100 Jahre Bildung und Lernen in HamburgDie Zeit war reif
19. März 2019, von Hendrik Tieke
Die Ausstellung „Die Zeit war reif – 100 Jahre Bildung und Lernen in Hamburg“ ist gestartet. Sie erzählt die Geschichte der fünf großen Hamburger Bildungseinrichtungen – und zeigt, was eine Stadt zur Bildungsmetropole macht.
Am 28.März 1919 beschloss der Hamburger Senat, eine Universität einzurichten. Das war etwas ganz Neues: Denn im gesamten 19. Jahrhundert hatten nur Fürsten und Könige Universitäten gegründet, und bis 1918 war Deutschland eine Monarchie. Außerdem stimmten die Senatoren am 28. März für die Erschaffung einer Volkshochschule. Auch damit waren sie Pioniere ihrer Zeit: Schließlich war die Vorstellung bis dahin in Deutschland nicht verbreitet gewesen, dass der Staat allen Erwachsenen ein lebenslanges Lernen ermöglichen sollte.
1919 – für Hamburg ein Jahr des Aufbruchs
1919 beschloss der Seanat auch, kindliche Erziehung und vorschulische Bildung zur öffentlichen Aufgabe zu machen: Von nun an förderte er den „Ausschuß für Säuglings- und Kleinkinderanstalten“ mit viel Geld. Der Verein war der Vorgänger der heutigen Elbkinder-Kitas. Über 50 Einrichtungen, die Kinder berufstätiger Eltern betreuten, schlossen sich 1919 unter seinem Dach zusammen. Im selben Jahr entstand auch der „Hamburger Volksbühne e.V.“ (heute: inkultur – Hamburger Volksbühne e.V.) – auf Initiative von Bürgern und Senatoren. Dieser Verein organisiert noch heute erschwingliche Theaterabonnements für die Einwohnerinnen und Einwohner der Stadt. So will er Kultur – und damit Bildungsgüter – zugänglich für alle machen. Und schließlich taten sich 1919 auch die vielen privaten Bücherhallen in einer Stiftung zusammen. Auf diese Weise konnten sie von nun an Bestände besser koordinieren, wirtschaftlicher arbeiten und den Einwohnerinnen und Einwohnern mehr Bücher zu Verfügung stellen.
„1919 war für die Stadt ein Jahr des Aufbruchs“, sagt Dr. Christina Kuhli vom Kunstgeschichtlichen Seminar der Universität Hamburg. „Zum ersten Mal trat eine demokratisch gewählte Bürgerschaft zusammen und damit ein wirklich demokratischer Senat. Indem er die fünf Hamburger Bildungsinstitutionen gründete beziehungsweise unterstützte, schuf er eine Grundlage für die demokratische Bildung der Einwohnerinnen und Einwohner.“
Improvisierte Bühnen zwischen Trümmern
Kuhli hat die Ausstellung konzipiert, zusammen mit Kolleginnen und Kollegen der Hamburger Volkshochschule, der Elbkinder-Kitas, der Bücherhallen und des Vereins inkultur. 48 Schautafeln mit vielen historischen Fotos zeigen, wie die „Hamburger Fünf“ zu allen Zeiten dazu beigetragen haben, Hamburg zu einer Bildungsmetropole zu machen. So war die Universität schon in den 1920er Jahren ein Magnet für bedeutende Forscher wie etwa den späteren Nobelpreisträger Otto Stern. Selbst im kriegszerstörten Hamburg konnten sich Abonnementen der Volksbühne Theaterstücke ansehen – die Schauspieler auf improvisierten Bühnen in den Trümmern der Stadt aufführten. Und in der zweiten Hälfte des 20. Jahrhunderts gab es fast keinen Stadtteil mehr, in der man nicht ein Buch ausleihen konnte. Heute sind die Hamburger Fünf im Leben der Stadt nicht mehr wegzudenken. Deshalb ehrt sie der Senat mit einer Ausstellung im Rathaus.
Weitere Informationen
Die Ausstellung findet statt vom 18. März bis zum 10. April 2019 in der Rathausdiele im Hamburger Rathaus, Rathausmarkt 1, 20095 Hamburg.
Öffnungszeiten: Mo-Fr 7-19 Uhr, Sa 10-18 Uhr, So 10-17 Uhr (geschlossen vom 22. bis 25. März).