UHH Newsletter

August 2014, Nr. 65

CAMPUS

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Gibt es eine „gerechte Sprache“? Mehr als 200 Teilnehmende der Tagung suchten Antworten darauf.


Kontakt:

Jana Tereick
Wissenschaftliche Mitarbeiterin
Institut für Germanistik

t. 040.42838-4791
e. jana.tereick-at-uni-hamburg.de


Website Correctly Political


Weitere Informationen zum Code of conduct


Gibt es eine „gerechte Sprache“? Die Tagung „Correctly Political“ suchte Antworten

Ein respektvoller, nicht-diskriminierender Sprachgebrauch, der z. B. der gesellschaftlichen Vielfalt Rechnung trägt, hat unter dem Schlagwort „Political Correctness“ viele Debatten über Zensur und Tugendterror hervorgebracht. Ist eine „gerechte Sprache“ überhaupt möglich oder schaffen neue Sprachpraktiken neue Formen der Ausgrenzung? Diese Frage wurde im Juli auch auf der Tagung „Correctly Political! Sprachkritik und kritischer Sprachgebrauch für das 21. Jahrhundert“ an der Universität Hamburg diskutiert.

Mehr als 200 Teilnehmende waren am 24. und 25. Juli 2014 in den Flügelbau Ost des Hauptgebäudes gekommen, um prominente Aktivist*innen und Performer*innen1 sowie renommierte Wissenschaftler*innen zum Thema zu erleben und mit ihnen zu diskutieren.

Betroffene sollten selbst zu Wort kommen


Ein Ziel der Tagung war es, das Thema Sprachkritik im deutschsprachigen sprach-wissenschaftlichen Diskurs erneut sichtbar zu machen. Zentrales Motiv war dabei, die von Rassismus, Sexismus, Transphobie (Furcht vor Menschen, die eine Zwei-Geschlechter-Identität infrage stellen) und Ableismus (Beurteilung von Menschen aufgrund ihrer geistigen oder körperlichen Fähigkeiten) Betroffenen selbst zu Wort kommen zu lassen.

Sprache und Sprachkritik aus vielfältigen Perspektiven

Ruth Wodak, Begründerin der "Critical Discourse Analysis" (Erforschung des Verhältnisses von Sprache und Macht bzw. Herrschaft) und Professorin für Sprachwissenschaften an der Lancaster University und der Universität Wien, eröffnete die Tagung mit ihrem Vortrag „‘Redsk*ns‘ oder ‘Native Americans‘“. Darin setzte sie sich anhand der Bezeichnungen für die indigenen Völker Nordamerikas kritisch mit der Macht der Sprache auseinander. Weitere Vorträge gab es z. B. von der Künstlerin und Antirassismus-Aktivistin Noah Sow sowie von Nora Sties, Sprachwissenschaftlerin, Trainerin und Aktivistin für die Rechte von Menschen mit Behinderung. Außerdem sprach Lann Hornscheidt, Professx für Gender Studies an der Berliner Humboldt Universität. Hornscheidt schlägt vor, geschlechtsneutrale Wortendungen einzuführen - etwa „Professx“ statt „Professor“ oder „Professorin“ – die den Zwang vermeiden würden, sich einem Geschlecht zuordnen zu müssen. Damit hatte Hornscheidt im Frühjahr 2014 bundesweit für Diskussionen gesorgt.

Zu den bestbesuchten Veranstaltungen gehörte der Vortrag von Dr. Reyhan Şahin – auch bekannt als rappende „Lady Bitch Ray“. Sie stellte unter anderem die historische Entwicklung ihres Alter Ego vor und erläuterte, inwieweit eine neue feministische Sprache bedeutend für Sexualität „Empowerment“, also Selbstbemächtigung und autonome Lebensgestaltung, ist. Unter großem Applaus des Publikums rappte sie zum Abschluss ihres Vortrages eine Strophe aus dem Titel "Die Aufklärung" von Lady Bitch Ray.

Im Anschluss beeindruckte der Poetry-Slam-Künstler und Trans*Aktivist Jayrôme C. Robinet, der in seinem Beitrag über die soziale Vielfalt, Transphobie und den NSU-Skandal sprach und ein Plädoyer für mehr "menschliche Korrektheit" hielt.

Tagung wurde von Studierenden vorbereitet

An der Organisation der Konferenz waren Studierende der Universität Hamburg beteiligt, die u.a. Poster zu einzelnen Konferenzthemen präsentierten und mit ihrem Seminar "Diversity diachron" auch den Code of Conduct (Verhaltensregeln) vorbereiteten, der auf der Konferenz vorgeschlagen wurde. Die Tagung wurde von der Körber-Stiftung finanziert.

1. Die Redaktion hat sich in diesem Artikel auf Wunsch der Organisator*innen für diese Variante der gendergerechten Darstellung entschieden.

Red.
 
 
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