UHH Newsletter

Oktober 2011, Nr. 31

CAMPUS

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Ausgrenzung und Diskriminierung kann aufgrund einzelner und mehrerer Merkmale erfolgen. Foto: jurec/pixelio.de



Kontakt:

Dagmar Filter
Leitung
Zentrum GenderWissen Hamburg

t. 040.42838-5966
e. dagmar.filter-at-uni-hamburg.de

www.zentrum-genderwissen.de

Diskriminierung ist nicht schwarz-weiß: Warum man in Hamburg Intersektionalität studieren kann

Vor zehn Jahren sprachen viele Sozialwissenschaftler und -wissenschaftlerinnen noch über die Diskriminierung von Frauen oder Menschen mit dunkler Hautfarbe, als wären Sexismus und Rassismus zwei unbedingt getrennte Phänomene. Ein neues Konzept heißt „Intersektionalität“ und nimmt die Diskriminierung aufgrund mehrerer Merkmale in den Blick. Studierende der Universität Hamburg können zu diesem Thema jetzt das hochschulübergreifende Zertifikat „Intersektionalität und Diversity“ erwerben.
Intersektionalität und Diversity sind zunehmend wichtige Themen im Bereich der Frauen- und Geschlechterforschung (Gender und Queer Studies). Die Forschung in diesem Bereich hat ihren Blick in den letzten zehn bis zwanzig Jahren geweitet. Neben dem Geschlecht gelten inzwischen auch soziale Herkunft und Ethnizität als Dimensionen, die jede für sich, aber auch in Wechselwirkung miteinander, eine ungleiche Behandlung hervorrufen können. Für diesen Ansatz hat sich der Begriff Intersektionalität durchgesetzt. Er ist eng verknüpft mit dem Diversity-Konzept, das die soziale und kulturelle Vielfalt von Gruppen beschreibt.

Zertifikat „Intersektionalität und Diversity“

„Die Forschung hat sich bedeutend weiterentwickelt. Unnötige Denkgrenzen verschwinden“, sagt Dagmar Filter. Sie arbeitet am Zentrum GenderWissen Hamburg und koordiniert dort die Zusammenarbeit der sieben beteiligten Hamburger Hochschulen. „Dementsprechend wächst auch der Bedarf bei Studierenden, sich wissenschaftlich mit Theorien und Praxisansätzen zur Mehrfachunterdrückung und zur Stärkung von Minderheiten auseinanderzusetzen.“ Deshalb bietet das Zentrum seit diesem Wintersemester das Modul „Intersektionalität und Diversity“ an.

Studierende der Universität Hamburg können im Rahmen ihres freien Wahlbereichs teilnehmen. Bei erfolgreichem Besuch vergibt das Zentrum ein entsprechendes Zertifikat. Das schon seit 2008 angebotene Zertifikat „Genderkompetenz“ wird dadurch ergänzt. Zum gemeinsamen Lehrtableau gehören Veranstaltungen wie: „Ethnographien: Partizipationschancen mehrfach diskriminierter Menschen“ (Universität Hamburg), „Gangstas“ und „Alphamädchen“ (Hochschule für Angewandte Wissenschaften) oder „Soziologische Ungleichheits- und Geschlechterforschung – Intersektionalität“ (Technische Universität Hamburg-Harburg).

Wir müssen komplexer denken

Entwickelt wurde das neue Modul an der Technischen Universität Hamburg-Harburg von Professorin Gabriele Winker und Jette Hausotter. „Die Wichtigkeit dieses neuen Zertifikats liegt für mich als Geschlechterforscherin auf der Hand“, sagt Hausotter. „Wir müssen die Frage nach Ungleichheit viel komplexer stellen als bisher. Denn rassistische Diskriminierung auf dem Arbeitsmarkt kann ich beispielsweise gar nicht einzeln betrachten, sondern immer nur im Zusammenspiel mit weiteren Ungleichheitsachsen wie dem Geschlecht. Mit dem neuen Zertifikat können wir jetzt eine eigene Qualifikation zu dieser Perspektive anbieten.“

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Das Zentrum GenderWissen ist ein fach- und hochschulübergreifendes Forum für Forschende, Lehrende und Studierende in Hamburg, die kontinuierlich zu Gender Studies und intersektionalen Perspektiven arbeiten.
C. Kieke
 
 
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