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  5. Forschende im Exil

Chance für Forschende im Exil

11. Oktober 2021, von Tim Schreiber

Grafische Weltkarte

Foto: Pixabay

An der Universität Hamburg gibt es verschiedene Angebote, um Wissenschaftlerinnen und Wissenschaftler im Exil zu unterstützen.

In Deutschland unterstützt eine ganze Reihe von Programmen Wissenschaftlerinnen und Wissenschaftler, die in ihrer Heimat politisch verfolgt oder aufgrund religiöser oder ethnischer Zugehörigkeit ausgegrenzt werden. An der Universität Hamburg helfen Kristin Günther und ihr Team von der Abteilung Internationales.

Mehr als 2.000 Wissenschaftlerinnen und Wissenschaftler haben im Jahr 2016 in der Türkei eine Petition unterschrieben – für Frieden und gegen Menschenrechtsverletzungen in den kurdischen Gebieten des Landes. Doch diese Unterschriften brachten keinen Frieden, sondern sie hatten drastische Konsequenzen für die Unterzeichnerinnen und Unterzeichner: Mehr als 500 Forschende wurden von ihren Universitäten entlassen. Aus Furcht vor Ausgrenzung oder auch um Gerichtsprozessen zu entgehen, versuchen viele, ihre Karriere im Ausland fortzusetzen. Einige dieser Forschenden sind auch in die Hansestadt gekommen, um hier in Sicherheit zu leben und zu arbeiten.

Hilfe bei der Antragstellung

„Wir haben als Folge der Petition im Jahr 2016 auch heute noch die meisten Anfragen von gefährdeten Forschenden aus der Türkei. Es wenden sich aber beispielsweise auch Menschen aus Belarus, dem Jemen, Brasilien oder aktuell Afghanistan an uns“, sagt Kristin Günther. Sie ist gemeinsam mit ihrem Team an der Universität Hamburg Ansprechpartnerin für solche Anfragen und steht bereit, um im ersten Schritt bei den Anträgen für Forschungsstipendien zu helfen. Voraussetzung für die Aufnahme an der Universität Hamburg ist die Sicherstellung einer Finanzierung sowie die Feststellung eines Gefährdungsstatus – beides erfolgt im Rahmen von Förderprogrammen zur Unterstützung gefährdeter Forschender. Außerdem muss die wissenschaftliche Betreuung durch eine Mentorin oder einen Mentor gegeben sein.

„Das bekannteste Programm ist die Philipp Schwartz-Initiative der Alexander von Humboldt-Stiftung. Leider ist die Nachfrage von Forschenden sehr groß und bei Weitem nicht jeder Antrag dort ist erfolgreich“, sagt Günther. Die Initiative wendet sich an Postdocs und bietet zweimal im Jahr Forschungsstipendien für 24 oder maximal 36 Monate. Weitere Programme gibt es auf internationaler oder regionaler Ebene, zum Beispiel das „Hamburg Programme for Scholars at Risk“. Und auch für Studierende und Promovierende sind gerade erste Programme vom Deutschen Akademischen Austauschdienst aufgelegt worden.

Unterstützung vor Ort

Im Normalfall wenden sich die Hilfesuchenden direkt an Kristin Günther. Sie berät dann nicht nur beim Ausfüllen von Formularen, sondern sucht auch nach der notwendigen wissenschaftlichen Mentorin bzw. dem Mentor an der Universität. Schließlich ist das Ziel der Programme die wissenschaftliche Integration und die Sicherung der Arbeits- und Forschungsmöglichkeiten. „In selteneren Fällen kommen auch Forschende der Universität auf uns zu, weil sie schon in Kontakt mit jemandem stehen und gern unterstützen möchten. Auch dann beraten wir."

Das Team aus der Abteilung Internationales ist aber nicht nur für Anträge zuständig. Es betreut auch diejenigen, die angenommen werden und nach Hamburg kommen können. Dazu nimmt es oft Kontakt zu den deutschen Botschaften auf, damit die Forschenden schnell einen Termin für einen Visumsantrag bekommen. In Hamburg unterstützen die Mitarbeitenden beim Gang zum Bürgeramt, erläutern Briefe von Behörden oder organisieren gemeinsame Netzwerkveranstaltungen. „Wir stehen meist regelmäßig in Kontakt und lernen viele Forschende häufig auch persönlich kennen“, sagt Günther.

Zwar ist aufgrund der begrenzten Mittel nur einer von fünf Anträgen erfolgreich, doch das Team um Günther weiß um die Bedeutung seiner Arbeit und freut sich über das gute Feedback der Forschenden. Auch der Austausch, der durch die Betreuung entsteht, ist eine große Motivation: „Hinter jeder Anfrage verbirgt sich ein persönliches Schicksal und es ist toll, den Menschen helfen zu können“, so Günther.   

19NEUZEHN

Dieser Artikel ist in Ausgabe 17 des Hochschulmagazins 19NEUNZEHN zum Wintersemester 2021/22 erschienen. Die vollständige Ausgabe des Heftes sowie das Archiv der vergangenen Ausgaben finden Sie auf dem Online-Auftritt des Magazins.

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Verändert am 11. Oktober 2021

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