UHH Newsletter

April 2016, Nr. 84

FORSCHUNG



Kontakt:

Prof. Dr. Thomas M. Kaiser
Centrum für Naturkunde

t. 040.42838-7653
e. thomas.kaiser"AT"uni-hamburg.de

Am Skelett dieses Finnwals finden sich Spuren von Knochenverletzungen, die verheilten. Welche Auswirkungen vom Menschen verursachte Einflüsse wie Schifffahrt, Lärm und Umweltverschmutzung auf die Säugetiere haben, die im Meer leben, wird jetzt erforscht. Foto: UHH/Bein

Am Skelett dieses Finnwals finden sich Spuren von Knochenverletzungen, die verheilten. Welche Auswirkungen vom Menschen verursachte Einflüsse wie Schifffahrt, Lärm und Umweltverschmutzung auf die Säugetiere haben, die im Meer leben, wird jetzt erforscht. Foto: UHH/Bein

Finnwal aus der Zoologischen Sammlung der Universität Hamburg wird erforscht

Welche Auswirkungen haben vom Menschen verursachte Einflüsse wie Schifffahrt, Lärm und Umweltverschmutzung auf die Säugetiere, die im Meer leben? Diese Frage untersucht jetzt das Verbundprojekt „Marine Mammals in a Changing Environment“, an dem Wissenschaftlerinnen und Wissenschaftler des Centrums für Naturkunde (CeNak) federführend beteiligt sind. Besonders im Fokus steht derzeit das Skelett eines Finnwals. Das Projekt ist in Hamburg am 1. April gestartet und wird von der VolkswagenStiftung mit insgesamt 421.000 Euro gefördert.

Das Finnwal-Skelett befindet sich seit den frühen 1950er-Jahren in der Zoologischen Sammlung des CeNak und ist weltweit einzigartig: Der Wal überstand zu Lebzeiten die Kollision mit einem Schiff – mit zahlreichen Knochenbrüchen an Wirbeln, Rippen und Schulterblatt, die allerdings vollständig verheilten.

„Kollisionen mit Handels- oder Kriegsschiffen gehören auch heute zu den größten Gefahren, denen Großwale auf den Weltmeeren ausgesetzt sind“, erklärt Prof. Dr. Thomas Kaiser, Leiter der Abteilung Säugetiere und Paläoanthropologie des CeNak, wo das Projekt auf Hamburger Seite durchgeführt wird. Zwar seien die Schiffe zu „Finnis“ Lebzeiten noch langsamer unterwegs und die Überlebenschancen für Wale bei einer Kollision somit erheblich größer gewesen, dennoch könne das Skelett wichtige Aufschlüsse darüber geben, welche Kräfte bei dem Unfall gewirkt hätten.

Einfluss der Menschen auf die Gesundheit von Meeressäugern

Zudem werden in dem Projekt auch Faktoren wie chemische und pharmazeutische Substanzen, Abfall in den Meeren, Lärm, Rückgang und Veränderung der Nahrungsbestände sowie der Klimawandel erforscht. Und das nicht nur in Bezug auf Wale, sondern unter anderem auch auf Robben und Seehunde.

„Wir untersuchen mit verschiedenen Methoden, wie diese Faktoren das Vorkommen, die Gesundheit und das Überleben der Tiere im Meer beeinflussen“, erklärt Kaiser. Dabei würde auch intensiv mit Objekten aus wissenschaftlichen Sammlungen gearbeitet, um Veränderungen über längere Zeiträume zu erforschen. Neben dem CeNak sind die Tierärztliche Hochschule Hannover, die Universitäten Kiel und Hildesheim sowie das Natural History Museum in Dänemark und das Swedish Museum of Natural History beteiligt.

Besondere Attraktion bei der Langen Nacht der Museen

„Finni“ wurde laut Kaiser mit großer Wahrscheinlichkeit auf einer der Fahrten des Walfangmutterschiffes „Olympic Challenger“ in antarktischen Gewässern gewildert und dann nach Hamburg gebracht. Dort ist sein Schädel seit den 1970er-Jahren in der Eingangshalle des Zoologischen Museums ausgestellt. Im Rahmen des Projektes wird das Skelett vollständig zusammengesetzt.

Bei der Langen Nacht der Museen am 9. April wurde es zudem im Foyer des Zoologischen Museum den Besucherinnen und Besuchern präsentiert. „Dieses Skelett zeigt eindrücklich die Gefahren, denen Wale bis heute ausgesetzt sind. Wenn wir es öffentlich ausstellen, kann die unrühmliche Geschichte der letzten deutschen Walfangjahre vielleicht doch noch etwas zur Erhaltung dieser fantastischen Tiere beitragen“, so Kaiser.

PM/Red.
 
 
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