UHH Newsletter

September 2010, Nr. 18

INTERVIEW

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Thomas Ludwig, Professor für Informatik und Leiter des Klimarechenzentrums, Foto: privat



Kontakt:

Prof. Dr. Thomas Ludwig
Universität Hamburg
Department Informatik
Bundesstrasse 45a
20146 Hamburg

t. 040.460094-200
e. ludwig-at-informatik.uni-hamburg.de


Informationen zur Konferenz "First International Conference on Energy-Aware High Performance Computing"

Energieeffiziente Hochleistungsrechner - Interview mit Prof. Dr. Thomas Ludwig

Prof. Dr. Thomas Ludwig berichtet im folgenden Gespräch, welche Ziele seine Konferenz zur Energieeffizienz von Hochleistungsrechnern verfolgt, wie groß die Rechner im DKRZ sind und dass das Thema Energieeffizienz in der Informatik zukünftig an Bedeutung gewinnen wird.
Herr Ludwig, Sie sind Organisator der Konferenz „International Conference on Energy-Aware High Performance Computing“. Wie kommt es, dass Sie sich als Informatiker überhaupt mit Energieeffizienz beschäftigen?

In der Vergangenheit haben die technischen Komponenten, die in der Informations- und Kommunikationstechnologie (IKT) eingesetzt werden, immer mehr Energie verbraucht. Mittlerweile stellt diese Art des Energieverbauchs in Industrienationen bereits einen nicht unerheblichen Anteil am gesamten Verbrauch dar. Das Deutsche Klimarechenzentrum mit seinem leistungsfähigen Rechner- und Speichersystem hat einen hohen Energieverbrauch, der sich sowohl ökonomisch als auch ökologisch auswirkt. Als Informatikprofessor forsche ich an Konzepten, durch die die Ressourcennutzung des DKRZ verbessert werden kann und durch die der ‚ökologische Fußabdruck‘ kleiner wird.

Was bezwecken Sie mit der Konferenz zu dem Thema Energieeffizienz von Hochleistungsrechnern?

Das Problem des Energieverbrauchs ist komplex und berührt alle Ebenen des Systems: angefangen von den kleinsten elektronischen Bauteilen über die Frage, wie man aus ihnen Hochleistungsrechner zusammenbaut, bis hin zum Problem, wie ein Rechnerraum und ein Gebäude für diese Rechner optimal gestaltet sein müssen.

Mit der Tagung versuchen wir, Anwender, Forscher und Entwickler aus den jeweiligen Fachgebieten zusammenzubringen. Nur ein ständiger Austausch über geeignete Konzepte und ihre mögliche Realisierung bringt die Forschung und Entwicklung an dieser Stelle weiter. Bei künftigen Ausschreibungen zu Hochleistungsrechnern werden die Hersteller das Rennen gewinnen, deren Rechner bereits energieeffizient sind. Schon jetzt muss man z.B. bei den Gesamtkosten für einen fünfjährigen Betrieb eines Rechners bedenken, dass die anfallenden Stromkosten fast schon so hoch wie die Anschaffungskosten sein können.

Welche energieeffizienten Maßnahmen sind für das Klimarechenzentrum von besonderem Interesse?

Das DKRZ betreibt zurzeit den drittgrößten Rechner Deutschlands. Die Energiekosten pro Jahr übersteigen die 2-Millionen-Grenze. Wir nutzen zertifizierten Strom aus erneuerbaren Quellen und tragen so unserer ökologischen Verantwortung Rechnung.

Zusätzlich zur Verringerung des Gesamtenergieverbrauchs möchten wir aber erreichen, dass der Verbrauch pro erzieltem Rechenergebnis reduziert wird. Wir wollen mehr Rechenaufträge pro Jahr durchschleusen und somit die Energiekosten für die mit ihnen verbundene wissenschaftliche Erkenntnis verringern.

Dies wird umso wichtiger, da in der Wissenschaft die computergestützte Simulation von Vorgängen zu einem dritten Standbein neben Theorie und Experiment geworden ist. Allerdings steigen die ökonomischen und ökologischen Lasten durch dieses Standbein in den letzten Jahren exponentiell.

Nächstes Jahr ist Hamburg „Green Capital“, kann es bis dahin schon eine gesteigerte Energieeffizienz beim Hochleistungsrechnen und speziell am DKRZ geben?

Wir haben gerade die Stelle eines Energiemanagers besetzt und bereits eine Liste möglicher Maßnahmen erstellt. Wir werden uns bemühen, diese bis nächstes Jahr umzusetzen. In der Informatik ist Energieeffizienz das große Thema der Zukunft. Daher werden wir im nächsten Jahr eine weitere Tagung zu diesem Thema veranstalten.

Haben Sie vielen Dank für das Gespräch, Herr Ludwig!


Das Interview führte Anna Lena Bärthel.



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