UHH Newsletter

Januar 2011, Nr. 22

CAMPUS

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Beispiel für individuelles Lernen mit Netbooks: Die Schülergruppe arbeitet draußen. Foto: Projektbericht "Hamburger Netbook-Projekt. Sekundarstufen", Hamburg 2010



Kontakt:

Dipl.-Päd. Lucia Müller
Wissenschaftliche Mitarbeiterin bei Prof. Dr. Rudolf Kammerl
Fachbereich Erziehungswissenschaft
Fakultät Erziehungswissenschaft, Psychologie und Bewegungswissenschaft

t. 040.428 38-7593
e: Lucia.Mueller-at-uni-hamburg.de

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On + mobil = individuell? Uni-Studie zu Hamburger Netbook-Projekt

Ein Hamburger Modellversuch hat gezeigt, dass Netbooks sinnvoll für die Individualisierung des Unterrichts genutzt werden können. Der Einsatz der mobilen Computer wirkt sich außerdem positiv auf die Motivation im Klassenzimmer aus. Das zeigte eine wissenschaftliche Begleitstudie der Universität Hamburg.
Für Schülerinnen und Schüler an 19 Hamburger Schulen gehörte das Netbook ein Schuljahr lang ebenso zur Schulausstattung wie grüne Wandtafel, Lehrbuch und Federmappe. Das Projekt der Hamburger Schulbehörde (BSB) fand im Schuljahr 2009/2010 statt und umfasste Klassen und Kurse der Jahrgangsstufen 3 bis 13. Ziel war herauszufinden, ob und wie Unterricht mit Hilfe von Netbooks individueller gestaltet werden kann. Die wissenschaftliche Begleitung des Pilotprojekts übernahmen Rudolf Kammerl, Professor für Erziehungswissenschaften an der Universität Hamburg, und seine wissenschaftliche Mitarbeiterin Lucia Müller.

Studie involviert Lehramtsstudierende

Unterstützt wurden sie von mehr als 100 Lehramtsstudierenden, die Schulen besuchten und ihre Unterrichtsbeobachtungen dokumentierten. Die Schulbesuche waren praktischer Bestandteil von Lehrveranstaltungen, in denen sich die Studierenden mit theoretischen Aspekten vertraut machten. Seit Mitte Dezember ist der wissenschaftliche Projektbericht zu den beteiligten Sekundarstufen-Schulen öffentlich einsehbar.

Digi-Quiz statt Schulheft

Wie die von Firmen gesponserten rund 630 Netbooks eingesetzt wurden, war sehr unterschiedlich. Die Geräte ersetzten Nachschlagewerke, dienten dem Abspielen von Audio- und Videomaterial und ermöglichten die flexible Nutzung von Lernprogrammen. Eine Hamburger Gesamtschule stellte Schülerinnen und Schülern Netbooks für das selbstständige Bearbeiten von Aufgaben zur Verfügung. Eine Aufgabe im Fach Deutsch lautete: „Stelle fünf Rätselfragen zu einer Schelmengeschichte.“ Die Jugendlichen hatten nun freie Wahl. Sie konnten die Fragen klassisch ins Schulheft notieren oder aber ein digitales Quiz für ihre Mitschüler erstellen.

Mobiles Lernen

Weitere Möglichkeiten, den Unterricht individueller zu gestalten, ergaben sich aus der Handlichkeit der kleinen Computer. So konnten sich Schülergruppen bspw. auch in Bibliothek oder Schulgarten zum Arbeiten treffen. Manche Schulen nutzten die Netbooks außerdem, um Kommunikationsformen wie Mails, Chats und Foren in den Unterricht einzubinden. Lehrende konnten gelöste Aufgaben so zeitnah und individuell kommentieren oder benoten.

Aktiv und individuell

Fazit der Studie ist, dass Netbooks ein hohes Potenzial für einen individualisierten, aktiven und kooperativen Unterricht besitzen. Kriterien für einen individualisierten Unterricht sind u. a. das gleichzeitige Arbeiten an verschiedenen Aufgaben und die Wahl von Medien oder Materialen je nach Interesse, Lernstil und Leistungsvermögen der Kinder und Jugendlichen. Für Lehrkräfte kann das allerdings einen Mehraufwand bedeuten. Und bei den Kindern und Jugendlichen steigt mit dem Internetzugang die Ablenkungsgefahr.

Jedem Kind ein Netbook

Professor Kammerl und Lucia Müller empfehlen, alle Kinder an Sekundarstufen-Schulen mit einem persönlichen Gerät auszustatten. „Das ist nach unseren bisherigen Erkenntnissen im Vergleich zu Pool-Lösungen, bei denen sich Gruppen je ein Netbook teilen, die überzeugendere Variante“, so Kammerl. Außerdem müsse die Schule verstärkt Angebote zur Förderung der Medienkompetenz machen. Professor Kammerl: „Da sich für digitale Medien Nutzungsweisen und Kompetenzen abhängig von der sozialen Herkunft sehr unterschiedlich entwickeln, ist zu befürchten, dass sich soziale Ungleichheit verstärkt, wenn keine entsprechenden Bildungsmaßnahmen ergriffen werden. Außerdem werden die Potenziale digitaler Medien für Kultur, Partizipation, Persönlichkeitsentfaltung und ökonomischen Erfolg noch nicht ausgeschöpft.“
C. Kieke
 
 
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