Willkommen an Bord„Theaterpädagogische Praxis soll Menschen miteinander in eine Auseinandersetzung bringen“Prof. Dr. Mira Sack verstärkt die Erziehungswissenschaft
5. September 2025, von Sack/Red.

Foto: Claudia Bickel
Jedes Jahr kommen zahlreiche neue Wissenschaftlerinnen und Wissenschaftler an die Universität Hamburg. In dieser Reihe stellen wir sie und ihre Forschungsgebiete vor. Dieses Mal: Theaterpädagogin Prof. Dr. Mira Sack.
Prof. Dr. Mira Sack ist zum Sommersemester 2025 von der Zürcher Hochschule der Künste nach Hamburg gekommen und hat an der Fakultät für Erziehungswissenschaft eine Professur für „Didaktik des Faches Theater“ angetreten.
Wie beschreiben Sie Ihr Forschungsgebiet in wenigen Sätzen?
Theaterpädagogische Forschung ist per se an der Schnittstelle zwischen verschiedenen Disziplinen, Methodologien und Diskursen beheimatet. Da der Gegenstandsbereich Theaterpädagogik künstlerische und soziale Dimensionen des Handelns konstitutiv miteinander verbindet, treffen in der Forschung Fragen um ästhetische Bildung auf gesellschafts- und sozialwissenschaftliche Theorien, theaterpraktische Analysen auf Fragestellungen der Vermittlung oder fachdidaktische Aspekte auf bildungsphilosophische Erörterungen.
Ich halte aktuell die Untersuchung und Weiterentwicklung von performativen, dialogischen Praktiken für wegweisend, da sie es erlauben, sich unmittelbar in gesellschaftliche Transformationsprozesse zu involvieren und soziale Räume mitzugestalten.
Wie erklären Sie Ihre Forschung ganz einfach verständlich?
Theaterpädagogische Praxis soll Menschen miteinander in eine Auseinandersetzung bringen. Der Kontakt findet ganz konkret über den Körper, den Raum, die Phantasie statt und spielt mit Möglichkeiten, Dinge anders zu erleben, zu denken, zu zeigen. Wie kann dieser Lernprozess für die gesellschaftlichen Aufgaben von heute relevant werden?
Zu welchen aktuellen gesellschaftlichen Themen oder Herausforderungen möchten Sie Ihre wissenschaftliche Expertise beitragen (und wie)?
Aktuell beschäftigen mich besonders die Tendenzen der Spaltung zwischen unterschiedlichen sozialen Gruppierungen. Polarisierungen, die im Zuge der Globalisierung zunehmen und in kriegerischen Auseinandersetzungen, dem Missbrauch der Umwelt und einer narzisstischen Selbstbezogenheit sichtbar werden, bedrohen die Zukunftsfähigkeit unseres Planeten. Die Suche nach Wegen, diese Entwicklung zu drehen, vermittelnd zwischen unterschiedlichen Fronten wirksam werden zu können ist eine zentrale Herausforderung im pädagogischen Bereich.
Insbesondere in der Schule können Kinder und Jugendliche mit sehr unterschiedlichen Wertvorstellungen erreicht werden und miteinander ins Handeln kommen. Dieses Handeln ist politisch zu verstehen und soll dazu beitragen, mündig zu werden. Dabei ist es mir ein Anliegen, Theaterpädagogik weniger ausgehend vom schauspielerischen Handwerk zu verstehen, sondern vielmehr die Interaktion und inhaltliche Auseinandersetzungen im Rahmen künstlerischen Experimentierens zu fokussieren.
Worauf dürfen Studierende sich freuen oder gespannt sein?
Die 4.000 Murmeln, die ich mitbringe. Einen Tiefenbohrer. Etwas Draht für verschiedene Einsatzbereiche.
Was wollen Sie an der Universität Hamburg oder von der UHH ausgehend bewirken, etwa. in Bezug auf Lehre, Transfer, Nachhaltigkeit etc.?
Eine zentrale Aufgabe wird sein, die Fachdidaktik des Unterrichtsfachs Theater für alle Schulstufen inklusive dem Bereich Sonderpädagogik auszuarbeiten. Hier will ich die Fragen nach einer Zukunft von Bildung als Motor nehmen, um eingespielte, bekannte Denk- und Handlungsmechanismen kritisch zu befragen und eine alternative Position zu entwickeln. Mein Wunsch wäre, die Lehrer:innenbildung in Hamburg als impulsgebend für den deutschsprachigen Diskurs rund um das Schulfach Theater zu positionieren.
Eine gute Vernetzung mit der Hochschule für Musik und Theater, wo die künstlerischen Fächer gelehrt werden, ist mir dabei ein ebenso wichtiges Anliegen wie die enge Kooperation mit dem Landesinstitut für Qualifizierung und Qualitätsentwicklung in Schulen und selbstverständlich den Schulen, Einrichtungen der Kulturellen Bildung und zivilgesellschaftlichen Organisation der Stadt Hamburg.
Worauf freuen Sie sich in Hamburg?
Die erweiterten Horizonte: am Himmel, in der Kulturlandschaft, im professionellen Feld.

