“House of Computing and Data Science” gegründetDigitale Werkzeuge für die Wissenschaft
22. Februar 2022, von Christina Krätzig
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Die Einführung und Weiterentwicklung digitaler Methoden in der Wissenschaft ist das Ziel des neuen „House of Computing and Data Science“ an der Universität Hamburg. Dort werden Forschende bei deren Nutzung unterstützt und in interdisziplinären Projekten neue Methoden entwickelt.
Durch die zunehmende Digitalisierung werden in der Wissenschaft Datenmengen erzeugt, die Menschen kaum noch überblicken. Deswegen bedarf es neuer Verfahren, um diese Daten nutzbar zu machen – auch in wissenschaftlichen Disziplinen, die traditionell eher technikfern sind oder qualitativ arbeiten. „Selbst in Fächern wie der Soziologie oder der Philosophie ermöglichen neue digitale Werkzeuge die Bearbeitung neuer Forschungsfragen oder können die Herangehensweise an herkömmliche Fragestellungen revolutionieren“, erklärt Prof. Dr. Chris Biemann, Professor am Fachbereich Informatik und wissenschaftlicher Leiter des „House of Computing and Data Science“ (HCDS).
Das HCDS ist eine zentrale Betriebseinheit der Universität Hamburg und wurde Anfang Dezember 2021 gegründet. „In unserem Methodenkompetenzzentrum können sich Forschende, die für ihre individuellen Fragestellungen digitale Methoden nutzen möchten, Hilfe holen. Das kann beispielsweise ein Altphilologe sein, der vermutet, dass Künstliche Intelligenz ihm bei der Enträtselung von Inschriften auf alten Grabsteinen unterstützen kann. Oder eine Ethnologin, die Computer große Textmengen lesen und analysieren lassen möchte“, beschreibt Biemann einen Teil der Aufgaben des HCDS. Die Mitarbeitenden im Methodenkompetenzzentrum wissen beispielsweise, welche Verfahren es bereits gibt, helfen bei deren Implementierung oder schulen Nutzerinnen und Nutzer bei der Anwendung.
In den „Cross-Disciplinary Labs“ wollen die Forschenden noch etwas weiter gehen. Dort kommen Methodenwissenschaftlerinnen und -wissenschaftler mit Anwenderinnen und Anwendern zusammen, um innovative digitale Werkzeuge zu entwickeln. „Forschende können sich oft nur schwer vorstellen, was neue Technologien überhaupt für ihre Fragestellungen leisten können, wie automatisch generierte Ergebnisse zu interpretieren sind und welche Vor- und Nachteile automatischen Verfahren gegenüber manuellen Analysen bieten“, erklärt Biemann. „Methodenwissenschaftlerinnen und -wissenschaftler sind hingegen auf die Formalisierung und Automatisierung sich wiederholender Aufgaben bei der Verarbeitung von Daten aller Art spezialisiert.“ In den „Cross-Disciplinary Labs“ geht es um Zusammenarbeit auf Augenhöhe und darum, einen möglichst nachhaltigen Mehrwert für die Forschungsgemeinde zu schaffen.
Schon in naher Zukunft wird Spitzenforschung, wie sie beispielsweise in Exzellenzclustern stattfindet, ohne den Einsatz von Künstlicher Intelligenz nicht mehr wettbewerbsfähig sein, vermutet Biemann. Viele Forschungseinrichtungen schaffen derzeit Institutionen wie das HCDS. „Es ist wichtig, hier am Ball zu bleiben und selbst zum Akteur zu werden. Denn wer Werkzeuge selbst entwickelt, ist innovativer und langfristig erfolgreicher als jemand, der die Lösungen anderer übernehmen muss“, so der Informatiker.