UHH Newsletter

April 2009, Nr. 1

INTERVIEW

/onTEAM/newsletter/images/medi101238741476.jpg
Dekan der MIN-Fakultät Prof. Dr. Heinrich Graener

Interview mit dem Dekan der MIN-Fakultät Professor Dr. Graener

Seit dem 1. März 2009 ist Professor Heinrich Graener neuer Dekan der MIN-Fakultät. Wir haben den Anlass seines Neustarts in Hamburg genutzt, um mit ihm ein Interview zu führen über seine neue Aufgabe, sein Selbstverständnis als Dekan und seine Ankunft in Hamburg.


Herr Prof. Dr. Graener, wie haben Sie sich auf Ihren neuen Job vorbereitet?

Ich war seit Jahresbeginn zwei Tage pro Woche in Hamburg und habe versucht, so viel wie möglich über den Stand und die Perspektiven der MIN-Fakultät und der Universität als Ganzes zu erfahren.

Und wie haben Sie die letzten Wochen verbracht, seitdem Sie im Amt sind?

Mit zuhören – reden – verstehen – Leute kennenlernen – Fragen stellen…

Sie sind bereits 8 Jahre lang Dekan des Fachbereichs Physik, fast 3 Jahre Dekan der Naturwissenschaftlichen Fakultät II der Martin-Luther-Universität Halle-Wittenberg (MLU) gewesen was gefällt Ihnen an der Arbeit als Manager und Sprecher der Fakultät? Was würden Sie als Ihre besondere Stärke sehen?

Meine Aufgabe verstehe ich zu einem großen Teil als Dienst an der Entwicklung der Fakultät und der Universität. Ich finde, es ist eine interessante Aufgabe, Dinge zu bewegen, Strukturen zu entwickeln oder zu schaffen. Dabei versuche ich, möglichst viele Seiten anzuhören oder zu betrachten: dann erst entscheide ich. Für mich geht es darum, mittel- und langfristige Ziele zu entwickeln und sich diesen Zielen mit großer Beharrlichkeit zu nähern. Wobei das Ziel im Auge haben nicht heißt, den Weg zu kennen. Ohne Ziel gibt es aber keine Richtung, in die man letztendlich gehen muss.

Können Sie uns einen kurzen Einblick in Ihr Forschungsgebiet geben was ist Ihr wissenschaftliches Spezialgebiet?

Mein Spezialgebiet ist die Optik, ein Teilbereich der experimentellen Physik. Ich forsche zur Erzeugung und Anwendung ultrakurzer Laserimpulse. Wir entwickeln und erforschen Methoden der Materialmodifikation mithilfe von ultrakurzen Laserimpulsen. Wir versuchen zu verstehen, was genau passiert, wenn im Innern von Materialien Veränderungen erzeugt werden, um diese Prozesse schließlich optimal steuern zu können.

Welche Forschungsprojekte und SFBs haben Sie an der MLU begleitet? Gibt es möglicherweise Überschneidungen mit Forschungsvorhaben der Universität Hamburg? Kennen Sie die Universität Hamburg aus der Zusammenarbeit mit Kollegen?

Ich war Mitglied in SFB 418 (1996–2008) und SFB 762 (seit 2008). Beide SFBs hatten bzw. haben eine Überlappung zu einigen Hamburger Projekten im Bereich Nanowissenschaft. – Es gibt drei Kollegen hier, die ich aus ihrer Zeit in Halle kenne.

Auf welches Ergebnis Ihrer Arbeit an der MLU sind Sie besonders stolz?

Den Fachbereich Physik bzw. die Naturwissenschaftliche Fakultät strategisch gut und erfolgreich aufgestellt zu haben. Alle Kollegen, für deren Berufungen ich verantwortlich war, haben die in sie gesetzten Erwartungen mehr als erfüllt – insgesamt durfte oder musste oder konnte die Hälfte der Professoren des Fachbereichs in den letzten Jahren neu berufen werden.

Worin sehen Sie die größte Herausforderung, was reizt Sie am meisten, wenn Sie an Ihre neue Aufgabe denken?

Die MIN-Fakultät hat ein riesiges Potenzial, in jeder Beziehung erstklassige Forschungsbereiche und Lehrangebote zu entwickeln. Daran mitzuarbeiten und es zu steuern, ist eine sehr reizvolle Aufgabe.

Die MIN-Fakultät ist mit einem Exzellenzcluster, fünf Sonderforschungsbereichen und sechs Graduiertenkollegs sehr forschungsstark aufgestellt, allerdings laufen einige der SFBs in diesem Jahr aus. Wie könnten die zukunftsweisenden Forschungsschwerpunkte aussehen, die Sie an der MIN-Fakultät gemeinsam entwickeln wollen? Können Sie Ihre Pläne kurz skizzieren? Welche Schwerpunkte wollen Sie setzen?

Tatsächlich erreichen die SFBs 470 und 508 in diesem Jahr die Förderungshöchstdauer und laufen damit aus. Zwei weitere werden voraussichtlich um eine Förderperiode verlängert, als Erweiterung soll auf der Basis des SFB 512 ein Transregio entstehen und ein ganz neuer SFB ist in Vorbereitung. Darüber hinaus sind wir im Zusammenhang mit der Landesexzellenzinitiative dabei, die hervorragenden kleinen und größeren Bereiche anzuschauen, um etablierte gute Themen zu stärken und neue Perspektiven zu entwickeln. Dabei wird auch die Zusammenarbeit mit den außerordentlichen Forschungseinrichtungen von großer Bedeutung sein. Vor allem ist unser Ziel, die Bio-/Lebenswissenschaften im Rahmen von Verbundprojekten stärker sichtbar werden zu lassen.

Die Bachelor-/Master-Umstrukturierung der Studiengänge ist so gut wie abgeschlossen. Welche neuen Studiengänge sind im Zuge dessen an der MIN-Fakultät entstanden, sind weitere geplant? Was können Sie generell zur Ausrichtung der neuen Studiengänge sagen?

Im Zuge des Bologna-Prozesses wurden alle Diplomstudiengänge auf das Bachelor/Master-System umgestellt. Dabei wurden je nach Bedarf spezialisierte Studiengänge zu größeren Einheiten zusammengefasst bzw. neue Studiengänge durch Spezialisierung entwickelt.

Bereits eingeführt wurden die Masterstudiengänge in „Angewandter und molekularer Botanik“ und „Marine Ökosystem- und Fischereiwissenschaften“. Eingeführt werden darüber hinaus die Masterstudiengänge „Mathematische Physik“, „Nano-Science and Technology“, „IT-Management und Consulting“ und der englischsprachige Studiengang „Integrated Climate System Science“. Die neuen Bachelorstudiengänge in „Mensch-Computer-Interaktion“, „Softwaresystementwicklung“, „Computing in Science“ und „Nano-Science and Technology“ werden zum Wintersemester 2009/2010 beginnen.

Die MIN-Fakultät wird am 27. Mai die neuen Bachelorstudiengänge der Öffentlichkeit präsentieren. Dazu werden Schülerinnen und Schüler, Studienberaterinnen und Studienberater sowie Medien eingeladen.

Sie haben bereits sehr erfolgreich Grundlagenforschung für die Praxis nutzbar gemacht, auch die MIN-Fakultät ist Vorreiter auf dem Gebiet des Wissens- und Technologietransfers, wie wollen Sie diese Transferinitiativen weiter stärken?

Die zentrale Aufgabe der MIN-Fächer ist, Grundlagenforschung zu betreiben. Dennoch muss sich jeder Forscher ab und zu die Frage stellen, ob seine Erkenntnis auch in der Praxis nutzbar ist. Wenn er das bejaht und mich überzeugt, werden wir auf jeden Fall versuchen, ihm die notwendigen Zusatzressourcen zur Realisierung dieses Praxisbezuges zur Verfügung zu stellen.

Wird Ihnen Ihre Forschungs- und Lehrtätigkeit fehlen, oder werden Sie sich Freiräume schaffen, um den Bezug zur Forschungspraxis aufrechtzuerhalten?

Es wird sicher die Momente geben, in denen ich mich in ein Labor zurücksehne, in dem ich die Freiräume, die Forschung bietet, vermisse. Wenn ein Dekan den Bezug zur Forschungspraxis verliert, wenn er sich nicht mit den Kollegen über Forschungserfolge freuen kann oder mit ihnen bei Misserfolgen leidet, wird er seine Aufgabe nicht gut erfüllen können.

Wie lauten Ihre Wünsche, das Jahr 2009 betreffend?

Gut in Hamburg ankommen – und dann sehen wir weiter.

Wie gefällt Ihnen Hamburg, gibt es etwas, was Sie überrascht hat an der Stadt?

Hamburg gefällt mir als große, weltoffene Stadt sehr gut. Ich muss mich etwas daran gewöhnen, dass die Wege in einer Millionenstadt sehr weit sein können.

Herr Prof. Graener, ich wünsche Ihnen ein erfolgreiches erstes Jahr und haben Sie vielen Dank für das Gespräch!

 
 
Home | Impressum | Kontakt