Babyplanung unter die Lupe genommenEltern, die unbekannten Wesen
6. August 2025, von Christina Krätzig

Foto: UHH/Dingler
Zu welchem Zeitpunkt entscheiden sich Paare für Nachwuchs? Wie fällen sie diese Entscheidung? Und wie wirkt sich diese auf die Gesellschaft aus? Fragen wie diese möchte der Wirtschaftswissenschaftler Dr. Christian Zimpelmann mithilfe von Panelbefragungen sowie qualitativen Interviews untersuchen. Unterstützt wird das Vorhaben vom Ideen- und Risikofonds der Exzellenzuniversität Hamburg.

Mit knapp 30 Jahren bekommen Frauen in der Europäischen Union ihr erstes Kind, in Deutschland ein paar Monate später. Die Väter sind bei der Geburt durchschnittlich 33 Jahre alt. Das besagt die Statistik, doch über den Wunschzeitpunkt der Paare sagen die Daten wenig aus. „Darüber ist erstaunlich wenig bekannt“, erklärt Dr. Christian Zimpelmann, wissenschaftlicher Mitarbeiter am Fachbereich Volkswirtschaftslehre der Universität Hamburg. „Es sind intime Prozesse, die in Paarbeziehungen verhandelt werden und anschließend einen großen Einfluss auf die Gesellschaft haben, beispielsweise im Hinblick auf den demografischen Wandel oder die Verfügbarkeit von Arbeitskräften.“
Frauen bezahlen eine frühe Entscheidung für Kinder potentiell noch immer mit einem Karriereknick, ein Aufschieben mit dem möglichen Nachlassen der Fruchtbarkeit. Ist Anfang dreißig für sie also der ideale Kompromiss zwischen diesen Aspekten? Oder ist dieser Zeitpunkt eher ein Kompromiss mit anders lautenden Wünschen werdender Väter? Um Fragen wie diesen auf den Grund zu gehen, möchte Zimpelmann sie einerseits in großen Panelbefragungen unterbringen, beispielsweise im LISS Panel in den Niederlanden. Diese repräsentative Online-Befragung der niederländischen Bevölkerung wird seit 2007 fortlaufend durchgeführt.
Zum anderen plant der Wissenschaftler, qualitative Befragungen durchzuführen. „Diese Methode wird in den Wirtschaftswissenschaften nur selten genutzt“, sagt er. Denn zum einen sei die Durchführung solcher Interviews zeitaufwändig, zum anderen sei die Auswertung mit hohem Aufwand verbunden. Zumindest das erste Problem plant Zimpelmann mit Hilfe einer Künstlichen Intelligenz zu lösen: Er will einen Chatbot trainieren, der dann mit den Paaren interagiert. „Auf diese Weise“, sagt er, „ist es irrelevant, ob man 20 oder 200 Interviews führt.“
Ob er die KI auch nutzen wird, um die entstehenden Textmengen auszuwerten, weiß er noch nicht. Der Ideen- und Risikofonds ermöglicht es ihm erst einmal, das Projekt zu starten. Sein mittelfristiges Ziel besteht darin, eine weitere, größere Förderung einzuwerben, beispielsweise im Rahmen des Heisenberg-Programms.
Finanziert wird der Ideen- und Risikofonds aus Mitteln, die der Universität Hamburg im Rahmen ihrer Förderung als Exzellenzuniversität bewilligt wurden. Voraussetzung für eine Förderung ist ein inhaltlicher Bezug zu einem Potenzialbereich oder einer Profilinitiative der Universität Hamburg.

