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Februar 2015, Nr. 71

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Das „Springvieh“, ein Kostüm der Maskentänzer Lavinia Schulz und Walter Holdt. Leihgabe des Museums für Kunst und Gewerbe, zu Besuch im Mittelweg. Foto: UHH/Schoettmer

Das „Springvieh“, ein Kostüm der Maskentänzer Lavinia Schulz und Walter Holdt. Leihgabe des Museums für Kunst und Gewerbe, zu Besuch im Mittelweg. Foto: UHH/Schoettmer

Fantastischer Besuch: Springvieh im Mittelweg

Die Zeiten der verheißungsvollen Leere sind vorbei: In der großen Vitrine im Eingangsbereich der Cafeteria im Mittelweg steht seit Ende Januar ein Kunstwerk – ausgeliehen aus dem Museum für Kunst und Gewerbe. Hinter der Ganzkörpermaske verbirgt sich die tragische Geschichte eines Künstlerehepaares.

Das Kostüm „Springvieh“ ist eines von rund zwanzig Kostümen, die vom Künstlerehepaar Lavinia Schulz und Walter Holdt geschaffen wurden. In den frühen 1920er Jahren nutzte das Paar die Kostüme für ihre Tanzperformances, die vor allem durch Elemente des Expressionismus geprägt waren, aber auch Bewegungen des klassischen Balletts aufgriffen.

Lavinia Schulz (geb. 1896) war 1919, im Jahr der Universitätsgründung, aus Berlin nach Hamburg gekommen und spielte hier bei der Schauspielergruppe „Kampfbühne“. Dort traf sie auf den gebürtigen Hamburger Walter Holdt (geb. 1899), der zwar als Kaufmann arbeitete, aber ein begabter und leidenschaftlicher Tänzer war. Die beiden heirateten 1921 und verschrieben sich einem Lebensstil, der die vollständige Symbiose von Alltag und Kunst darstellte.

Ein Künstlerleben in Armut

Gemeinsam bildeten sie das Duo „Die Maskentänzer“, wobei sie die sogenannten Ganzkörpermasken selber herstellten. 1923 kam der gemeinsame Sohn zur Welt. Bis 1924 traten sie auf und erlangten in der Tanzszene einige Berühmtheit. Da sie für ihre Aufführungen allerdings grundsätzlich kein Geld nahmen, lebten sie in großer Armut. 1924 erschoss Lavinia Schulz erst ihren Mann und dann sich selbst.

Nach einem Gedenkabend für das Ehepaar im Jahr 1925 verschwanden die Kostüme in Kisten auf dem Dachboden des Museums für Kunst und Gewerbe. Dort überstanden sie auch die Zerstörung „entarteter Kunst“ unter den Nationalsozialisten, die vor allem expressionistische Werke traf.

Nachdem die Werke in den 1980er Jahren wiederentdeckt und restauriert wurden, waren sie unter anderem in Paris ausgestellt. Seit 2012 sind alle erhaltenen Kostüme in der Abteilung „Moderne“ des Museums für Kunst und Gewerbe zu sehen.

Eine Kopie der Figur „Springvieh“ ist nun im Café im Mittelweg zu sehen. Das Material ist dem Original nachempfunden, das aus Sackleinen, Sperrholz, Draht und Pappmaché bestand, und die Choreographien nicht unbedingt erleichterte. Ein Nachbau des Springviehs, der 2006 gefertigt wurde, tanzt nun Pas des deux mit der Wissenschaft.

Inspiration aus der Vergangenheit

„Die Maske erzählt von der Hingabe der beiden Erschaffer für ihre Kunst und ihre Tätigkeit. Es ist nicht nur ein wichtiges Zeitdokument des Expressionismus im frühen 20. Jahrhundert, sondern regt auch heute noch die Fantasie an. Daher hoffe ich, dass das Kunstwerk, das uns dankenswerterweise vom Museum für Kunst und Gewerbe zur Verfügung gestellt wurde, auch die Mitarbeiterinnen und Mitarbeiter der Universität inspirieren kann“, erklärt Universitätspräsident Prof. Dr. Dieter Lenzen.


Für weitere Informationen: http://janreetze.blogspot.de/2010/12/die-maskentanzer-lavinia-schulz-walter.html

Red.
 
 
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