UHH Newsletter

Dezember 2016, Nr. 91

FORSCHUNG



Kontakt:

Merel Neuheuser
Referentin des Präsidenten für Presse- und Öffentlichkeitsarbeit

t. 040.42838-1809
e. merel.neuheuser"AT"uni-hamburg.de

Prof. Dr. Anke Grotlüschen, Sprecherin „Alltagsmathematik als Teil der Grundbildung Erwachsener“, Prof. Dr. Tilo Böhmann (Information Governance Technologies: Ethics, Policies, Architecture) und Wissenschaftssenatorin Katharina Fegebank stellen die Forschungsprojekte vor. Foto: Nicolas Böyer/Senatskanzlei

Prof. Dr. Anke Grotlüschen, Sprecherin „Alltagsmathematik als Teil der Grundbildung Erwachsener“, Prof. Dr. Tilo Böhmann (Information Governance Technologies: Ethics, Policies, Architecture) und Wissenschaftssenatorin Katharina Fegebank stellen die Forschungsprojekte vor. Foto: Nicolas Böyer/Senatskanzlei

Landesforschungsförderung: Acht neue Forschungsvorhaben an der Universität Hamburg

In der zweiten Runde der Landesforschungsförderung hat die Behörde für Wissenschaft, Forschung und Gleichstellung (BWFG) acht neue Spitzenforschungsvorhaben an der Universität Hamburg bewilligt. Jedes Projekt erhält eine Förderung von maximal 1,75 Millionen Euro bei einer Laufzeit von 3,5 Jahren. Insgesamt fördert der Stadtstaat elf neue Forschungsvorhaben der Hamburger Hochschulen mit 17,3 Millionen Euro.

Ziel der Landesforschungsförderung ist es, die Forschungs-Schwerpunkte an den staatlichen Hamburger Hochschulen und ihren Kooperationspartnern zusätzlich zu ihrer Grundfinanzierung zu unterstützen und sie in die Lage zu versetzen, erfolgreich Bundesmittel oder EU-Mittel einzuwerben. In der ersten Runde der Landesforschungsförderung 2014 wurden bereits zwölf Forschungsvorhaben der Universität Hamburg ausgewählt.

„Alltagsmathematik als Teil der Grundbildung Erwachsener“

Wie gut Erwachsene in Alltagsmathematik sind, steht im Zentrum eines der neu bewilligten Forschungsprojekte. Die Wissenschaftlerinnen und Wissenschaftler von „Alltagsmathematik als Teil der Grundbildung Erwachsener“ werten internationale Kompetenzstudien zur Mathematik aus, um Kompetenzen und Anwendung von Mathematik im Alltag zu untersuchen. „Alltagsmathematik scheint sich trotz der Bildungsexpansion zu verschlechtern“, erläutert die Erziehungswissenschaftlerin Prof. Dr. Anke Grotlüschen, Sprecherin des Forschungsverbundes. „Wir wollen herausfinden, wie es um das Überschlagen, Schätzen und Prüfen steht und um das Verständnis statistischer Zusammenhänge, Tabellen und Grafiken.“ Der Forschungsverbund ist eine Zusammenarbeit der Universität Hamburg, der Hochschule für angewandte Wissenschaften Hamburg (HAW), der Helmut-Schmidt-Universität (HSU) sowie des UNESCO Institute for Lifelong Learning (UIL).

Automatisierte Modellierung hermeneutischer Prozesse

Der Forschungsverbund „Automatisierte Modellierung hermeneutischer Prozesse“ befasst sich mit computergestützten Analyseverfahren. „Im Zeitalter von Big Data nimmt die Menge an Veröffentlichungen aus allen Bereichen wie Wissenschaft, Zeitungen, Soziale Medien, Literatur ständig zu. Um die wachsenden Textmengen sozial- und geisteswissenschaftlich auszuwerten, stellt sich die Frage, ob klassische, hermeneutische Analyseverfahren automatisiert werden können, indem Teile der Analyse vollautomatisch oder zumindest computergestützt durchgeführt werden“, so die Sprecherinnen des Forschungsverbundes, Kulturanthropologin Prof. Dr. Gertraud Koch und Korpuslinguistin Prof. Dr. Heike Zinsmeister.

Das Projekt setzt dieses Forschungsvorhaben als interdisziplinäre Zusammenarbeit der Disziplinen Informatik, Korpuslinguistik, Kulturanthropologie sowie Literatur- und Pflegewissenschaft um.

Im Kern geht es darum, ob und wie der menschliche Erkenntnisprozess in einer automatischen Erschließung abgebildet und unterstützt werden kann. Gemeinsames Ziel ist es unter anderem, Digital Humanities-Ansätze am Wissenschaftsstandort Hamburg hochschulübergreifend zur Verfügung zu stellen. Es handelt sich um eine Zusammenarbeit der Universität Hamburg mit der Hochschule für Angewandte Wissenschaften Hamburg (HAW) und der Technische Universität Hamburg (TUHH).

EPILOG, epigenetische Langzeitfolgen viraler und bakterieller Infektionen

Die Forscherinnen und Forscher des neuen Verbundes EPILOG untersuchen die epigenetischen Langzeitfolgen viraler und bakterieller Infektionen. „Die physiologische Funktion einer Zelle ist von einer genauen Kontrolle der Aktivität ihrer Gene abhängig, wie die Mikrobiologin Prof. Dr. Nicole Fischer, Sprecherin des Forschungsprojekts sagt. Neben der eigentlichen Erbinformation sind insbesondere Veränderungen der DNA im Komplex mit Proteinen für die Steuerung der Genaktivität verantwortlich. Sogenannte epigenetische Veränderungen können die Chromatinstruktur und damit die zelluläre Genregulation dauerhaft verändern.

Das Ziel von EPILOG ist es, solche Veränderungen zu erfassen und zu untersuchen, inwiefern über Zellgenerationen hinweg vererbbare epigenetische Veränderungen auch nach Ablauf der ursprünglichen Infektion bestehen und so beispielsweise zur Entstehung chronischer Erkrankungen oder aber zur Prägung zellulärer Abwehrmechanismen beitragen können. Im Forschungsverbund arbeiten Wissenschaftlerinnen und Wissenschaftler der Universität Hamburg, des Universitätsklinikum Hamburg-Eppendorf (UKE), und dem Heinrich-Pette Institut, Leibniz Institut für Experimentelle Virologie (HPI), zusammen.

Flexibles Lernen unter Stress: neurokognitive Mechanismen und klinische Implikationen

Der Forschungsverbund „Flexibles Lernen unter Stress: neurokognitive Mechanismen und klinische Implikationen“ hat zum Ziel, den Einfluss von Emotionen und Stress auf die Flexibilität des Lernens zu entschlüsseln. Hierzu werden komplementäre psychologische und neurowissenschaftliche Methoden kombiniert.

„Stress ist in unserem Leben allgegenwärtig und kann einen maßgeblichen Einfluss auf unser Denken, Fühlen und Handeln ausüben. Zugleich wird in modernen Gesellschaften eine flexible Anpassung an sich stetig verändernde Umgebungen gefordert. Stress kann diese flexible Verhaltensanpassung jedoch erschweren oder gar verhindern, was im Alltag weitreichende Konsequenzen haben und zur Entstehung oder Aufrechterhaltung psychischer Störungen beitragen kann“, erläutert der Kognitionspsychologe Prof. Dr. Lars Schwabe, Sprecher des Verbundes. Bei dem Forschungsverbund handelt es sich um eine Kooperation zwischen der Universität Hamburg, der Universitätsklinikum Hamburg-Eppendorf (UKE), der Helmut Schmidt Universität Hamburg und der Medical School Hamburg.

Hybride – Chancen und Herausforderungen von neuen genomischen Kombinationen

Im Forschungsverbund „Hybride – Chancen und Herausforderungen von neuen genomischen Kombinationen“ bündeln Wissenschaftlerinnen und Wissenschaftler der Universität Hamburg, des Bernhard-Nocht-Instituts für Tropenmedizin (BNI) und des Climate Service Center Germany (GERICS) der Helmholtz-Gemeinschaft die Expertise am Standort Hamburg, um wichtige Erkenntnisse zu Hybridisierungen zu erhalten. „Hybride – also Kreuzungen zwischen Arten – kommen in der Natur viel häufiger vor als noch bis vor kurzem angenommen und scheinen eine enorme, aber bisher nur wenig untersuchte Rolle in der Evolution zu spielen“, so Entwicklungsbiologe Prof. Dr. Arp Schnittger, Sprecher des Verbundes. Vor allem in Zeiten eines globalen Klimawandels und der damit einhergehenden Verschiebungen von Artarealen sei mit einer Zunahme von Hybridisierungsereignissen zu rechnen. Der Forschungsverbund legt die Basis für einen Sonderforschungsbereich (SFB), der die Merkmale und Muster von Hybridisierungen weiterführend untersuchen soll.

Identifizierung von Immunmechanismen bei Erkrankungen mit geschlechtsspezifischen Unterschieden

Mit der Frage nach den Ursachen und Konsequenzen geschlechtsspezifischer Einflüsse bei immunvermittelten Erkrankungen befasst sich ein weiterer neuer Forschungsverbund. „Immunantworten unterscheiden sich zwischen Männern und Frauen und führen zu Unterschieden in der Häufigkeit des Auftretens und der Schwere des Verlaufs von Autoimmunerkrankungen, Infektionen und Tumoren. Auch die Ausbildung der Immunantwort in der Entwicklung nach der Geburt unterliegt geschlechtsspezifischen Einflüssen“, erläutert Neurologe Prof. Dr. Manuel Friese, Sprecher des Projekts. Diese Einflüsse können sich über genetische Faktoren und Geschlechtshormone manifestieren, welche zudem in wechselseitiger Beziehung mit der kommensalen Darmflora stehen.

Wissenschaftlerinnen und Wissenschaftler der Universität Hamburg, des Universitätsklinikums Hamburg Eppendorf (UKE), des Bernhard Nocht Institutes für Tropenmedizin (BNI), des Heinrich-Pette Instituts und des Leibniz Instituts für Experimentelle Virologie (HPI), wollen geschlechtsspezifische Einflüsse untersuchen, um die Regelkreise zu identifizieren, die für geschlechtsspezifische Unterschiede bei immunvermittelten Erkrankungen von Bedeutung sind.

Information Governance Technologies: Ethics, Policies, Architecture

Der sachgerechte Umgang mit Daten in der digitalen Gesellschaft steht im Zentrum des Forschungsverbundes „Information Governance Technologies: Ethics, Policies, Architecture“. „In der digitalen Gesellschaft werden durch neue Technologien zunehmend in allen Lebensbereichen sensible Daten gewonnen, die zunehmend wirtschaftliche, politische und gesellschaftliche Prozesse beeinflussen“, so der Wirtschaftsinformatiker Prof. Dr. Tilo Böhmann, Sprecher des Forschungsverbundes. Das Forscher-Team geht der Frage nach, wie Informationsverarbeitung durch neuartige technische Mechanismen (wieder) transparent und steuerbar für Individuen und Institutionen gemacht werden kann. Hierzu wird ein neues interdisziplinäres und hochschulübergreifendes Forschungsfeld in Hamburg eingerichtet, das in einem ersten Schritt Hamburger Wissenschaftlerinnen und Wissenschaftler aus Informatik, Rechtswissenschaften und Ethik der Universität Hamburg, der Technischen Universität Hamburg (TUHH) und dem Hans-Bredow-Institut für Medienforschung zusammenführt.

Standards „Guter Arbeit“ und ihre Wirkungen auf die Nachhaltigkeit der Erwerbs-und Leistungsfähigkeit

Das Themenfeld „Gute Arbeit“ steht im Mittelpunkt des neuen Forschungsverbundes „Standards „Guter Arbeit“ und ihre Wirkungen auf die Nachhaltigkeit der Erwerbs-und Leistungsfähigkeit“. Im Kern geht es um die Qualität der Arbeitsbedingungen und ihre Wirkungen für Beschäftigte und Arbeitgeber. „Veränderungen in der Arbeitswelt führen dazu, dass die sozialen, ethischen, juristischen und ökonomischen Standards „Guter Arbeit“ konzeptionell und empirisch neu zu bestimmen sind und ihre personalwirtschaftlichen, psychologischen und soziologischen Wirkungen und die dahinter liegenden Einflussfaktoren zu bestimmen sind“, so die Wirtschaftswissenschaftlerin Prof. Dr. Dorothea Alewell, Sprecherin des Projekts. Dazu gehörten die Entwicklung von hybriden Organisationsformen und digitalen Wertschöpfungsketten, die Entwicklung neuer Berufsbilder, das Wandeln der Arbeitswerte, die zunehmende Flexibilisierung der Beschäftigungsverhältnisse, die steigende Diversität von Belegschaften sowie internationale Einflüsse auf das Arbeits- und Sozialrecht.

Der interdisziplinäre Forschungsverbund bereitet in Zusammenarbeit mit der Helmut-Schmidt-Universität die Beantragung einer DFG-Forschergruppe zum Themenfeld „Gute Arbeit“ vor.

Landesforschungsförderung Hamburg

Ausgeschrieben waren in der aktuellen Förderrunde die „Anschubförderung von kooperativen Forschungsverbünden“. Dabei werden Verbünde der staatlichen Hamburger Hochschulen und deren Partnern, die die Voraussetzung für die Beantragung von gemeinsamen Forschungsvorhaben auf überregionaler und internationaler Ebene erfüllen, gezielt gefördert. Insgesamt haben die Hochschulen 32 Projekte eingereicht. Die Ausschreibung erfolgte dabei themenoffen, um der Wissenschaft den erforderlichen kreativen Freiraum für das Aufgreifen neuer Forschungsthemen zu bieten. Die Entscheidungen basieren auf einem wissenschaftsgeleiteten Begutachtungsprozess, bei dem für jeden der Anträge mehrere schriftliche Gutachten von externen Gutachterinnen und Gutachtern eingeholt wurden.

Mit dem Instrument der 2013 gegründeten Landesforschungsförderung geht der Senat neue Wege in der Forschungsförderung. Ziel ist es, die Forschung an den staatlichen Hamburger Hochschulen und ihren Kooperationspartnern (andere Hochschulen, außeruniversitäre Forschungseinrichtungen, Museen, Stiftungen u.a.) zusätzlich zu ihrer Grundfinanzierung mit weiteren Landesmitteln gezielt zu unterstützen. Die Landesforschungsförderung ist ein Förderinstrument der Freien und Hansestadt Hamburg, das durch die Behörde für Wissenschaft, Forschung und Gleichstellung umgesetzt wird. Sie soll die koordinierte Entwicklung des vorhandenen wissenschaftlichen Potentials unterstützen, wissenschaftliche Stärken fördern und bereits vorhandene, vielversprechende Potentialbereiche weiterentwickeln und stärken. Damit sollen strategische Entwicklungen an den Hochschulen gezielt unterstützt werden und zu wachsender Wettbewerbsfähigkeit im überregionalen, auch internationalen, Vergleich führen.

Kontakt zu den Forschungsprojekten

Alltagsmathematik als Teil der Grundbildung Erwachsener

Prof. Dr. Anke Grotlüschen, Berufliche Bildung und Lebenslanges Lernen (EW 3), anke.grotlueschen"AT"uni-hamburg.de

Automatisierte Modellierung hermeneutischer Prozesse. Der Einsatz von Annotationen für sozial- und geisteswissenschaftliche Analysen im Gesundheitsbereich

Prof. Dr. Gertraud Koch, Institut für Volkskunde/Kulturanthropologie, gertraud.koch"AT"uni-hamburg.de

Prof. Dr. Heike Zinsmeister, Korpuslinguistik, heike.zinsmeister"AT"uni-hamburg.de

EPILOG, epigenetische Langzeitfolgen viraler und bakterieller Infektionen

Prof. Dr. Nicole Fischer, Institut für Medizinische Mikrobiologie Virologie und Hygiene, nfischer"AT"uke.de

Prof. Dr. Adam Grundhoff Heinrich-Pette, Institut Leibniz Institut für Experimentelle Virologie, adam.grundhoff"AT"hpi.uni-hamburg.de

Flexibles Lernen unter Stress: neurokognitive Mechanismen und klinische Implikationen

Prof. Dr. Lars Schwabe, Kognitionspsychologie, lars.schwabe"AT"uni-hamburg.de

Hybride – Chancen und Herausforderungen von neuen genomischen Kombinationen

Prof. Dr. Arp Schnittger, Biozentrum Klein Flottbek, arp.schnittger"AT"uni-hamburg.de

Identifizierung von Immunmechanismen bei Erkrankungen mit geschlechtsspezifischen Unterschieden

Prof. Dr. Manuel Friese, Fachbereich Medizin, manuel.friese"AT"zmnh.uni-hamburg.de

Information Governance Technologies: Ethics, Policies, Architecture

Prof. Dr. Tilo Böhmann, Fachbereich Informatik Arbeitsbereich IT-Management und -Consulting (ITMC), tilo.boehmann"AT"uni-hamburg.de

Standards „Guter Arbeit“ und ihre Wirkungen auf die Nachhaltigkeit der Erwerbs-und Leistungsfähigkeit

Prof. Dr. Dorothea Alewell, Fakultät für Betriebswirtschaft, dorothea.alewell"AT"uni-hamburg.de

PM Stadt Hamburg/Red.
 
 
Home | Impressum | Datenschutz | Kontakt