noch nie gearbeitet“, sagt Sitt beeindruckt.
Größere Schilder und mehr Bodenstreifen
Am 13. Juli 2020 war der große Tag gekommen. Um 17 Uhr betraten die ersten Studierenden den neuen Prüfungsort, griffen in ihre Hosentaschen und zückten die Smartphones, um den besonderen Moment als Foto festzuhalten. Vor ihnen erstreckten sich die von der Universität angemieteten Hallen.
Sitt und sein Team hatten trotz gründlicher Vorkehrungen Bedenken, ob sich alle Teilnehmenden an die Hygienemaßnahmen und Abstandsregeln halten würden. Am ersten Tag wurde gleich deutlich, dass viele Ängste unbegründet waren. „Es gab überhaupt keine Hektik oder Panik. Alle Studierenden waren entspannt“, so Sitt. Dennoch mussten in den ersten Tagen einige Stellschrauben gedreht werden. So stellte man fest, dass viele Studierende, trotz großzügig bemessener Schilder im DIN A0-Format, ihre Plätze nicht fanden. Mit neuen Beschilderungen und Richtungsstreifen am Boden wurde die Suche erleichtert. Sitt und seine Kolleginnen und Kollegen halfen außerdem am Eingang, den Studierenden ihre Plätze zu zeigen.
Aufregung, aber auch Erleichterung
In den ersten drei Tagen stellte sich heraus, dass Lehrende unterschiedliche Schreibzeiten angegeben hatten. Einige notierten ihre Zeit inklusive Vor- und Nachbereitung, andere die reine Schreibzeit. „Direkt zu Beginn hatten wir eine Klausur, in der plötzlich 100 Studierende früher aufstanden, weil sie schon fertig waren“, berichtet Sitt. Die Zeiten mussten danach noch einmal angepasst werden.
Insgesamt blickt Peter Sitt zufrieden auf die Zeit zurück. Und das, obwohl er und seine Mitarbeitenden jeden Tag auf den Beinen waren und das Licht im Büro auch mal länger brannte. „Ich habe erst Ende 2019 angefangen und sehr viele Kolleginnen und Kollegen in kurzer Zeit kennengelernt. Das wäre in meinem normalen Alltag nicht möglich gewesen.“
Zukünftig wird der Großteil der Prüfungen digital abgehalten. Sollten Präsenzklausuren doch wieder möglich werden, so kann sich Sitt mit kühlem Kopf an die Planung begeben. Schließlich hat er diese Herkulesaufgabe bereits einmal erfolgreich gemeistert.