UHH Newsletter

August 2010, Nr. 17

CAMPUS

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Prof. Christian Möllmann vom Institut für Hydrobiologie und Fischereiwissenschaft und KlimaCampus Hamburg, Foto: KlimaCampus Universität Hamburg



Kontakt:

Prof. Dr. Christian Möllmann
Universität Hamburg
Institut für Hydrobiologie und Fischereiwissenschaft
KlimaCampus

t. 040.428 38-66 21
e. christian.moellmann-at-uni-hamburg.de

Für ein nachhaltiges Fischereimanagement: Biologe der Universität Hamburg entwickelt Rechenmodell zum Erhalt des Dorschbestands

Eine internationale Forschergruppe um Prof. Christian Möllmann (Institut für Hydrobiologie und Fischereiwissenschaft und KlimaCampus Universität Hamburg) hat ein Rechenmodell entwickelt, mit dem langfristige Vorhersagen zur Entwicklung des Dorschbestandes in der Ostsee gemacht werden können. Anfang August erhielten die Forscher für ihre Arbeit den amerikanischen „Sustainability Science Award 2010“.
Fischbestände werden nicht nur durch Fangquoten beeinflusst, sondern auch wesentlich durch das Klima. Beispielsweise bringen starke Regenfälle zukünftig mehr Süßwasser in die Ostsee. Gleichzeitig wird sich voraussichtlich der Tiefenwasser-Zufluss aus der Nordsee verringern. Beide Phänomene führen zu einer niedrigeren Salzkonzentration in der Ostsee. Der Lebensraum von marinen Fischen wie dem Dorsch in der Ostsee ist infolgedessen bedroht. Die Sprotte hingegen, Hauptnahrung der Dorsche, profitiert vom Klimawandel und steigenden Temperaturen in der Ostsee.

Rechenmodell zur Entwicklung des Dorschbestands

Im Institut für Hydrobiologie und Fischereiwissenschaft am KlimaCampus ist es Wissenschaftlern gelungen, sowohl die wechselseitigen Abhängigkeiten als auch die Veränderungen, die der Klimawandel mit sich bringt, in ein gemeinsames Rechenmodell zu integrieren. Ausgehend von Faktoren wie Temperatur und Salzgehalt des Wassers sowie weiteren Umweltbedingungen und Fangquoten kann damit die Entwicklung des Dorschbestands in der Ostsee vorhergesagt werden.

Internationale Anerkennung erhalten die Erkenntnisse der Forschergruppe nun durch die Auszeichnung mit dem „Sustainability Science Award 2010“ der Ecological Society of America (ESA). Im Rahmen der Jahresversammlung der international bedeutenden Ökologinnen- und Ökologenvereinigung ESA wurde der Preis am 2. August in Pittsburgh verliehen.

Notwendigkeit eines Ökosystem-basierten Fischereimanagements

In ihren Untersuchungen hat die Forschergruppe mehrere Szenarien durchgespielt: Bliebe der Fischereidruck so hoch wie in den letzten Jahrzehnten, gäbe es mittelfristig auch ohne den Klimawandel nur noch wenige Dorsche in der Ostsee. Wenn das Modell steigende Temperaturen und niedrigere Salzgehalte, die uns in den nächsten Jahren erwarten, in die Rechnungen mit einbezieht, beschleunigt sich dieser Prozess erheblich. Folglich könnte so nicht nur ein beliebter Speisefisch verloren gehen, sondern auch eine wichtige Einkommensquelle für die Fischer im gesamten Ostseeraum.

Prof. Christian Möllmann betont vor diesem Hintergrund die Notwendigkeit eines ausgewogenen Fischereimanagements, das auf dem Rechenmodell für Ökosystem-basiertes Fischereimanagement in der Ostsee aufbaut: „Unsere Ergebnisse zeigen, dass ein nachhaltiges Fischereimanagement einen erneuten Kollaps des Dorschbestandes verhindern kann.“ Das Modell sagt voraus, dass der Bestand in den nächsten 50 Jahren tendenziell stabil bleibt, wenn der Fischereidruck reduziert wird.

Rechenmodell fließt in Arbeit des Internationalen Rats für Meeresforschung ein

Das Modell ist ein wichtiges Werkzeug für Ökosystem-basiertes Fischereimanagement und hat nach Aussage von Möllmann weiteres Potenzial. Schon jetzt seien Berechnungen für die Populationen von Hering und Sprotte möglich. „Das Prinzip des Modells ist generell auch auf andere Ökosysteme und Arten übertragbar.“

Das Rechenmodell der Forschergruppe wird derzeit in Arbeitsgruppen des International Council for the Exploration of the Sea (ICES, deutsch: Internationaler Rat für Meeresforschung) getestet. 20 Staaten sind im ICES vereint und verfolgen das Ziel, Fragestellungen aus dem Bereich der Meeresforschung und der Fischerei aufzuarbeiten. 110 Fischbestände werden wissenschaftlich überwacht und in ihrer Bestandsentwicklung erforscht. Die Arbeit des Internationalen Rats für Meeresforschung resultiert in Empfehlungen zu möglichen Fangquoten an die Europäische Kommission.
Red.
 
 
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