Besondere Pflanzen im Zeichen des KlimawandelsWird Hamburg zur Wüste? An einer Stelle ist es das schon lange
17. Juni 2025, von Claudia Sewig
Am 20. Juni wird im Loki-Schmidt-Garten, dem Botanischen Garten der Universität Hamburg, ein besonderes Jubiläum begangen: Vor 20 Jahren wurde dort das Wüstenrevier eröffnet. Zum Internationalen Tag zur Bekämpfung der Wüstenbildung (17. Juni) beantwortet Dr. Thea Lautenschläger, wissenschaftliche Leiterin des Gartens, drei Fragen dazu, wie man sich auf klimatische Veränderungen mit trockeneren Phasen in Hamburg anpassen muss.
Der Klimawandel bringt längere trockene Phasen mit sich, wie wir es in diesem Frühjahr bereits erlebt haben. Wird Hamburg zur Wüste?
So schnell wird Hamburg nicht zur Wüste werden. Dennoch haben wir auch hier klimatische Veränderungen über die vergangenen Jahrzehnte erlebt. So gibt es deutliche Anzeichen dafür, dass sich zum Beispiel die Blühzeitpunkte vieler Arten nach vorne verschieben im Jahreslauf, was wiederum einen spürbar negativen Effekt auf die Bestäuber haben kann, da diese ihre Lebenszyklen nicht unmittelbar an diese Verschiebungen anpassen können.
Die Winter werden milder, sodass Pflanzenarten, die früher durch Frost zurückgefroren sind, langfristig nun auch im Freiland überleben können. Das ist schön etwa für unsere Magnolien, kann aber auch invasiven Arten Vorschub leisten. Gleichzeitig gibt es immer längere Trockenphasen, die mittelfristig auch einen Einfluss auf das Stadtgrün Hamburgs haben werden.
Wie muss sich die Stadt Hamburg, wie der Botanische Garten auf mehr Trockenheit und Wärme anpassen?
Wichtig ist es, so viel wie möglich Grünflächen im innerstädtischen Raum zu erhalten, um dadurch auch die Kühlung der Stadt zu erhalten und heiße Sommer erträglicher zu gestalten. Dementsprechend sollten keine weiteren Flächen versiegelt werden, da nur unversiegelte Böden Wasser aufnehmen können. So kann einem Hitzestau entgegengewirkt werden. Dach- und Fassadenbegrünung können hierbei zusätzliche Verdunstung schaffen – und sie filtern gleichzeitig Feinstaub und verbessern damit die Luftqualität. Außerdem sollte über Versickerungsmulden und dezentrale Wasserspeicherung zur Bewässerung in Trockenphasen nachgedacht werden.
Der Botanische Garten setzt wassersparende Bewässerungsmethoden wie die Tröpfchenbewässerung ein. Zudem werden Flächen gemulcht, sodass sich unter dem Material Feuchtigkeit besser halten und das Bodenleben erhalten werden kann.
Was kann jede und jeder Einzelne bei sich auf dem Balkon oder im Garten hinsichtlich der Entwicklung tun?
Da gibt es etliche leicht umzusetzende Tipps:
- Entsiegeln von Flächen, darunter zählen auch Steingärten – stattdessen das Anlegen von Blühwiesen mit insektenfreundlichen heimischen Stauden
- Vertikale Begrünung fördern, zum Beispiel mit Rankhilfen
- Für den Balkon: Es gibt auch zahlreiche trockenheitsliebende Pflanzen, die attraktiv sind, aber wenig Wasser benötigen. Hierzu zählen auch viele Küchenkräuter wir Salbei, Thymian, Lavendel oder Oregano. Diese sind in Blüte auch ein Insektenmagnet
- Nur morgens und abends gießen
- Regenwasser auffangen
- Rasenschnitt als Mulchmaterial verwenden
Buntes Programm zum Jubiläum
Die Eröffnung des Wüstengartens vor 20 Jahren und den Internationalen Tag zur Bekämpfung der Wüstenbildung (17. Juni) begeht der Loki-Schmidt-Garten am 20. Juni 2025 mit einem bunten Veranstaltungsprogramm im Zeichen der Wüste. Von 14 bis 19 Uhr gibt es im Botanischen Garten in Klein Flottbek (Ohnhorststraße) spannende Einblicke in die faszinierende Welt der Trockenlebensräume, Mitmachaktionen für Groß und Klein sowie Beiträge aus der aktuellen Wüstenforschung der Universität Hamburg.
Bei den blauen Pyramiden des Wüstengartens, einem der Wahrzeichen des Botanischen Gartens, starten kurze Führungen (15-30 Minuten) etwa zu den Themen „Ausbreitung von Wüsten und Bekämpfungsmaßnahmen“, „Nutzpflanzen der Wüsten und Oasen“ oder „Forschungsarbeiten im südlichen Afrika“. Zusätzlich gibt es Führungen durch den Wüstengarten, der 2005 von Loki Schmidt eingeweiht wurde, und Themenstände an den Pyramiden.
Der Eintritt ist frei. Weitere Informationen und das komplette Programm finden sich auf den Seiten des Botanischen Gartens.