UHH Newsletter

August 2012, Nr. 41

FORSCHUNG

/onTEAM/newsletter/images/medi101344589595.jpg
Die Meereis-Bedeckung am 6. August 2012 im Vergleich zu den Vorjahren. Die rote Linie stellt den Mittelwert der Eisausdehung der Jahre 1992-2006 im August dar. Daten: Mikrowellensensoren SSM/I und SSMIS; NASA Blue Marble. Grafik: UHH/KlimaCampus/Kaleschke



Kontakt:

Prof. Dr. Lars Kaleschke
KlimaCampus, Universität Hamburg
CliSAP Exzellenzcluster

t. 040.42838-6518
e. lars.kaleschke-at-zmaw.de

Ute Kreis
KlimaCampus, Universität Hamburg
CliSAP Öffentlichkeitsarbeit

t. 040.42838-4523
e. ute.kreis-at-zmaw.de

Hamburger Eisforscher erwarten neue Rekordschmelze in der Arktis

Und es schmilzt weiter: Forscherinnen und Forscher des KlimaCampus der Universität Hamburg prognostizieren für September die geringste jemals gemessene Eisbedeckung in der Arktis. Mit 4,1 Millionen Quadratkilometern würde die Fläche sogar noch das Rekordminus von 2007 (4,3 Mio Quadratkilometer) deutlich unterschreiten. Im vergangenen Jahr lag das Hamburger Forscher-Team mit seiner Prognose exakt richtig. Während sich die Handelsschifffahrt freut, hat die Eisschmelze für das Klima schwerwiegende Folgen.
Die Arktis gilt als Frühwarnsystem des Klimawandels – und als solches macht es sich nun deutlich bemerkbar: Meereis-Experte Prof. Dr. Lars Kaleschke vom KlimaCampus der Universität Hamburg erwartet im September, zum Zeitpunkt des jährlichen Minimums der Eisbedeckung in der Arktis, eine Fläche von nur noch etwa 4,1 Millionen Quadratkilometern. Dies wäre der geringste Wert seit Beginn der Satellitenmessungen in den 1970er Jahren.

Mit statistischen Prognosen wird Eisminimum abgeschätzt

Am alljährlichen „Sea Ice Outlook“, bei dem mit unterschiedlichen Methoden das verbleibende Eisminimum abgeschätzt wird, beteiligen sich Forscherinnen und Forscher aus aller Welt. Mit seiner statistischen Prognose, die auf aktuellen Satellitendaten basiert, traf das KlimaCampus-Team diesen Wert im vergangenen Jahr sehr genau – die Eisfläche war auf 4,6 Millionen Quadratkilometer geschmolzen. Für ihre Prognose vergleichen die Forscherinnen und Forscher jeweils die Daten der fünf vergangenen Tage mit den Daten der gleichen fünf Tage aus den 20 Jahren davor (seit 1992). Andere Wissenschaftlerinnen und Wissenschaftler erstellen ihre Prognose mithilfe von Klimamodellen oder Schätzungen ohne statistische Grundlage.

Allerdings kann die Entwicklung sich noch kurzfristig ändern, etwa durch den starken Sturm, der zurzeit über die Arktis fegt. „Wenn der Sturm das Eis auseinandertreibt, würde die bedeckte Fläche auf den ersten Blick wieder größer erscheinen. Öffnungen, die dabei entstehen, könnten jedoch das Schmelzen anschließend beschleunigen“, sagt Kaleschke.

Eisschmelze beeinflusst Wettermuster

Der Rückgang des arktischen Meereises ist ein sich selbst verstärkender Prozess: Die nach der Eisschmelze offenen Ozeanflächen haben die Fähigkeit, mehr Wärme aufzunehmen. Dadurch wird die Neueisbildung verzögert und es entsteht im Folgejahr weniger Meereis. Aufgrund des Eisrückgangs verändern sich wiederum die Wettermuster auf der Nordhalbkugel. So könnten die starken und schneereichen Winter der vergangenen Jahre in vielen Teilen Nordamerikas und Europas auf den Wandel im arktischen Raum zurückzuführen sein. Attraktiv sind die offenen Wasserflächen dagegen für die Handelsschifffahrt, denn eine Transportroute durch die Arktis reduziert den Weg von Hamburg nach Tokio um nahezu die Hälfte im Vergleich zur Suezkanal-Route.
PM/Red.
 
 
Home | Impressum | Datenschutz | Kontakt