UHH Newsletter

Juni 2013, Nr. 51

FORSCHUNG

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Zebrafinken schauen sich das Verhalten bei ihren Artgenossen ab. Foto: Wiebke Schütt


Kontakt:

Dr. Wiebke Schütt
Postdoc der Arbeitsgruppe Verhaltensbiologie
Zoologisches Institut
Universität Hamburg

t. 040.42838-3673
e. wiebkesch-at-googlemail.com

Studie zu Zebrafinken: Erziehung wichtiger als Gene?

Die Persönlichkeit wird nicht von den Eltern vererbt, zu diesem Schluss kommt eine neue Studie zu Zebrafinken. Wissenschaftlerinnen und Wissenschaftler der Universität Hamburg und der University of Exeter haben untersucht, wie die Persönlichkeit von einer Generation auf die nächste übertragen wird. Ergebnis: Pflegeeltern haben mehr Einfluss auf die Persönlichkeit des Nachwuchses als die Gene der biologischen Eltern.

„Dies ist eine der ersten Studien, die zeigen, dass bei Zebrafinken Persönlichkeitsmerkmale nicht allein durch die Gene, sondern durch Verhalten an die nächste Generation übergeben werden können“, so Dr. Nick Royle von der University of Exeter.

„Bisherige Studien haben gezeigt, dass Verhalten sowohl genetisch als auch durch Umweltbedingungen im weitesten Sinne beeinflusst wird. Allerdings ist die Art der beeinflussenden Umweltbedingungen weitgehend unerforscht. In unserer Studie zeigen wir nun, dass es zumindest eine Korrelation zwischen dem Verhalten der Pflegeeltern und der Jungtiere gibt“, erläutert Dr. Wiebke Schütt, Postdoc der Arbeitsgruppe Verhaltensbiologie am Zoologischen Institut der Universität Hamburg.

Der Versuchsaufbau der Studie, die in dem Journal „Biology Letters“ im Juni veröffentlicht wurde, sah vor, dass Zebrafinken in eine neue Umgebung gebracht und die Zahl der von ihnen aufgesuchten Plätze gezählt wurden. Manche waren schüchtern und blieben hauptsächlich an ein und demselben Platz, während andere die neue Umgebung weitläufig erkundeten. Die Vögel wurden anschließend verpaart und konnten ihren Nachwuchs aufziehen. Vor dem Schlüpfen wurden die Gelege jedoch anderen Eltern untergeschoben.

Sowohl die Eigenschaften der Persönlichkeit (mutig/scheu) als auch die Größe des Nachwuchses wurden nach Erreichen des Erwachsenenalters gemessen. Die Größe des Nachwuchses entsprach weitgehend der Größe der biologischen Eltern. Das Verhalten jedoch übernahmen die jungen Zebrafinken vorwiegend von ihren Pflegeeltern.

Die Studie wirft auch die Frage auf, inwiefern sich die an Zebrafinken gewonnenen Erkenntnisse auf andere Lebewesen, einschließlich Menschen, übertragen lassen. Erben adoptierte Kinder die Eigenschaften ihrer genetischen oder sozialen Eltern? Hat die Umwelt größeren Einfluss auf die Entwicklung der Persönlichkeit als Gene?

Die Ergebnisse der Studie stützen die These, dass Verhalten auch auf nicht-genetischem Wege an die nächste Generation weitergegeben werden kann. Zukünftige Studien werden auf die Ergebnisse aufbauen und untersuchen, wie verbreitet diese Art Verhaltensweitergabe unter anderen Arten ist.

PM/Red.
 
 
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