Willkommen an Bord„Ich erforsche die Rolle von Wissenschaftskommunikation in der Gesellschaft“Prof. Dr. Simone Rödder verstärkt weiterhin die Sozialwissenschaften
8. Oktober 2025, von Rödder/Red.

Foto: LIB/Pour
Jedes Jahr kommen zahlreiche neue Wissenschaftlerinnen und Wissenschaftler an die Universität Hamburg. In dieser Reihe stellen wir sie und ihre Forschungsgebiete vor. Dieses Mal: Soziologin Prof. Dr. Simone Rödder
Prof. Dr. Simone Rödder hat zum Wintersemester 2025/26 eine Professur für Soziologie, insbesondere Wissenschaftskommunikation und Museumsentwicklung, angenommen – eine gemeinsame Berufung mit dem Leibniz-Institut zur Analyse des Biodiversitätswandels (LIB). Vorher war Simone Rödder Juniorprofessorin für Soziologie, insbesondere Wissenschaftsforschung, an der UHH. Sie forscht im Exzellenzcluster „Climate, Climatic Change, and Society“ (CLICCS).
Mein Forschungsgebiet in drei Sätzen:
Als Soziologin und Wissenschaftsforscherin möchte ich verstehen, wie Wissenschaft und Gesellschaft als soziale Systeme funktionieren. Wie kommt es dazu, dass wissenschaftlichem Wissen in unserer Gesellschaft eine besondere Autorität eingeräumt wird – und mittels welcher Arten von Kommunikation gelingt dies? Und was sind die Folgen: für die Wissenschaft, für die Gesellschaft und für die Bewältigung von Nachhaltigkeitsproblemen?
Und so erkläre ich meiner Familie, worum es da geht:
Ich möchte herausfinden, wie die Arbeit und die Ergebnisse von Wissenschaftlerinnen und Wissenschaftlern dazu beitragen können, Probleme wie Klimawandel und Biodiversitätsverlust anzugehen oder eine Pandemie zu bewältigen. In all diesen Fällen kommt zu dem eigentlichen Problem hinzu, dass unklar ist, wie man darüber reden und wie man damit politisch umgehen kann. Das ist also eine zweite, eine kommunikative Krise, die wir noch viel besser verstehen müssen.
Das sind meine Pläne an der Uni Hamburg (in Bezug auf Transfer, Lehre, CLICCS o. Ä.):
Im Januar kommenden Jahres wird die zweite Phase des Exzellenzclusters „Klima, Klimawandel, und Gesellschaft“ beginnen. Gemeinsam forschen hier 19 Disziplinen zu der übergeordneten Frage, welche Klimazukünfte möglich und welche wünschenswert sind. In dem Projekt „Social Constructions of Climate Moods“, das ich gemeinsam mit meinem Kollegen Michael Schnegg aus der Ethnologie leite, werden wir die Rolle von Emotionen für die Imagination und Verwirklichung nachhaltiger Zukünfte erforschen.
Gefördert von der Transferagentur werde ich mit meinen Kollegen aus der Bodenkunde weiter ein transdisziplinäres Wissenstransfer-Netzwerk zur Zukunft der Obstbauböden im Alten Land aufbauen. Hier ergeben sich durch meine gemeinsame Berufung mit dem LIB tolle neue Kooperationsmöglichkeiten mit der Biodiversitätsforschung.
So werde ich mit dem LIB und den zugehörigen Museen zusammenarbeiten:
Als neue Leitung des Zentrums für Wissenstransfer am LIB freue ich mich sehr darauf, gemeinsam mit meinem Team in Bonn und Hamburg die zahlreichen etablierten Formate der Wissenschaftskommunikation am Naturkundemuseum weiterzuentwickeln. Die Museen bieten einen einzigartigen Raum für den Dialog zwischen Wissenschaft und Öffentlichkeit.
Dabei wird es besonders darum gehen, meine soziologische Forschung mit der Praxis der Biodiversitätskommunikation in den Museen zu verzahnen. Forschung, Lehre und Museumsarbeit sollen sich gegenseitig bereichern und voneinander lernen. Dafür werde ich unter anderem ein neues Kolloquium initiieren, bei dem im Wechsel spannende Gäste aus Wissenschaft und Praxis ihre Perspektiven vorstellen und zur Diskussion anregen. So soll ein lebendiger Austausch entstehen, der neue Impulse für Forschung und Vermittlung schafft.
Darum sollten Studierende unbedingt meine Veranstaltungen besuchen:
In meinen Veranstaltungen können Studierende die Fähigkeiten und die Neugierde entwickeln, wissenschaftliche Fragen zu stellen und gesellschaftliche Transformationen aus sozialwissenschaftlicher Perspektive zu analysieren. Meine oft forschungsorientierten Seminare bieten eine Gelegenheit, die Rolle von Wissenschaftskommunikation im komplexen Zusammenspiel von Wissenschaft, Medienöffentlichkeit und Politik besser zu verstehen. Das Museum der Natur Hamburg wird als Praxisort in Zukunft eine große Rolle spielen.
Blick in die weite Welt: mit diesen internationalen Einrichtungen, Universitäten oder Institutionen arbeite ich zusammen:
Eine aktuelle Befragung, die ich mit einer Kollegin und einem Kollegen der Universität Stellenbosch publiziert habe, zeigt überraschend wenige Unterschiede in der öffentlichen Wahrnehmung von Wissenschaftlerinnen und Wissenschaftlern zwischen Deutschland und Südafrika – ein Zeichen dafür, dass das Bild von Wissenschaft zumindest in diesen beiden Ländern, und vermutlich auch global, recht ähnlich ist. Auch an einer Studie unter der Leitung von Kolleginnen und Kollegen aus Harvard und Zürich war ich beteiligt, die das Vertrauen in Wissenschaft in 68 Ländern untersucht hat. Diese Kooperationen werde ich weiter ausbauen.
Darum ist meine Forschung für die Gesellschaft wichtig:
Wissenschaftskommunikation ist, genau wie Klimawandel und Biodiversitätskrise, selbst ein „wicked problem“, ein Problem, für das es keine einfache Lösung gibt. Soziologische Wissenschaftskommunikationsforschung hilft zu verstehen, welche Rolle Expertise in Medien, Politik, Recht und Wirtschaft spielt und wie sie zur Bewältigung gesellschaftlicher Herausforderungen beitragen kann.

