UHH Newsletter

Oktober 2014, Nr. 67

CAMPUS



Kontakt:

Christina Kaminski
Universität Hamburg
Koordination Sonderforschungsbereich 950

t. 040.42838-9378
e. christina.kaminski"AT"uni-hamburg.de

Als Erinnerung an Hamburg bekam Dr. Haïdara ein Buddelschiff der Gorch Fock überreicht. Foto: Karsten Helmholz/SFB 950

Als Erinnerung an Hamburg bekam Dr. Haïdara ein Buddelschiff der Gorch Fock überreicht. Foto: Karsten Helmholz/SFB 950

Retter der Timbuktu-Manuskripte zu Besuch an der Universität Hamburg

Dr. Abdel Kader Haïdara hat am 6. Oktober den Afrika-Preis 2014 für die Rettung von 285.000 Manuskripten aus Timbuktu während der politischen Unruhen im Norden Malis erhalten. Am Tag nach der Preisverleihung besuchte er das „Centre for the Study of Manuscript Cultures“ (CSMC) an der Universität Hamburg. Das Projekt „Safeguarding the Manuscripts from Timbuktu“ unterstützt seit 2013 die Restaurierung und Erforschung der Timbuktu-Handschriften, die zum UNESCO-Weltkulturerbe gehören.

Der Preisträger Dr. Haïdara ist Direktor einer der größten Bibliotheken in Timbuktu und Vorsitzender der Nichtregierungsorganisation SAVAMA-DCI, die das Ziel hat, das handschriftliche Erbe Timbuktus zu bewahren. Er folgte der Einladung nach Hamburg, um das CSMC persönlich kennenzulernen und die weitere Zusammenarbeit zu planen. Nach einem Rundgang mit Prof. Dr. Michael Friedrich, Leiter des CSMC, veranstaltete das Zentrum einen Empfang für die Gäste aus Mali; neben Dr. Haïdara besuchte auch der Berater der malischen Regierung Dr. Mahmoud Abdou Zouber die Universität.

Vizepräsidentin Prof. Dr. Susanne Rupp gratulierte in ihrer Begrüßungsrede zur erfolgreichen Rettung der historischen Kulturschätze und zum Afrika-Preis. Sie sei glücklich und stolz auf die Rolle, die das CSMC in der weiteren Bewahrung der Manuskripte spiele, sagte Rupp. „Zudem ist es ein überzeugendes Beispiel, wie geisteswissenschaftliche Forschung nicht nur im Elfenbeinturm stattfindet, sondern dass Forscherinnen und Forscher auch unter prekären politischen Umständen praktisch zur Rettung von Kulturgütern beitragen können.“

Bedrohung für die alten Handschriften

Nach dem Militärputsch in der Republik Mali im März 2012 zerstörten radikalislamische Rebellen auch in Timbuktu zahlreiche Kulturdenkmäler. Dort lagerten die zu den UNESCO-Welterbestätten gehörenden Timbuktu-Manuskripte, die als die mit Abstand wichtigste Sammlung von schriftlichen Zeugnissen der westafrikanischen literarischen Tradition gelten, deren genauere Kenntnis dazu führen wird, dass Teile der Geschichte Afrikas neugeschrieben werden müssen.

Gleich nach dem Einmarsch der Rebellen versuchten die Eigentümer und Leiter der Manuskriptbibliotheken, die Dokumente in die 700 km entfernte Hauptstadt Bamako zu schmuggeln – mit Erfolg. Versteckt in über 1.000 Metallkisten gelangten 95 Prozent der Handschriften, insgesamt geschätzte 285.000, nach Bamako. Der Hauptorganisator der Rettungsaktion war Dr. Haïdara, der Direktor der Mamma-Haïdara-Gedächtnis-Bibliothek ist.

Die zweite Rettung steht bevor

Nach der ersten erfolgreichen Sicherung der Manuskripte schloss sich das CSMC der Universität Hamburg auf Initiative des deutschen Auswärtigen Amts und der Gerda Henkel Stiftung im März 2013 den internationalen Bemühungen zur Erhaltung, Restaurierung und Erforschung der Manuskripte an.

Das Projekt „Safeguarding the Manuscripts from Timbuktu“ wirkt bei der Einrichtung eines Manuskriptarchivs in Bamako mit, in dem die Manuskripte vor ihrer Rückführung nach Timbuktu gelagert, konservatorisch behandelt, katalogisiert, digitalisiert und erforscht werden können. Für die nächsten Jahre haben das Auswärtige Amt und die Gerda Henkel Stiftung je 500.000 Euro zur Verfügung gestellt.

Afrika-Preis 2014 in Berlin

Dr. Haïdara erhielt am 6. Oktober im Weltsaal des Auswärtigen Amts den Deutschen Afrika-Preis 2014 von Bundesaußenminister Frank-Walter Steinmeier. Neben seinem Wunsch nach Frieden äußerte er die Hoffnung, dass die kostbaren Handschriften in Zukunft sicher lagern und weiter erforscht werden. Bei letzterem wird das CSMC gerne seinen Beitrag leisten, ergänzte Prof. Dr. Friedrich während des Besuchs in Hamburg.

Red.
 
 
Home | Impressum | Datenschutz | Kontakt