3,7 Millionen Euro für Entzündungs- und HirnforschungEuropäischer Forschungsrat zeichnet drei UKE-Projekte mit einem ERC Grant aus
23. November 2023, von Newsroom-Redaktion
Foto: Universitätsklinikum Hamburg-Eppendorf (UKE)
Gleich drei Wissenschaftler des Universitätsklinikums Hamburg-Eppendorf sind vom Europäischen Forschungsrat ausgezeichnet worden. Die Förderungen gehen an ein Forschungsprojekt zu immunvermittelten entzündlichen Erkrankungen sowie zwei Themen aus dem Bereich der Hirnforschung. Die auf jeweils fünf Jahre angelegten Projekte erhalten insgesamt mehr als 3,7 Millionen Euro.
„Ich freue mich sehr, dass der Europäische Forschungsrat ERC erneut drei Erfolg versprechende Forschungsprojekte aus dem UKE honoriert. Unsere wissenschaftlichen Anstrengungen insbesondere in den Bereichen der Entzündungsforschung und der neuronalen Forschung werden damit auch weiterhin unterstützt, worüber wir sehr dankbar sind. Mein Glückwunsch zu diesem großartigen Erfolg gilt den ausgezeichneten Wissenschaftlern“, sagt Prof. Dr. Blanche Schwappach-Pignataro, Dekanin der Medizinischen Fakultät und Vorstandsmitglied des Universitätsklinikums Hamburg-Eppendorf (UKE).
Einer der drei ausgezeichneten Wissenschaftlerinnen und Wissenschaftler ist Prof. Dr. Stefano Panzeri. Er ist Nucleus-Professor für Neurale Informationsverarbeitung und leitet die gleichnamige Exzellenz-Abteilung im Zentrum für Molekulare Neurobiologie Hamburg der UKE. Er ist Projektpartner bei einem ERC Consolidator Grant, der bei Prof. Allesandro Gozzi, italienisches Technologieinstitut IIT in Genua, angesiedelt ist. Das Projekt BRAINAMICS („Neuromodulatory control of brain network dynamics“) zielt darauf ab, zu messen und zu verstehen, wie sich die Vernetzung zwischen verschiedenen Gehirnarealen über die Zeit verändert. In der Gruppe von Prof. Panzeri werden hierfür mathematische Modelle von Neuronen-Netzwerken verwendet, um die Ursachen und die Funktion dieser Veränderungen zu verstehen. Von der Gesamtförderung in Höhe von rund zwei Millionen Euro gehen mehr als 207.000 Euro ans UKE.
Forschung zu Immunsystem und Gehirn
Ebenfalls durch einen ERC Consolidator Grant gefördert wird das Projekt ADAPT („Tracking adaptation of naïve T cells to distinct organs to decode organ-specific immune diseases“). Es untersucht zugrundeliegende Mechanismen bei immunvermittelten entzündlichen Erkrankungen, die häufig organspezifisch auftreten; Darm oder Leber können beispielsweise betroffen sein. „Dabei ist ungeklärt, welche Immunmechanismen dafür sorgen, dass die Erkrankung auf ein Organ oder einen Bereich beschränkt bleibt und welche Faktoren die Entwicklung der Erkrankung begünstigen“, erläutert Prof. Dr. Nicola Gagliani, Professor für Gastrointestinale Karziogenese, I. Medizinische Klinik und Poliklinik sowie Klinik und Poliklinik für Allgemein-, Viszeral- und Thoraxchirurgie.
Es werde vermutet, dass hierbei der westliche Ernährungsstil, aber auch Schadstoffe aus der Umwelt eine Rolle spielen, so Gagliani. Ziel des Projekts ist es, die Rolle der organspezifischen Anpassung einer bestimmten Immunzellpopulation sowie den Einfluss gesundheitsschädlicher Umweltfaktoren auf diese Zellen als frühen Trigger der Erkrankung zu untersuchen. Prof. Gagliani erhält für dieses Projekt in den kommenden fünf Jahren rund zwei Millionen Euro. Für Gagliani ist es die zweite persönliche Auszeichnung durch den EU-Forschungsrat, er hatte bereits 2016 einen ERC Starting Grant erhalten.
Einen solchen ERC Starting Grant erhält Dr. Sebastian Bitzenhofer aus dem Zentrum für Molekulare Neurowissenschaften Hamburg (ZMNH). Sein Projekt olfACTION („A circuit perspective on olfaction – how learning and context shape the propagation of information between brain areas“) untersucht, wie Gehirnareale Informationen austauschen und was diesen Vorgang beim Lernen neuer Zusammenhänge flexibel macht. Dafür wird die neuronale Aktivität in mehreren Hirnarealen gleichzeitig gemessen. Anhand dieser Daten wird untersucht, wie sich die Synchronität neuronaler Populationen beim Lernen verändert, wie dies die Informationsweiterleitung beeinflusst und wie diese Prozesse reguliert werden. „Ein detailliertes Verständnis dieser Prozesse ist unerlässlich, um die komplexen Veränderungen der Hirnaktivität bei neuropsychiatrischen und neurodegenerativen Krankheiten zu interpretieren“, erklärt Dr. Bitzenhofer, der in den kommenden fünf Jahren vom ERC mit rund 1,5 Millionen Euro gefördert wird.
Europäische Forschungsrat fördert Grundlagenforschung und anwendungsnahe Forschungsfelder
ERC Grants sind Teil des EU-Rahmenprogramms „Horizon Europe“, mit dem die Europäische Union sowohl die Grundlagenforschung als auch anwendungsnahe Forschungsfelder finanziert. Der Europäische Forschungsrat (European Research Council, ERC) unterscheidet dabei zwischen verschiedenen Förderprogrammen, etwa dem ERC Starting Grant für Nachwuchswissenschaftlerinnen und -wissenschaftler sowie dem ERC Consolidator Grant für etablierte Forschende bis zu zwölf Jahre nach ihrer Promotion. Forschende des UKE wurden in den vergangenen Jahren mit mehr als 30 solcher ERC Grants bedacht.