Hub for Crossdisciplinary LearningGrenzenloses Lernen
2. Juli 2025, von Newsroom-Redaktion

Foto: UHH/Esfandiari
Im Jahr 2024 startete die Universität Hamburg mit dem Hub for Crossdisciplinary Learning (HCL) eine zentrale Maßnahme zur Förderung interdisziplinärer Lehre. Im Interview sprechen wir mit den Projektverantwortlichen Gaetano Rago (Studienkoordination HCL/UHH) und Prof. Dr. Christoph Dartmann (wissenschaftliche Leitung HCL/UHH) sowie unserer Vizepräsidentin für Studium und Lehre Prof. Dr. Natalia Filatkina über die strategischen Ziele, die Organisation und die langfristige Perspektive des HCL.
Dieses Interview ist Teil des Jahresberichts 2024 der Universität Hamburg. Der ganze Jahresbericht mit vielen Informationen und spannenden Einblicken steht zum direkten Lesen oder zum Download bereit.
Der Hub for Crossdisciplinary Learning (HCL) bildet nicht nur eine Plattform für die strategische Weiterentwicklung des Lehrangebots, sondern schafft auch den Raum für neue didaktische Formate, die gezielt auf aktuelle gesellschaftliche Herausforderungen wie Twin Transformation, Demokratie, Gesundheit, Diversität und Internationalisierung, Wissenstransfer oder allgemein „future skills“ eingehen. Ab dem Sommersemester 2025 stehen Studierenden in über 70 BA-Studiengängen insgesamt mehr als 10.000 Plätze in etwa 650 Lehrveranstaltungen zur Verfügung.
Was ist der HCL und welche Vision und Strategie steckt für die UHH dahinter?
Prof. Dr. Natalia Filatkina: Der HLC ist eine zukunftsweisende Initiative zur strategischen Weiterentwicklung des Studienangebots. Er fördert interdisziplinäre und innovative Lehransätze zu zentralen Zukunftsthemen wie Digitalisierung, KI, Nachhaltigkeit und sozialer Gerechtigkeit. Ziel ist es, Studierende für komplexe gesellschaftliche Herausforderungen zu sensibilisieren und überfachliche Kompetenzen zu stärken. Der HCL fördert vernetztes Denken und Offenheit für verschiedene Wissenskulturen und macht die Universität Hamburg zu einem kreativen Ort der Wissensentwicklung, der die Studierenden in ihrer persönlichen und beruflichen Entwicklung unterstützt. Darüber hinaus fungiert der Hub als Katalysator für die Entwicklung neuer Formate wie Zertifikate, Microcredentials und Internationalisierungsprogramme.
Was bedeutet diese Initiative für die Studierenden der UHH?
Prof. Dr. Christoph Dartmann: Die meisten BA-Studierenden der Universität erhalten die Möglichkeit, Lehrveranstaltungen aus verschiedenen Fächern zu besuchen und für ihr Studium anzurechnen. Dadurch können sie über den
Tellerrand des eigenen Faches hinausblicken und sich mit Themen wie Sprachen, gesellschaftlichen Fragestellungen oder der digitalen Welt auseinandersetzen.
Welche Vorteile erwarten Studierende durch die fächerübergreifenden Lehrangebote und was sind die konkreten Angebote?
Gaetano Rago: Aktuell umfasst das Angebot über 650 Veranstaltungen, die eine große thematische Vielfalt abdecken. Neben klassischen Formaten wie Vorlesungen, Seminaren und Übungen gibt es auch Sprachkurse, Kolloquien sowie Projekt- und Praktikumsseminare. Ergänzt wird das Programm durch Qualifizierungsangebote aus verschiedenen Einrichtungen der Universität Hamburg, darunter das Nachhaltigkeitszertifikat, die Programme des Zentrums für Gender & Diversity oder der Initiativkreis Friedensbildung bzw. Peacebuilding.
Studierende profitieren besonders von der Möglichkeit, fachübergreifende Veranstaltungen unabhängig von ihrem eigenen Studiengang zu belegen und sich diese für ihr Studium anrechnen zu lassen. Dies ermöglicht eine gelebte Interdisziplinarität, die nicht nur das Denken erweitert, sondern auch neue Perspektiven eröffnet. Zudem trägt das breite Lehrangebot dazu bei, gesellschaftliche Herausforderungen aus verschiedenen Blickwinkeln zu betrachten und kreative Lösungsansätze zu entwickeln. Der Austausch mit Studierenden anderer Fachrichtungen fördert nicht nur die persönliche Entwicklung, sondern auch die Fähigkeit, interdisziplinär zu arbeiten – eine Kompetenz, die in der heutigen Arbeitswelt zunehmend an Bedeutung gewinnt.
Wie siehst Du die Zukunft der interdisziplinären Lehre an der UHH und welche Rolle wird das HCL dabei spielen?
Prof. Dr. Christoph Dartmann: Das HCL ermutigt Studierende, interdisziplinär zu studieren und transdisziplinär zu denken. Es schafft einen Rahmen für innovative Lehr- und Lernformate, die über Fachgrenzen hinausgehen. Unser Ziel ist es, interdisziplinäre Lehrangebote weiter auszubauen – perspektivisch bis hin zur Gestaltung ganzer Studiengänge. Denn die Interessen der Studierenden und die drängenden Herausforderungen unserer Zeit lassen sich nicht auf einzelne Disziplinen beschränken. Eine zentrale Rolle spielt dabei das Monitoring des Wahlverhaltens: Es hilft uns, besondere Interessenschwerpunkte zu identifizieren, die als Grundlage für zukünftige Studienangebote dienen können.
Wie reagieren Studierende auf das Angebot des HCL und welche Rückmeldung hast Du bisher erhalten?
Gaetano Rago: Wir haben bisher durchweg positive Rückmeldungen aus den verschiedensten Fachbereichen der UHH erhalten – von interessierten Nachfragen bis hin zu konkreten Beratungsanfragen. Besonders freut mich, dass viele
Studierende mit internationalem Hintergrund unser Angebot wahrnehmen und auch Studierende anderer Hochschulen über Netzwerke darauf aufmerksam werden und teilnehmen möchten. Da sich das Angebot zunächst nur
an Bachelorstudierende (außer in Lehramtsteilstudiengängen) richtet, fällt es uns jedoch schwer, Masterstudierende zu vertrösten, denen derzeit nur eine kleinere Auswahl im freien Wahlbereich zur Verfügung steht. Das zeigt uns zum
einen, wie sehr Interdisziplinarität geschätzt wird, und zum anderen, dass hier noch viel Potenzial und Handlungsbedarf besteht.
Kannst Du uns schon etwas zu den langfristigen Zielen des HCL sagen und wie sich das Angebot in den kommenden Jahren entwickeln soll? Gibt es beispielsweise Planungen im Bereich Zertifikatsangebote oder für Masterprogramme?
Prof. Dr. Natalia Filatkina: Die langfristigen Ziele des HCL liegen im Aufbau eines robusten, nachhaltigen und inklusiven Bildungsangebots, das sowohl Bachelor- als auch Masterstudierenden offensteht. Geplant ist die Entwicklung innovativer Zertifikatsprogramme, die gezielte Qualifikationen in interdisziplinären und zukunftsrelevanten Themenfeldern ermöglichen. Diese Angebote sollen das bestehende Studium sinnvoll ergänzen und Studierende dabei unterstützen, sich auf die Herausforderungen einer sich dynamisch wandelnden Welt vorzubereiten.
Der HCL positioniert sich als langfristige Maßnahme der Exzellenzstrategie. Welche Impulse erwartest Du von diesem Ansatz für die Lehre und das Image der Universität Hamburg?
Prof. Dr. Natalia Filatkina: Der HCL ist ein zentraler Bestandteil der Exzellenzstrategie der Universität Hamburg und stärkt ihr Profil als innovative, international ausgerichtete Bildungsinstitution. Mit seinen interdisziplinären und breit zugänglichen Lehrangeboten erhöht er die Attraktivität der Universität – sowohl für Studierende als auch für exzellente Lehrende und Forschende. Zugleich hilft der HCL, administrative und strukturelle Hürden in der Umsetzung interdisziplinärer Lehre abzubauen.
Ein entscheidender Erfolgsfaktor ist der pragmatische „Einfach-machen“-Ansatz, der die kurzfristige Umsetzung der Idee ermöglicht hat. Die positiven Rückmeldungen von Kolleginnen und Kollegen anderer Universitäten, die das offene und vielfältige Angebot des HCL hervorheben, bestätigen die Strahlkraft des Konzepts. Sie unterstreichen das Potenzial der UHH, eine Vorreiterrolle in der zukunftsorientierten Hochschullehre einzunehmen. Insgesamt leistet der HCL einen wichtigen Beitrag zur qualitativen Weiterentwicklung des Lehrprofils und stärkt die Position der UHH im internationalen Wettbewerb.