UHH Newsletter

August 2013, Nr. 53

FORSCHUNG

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„Mehrsprachigkeit in der Arbeitswelt“ lautete das Thema des Workshops, den das Landesexzellenzcluster LiMA – Linguistic Diversity Management in Urban Areas der Universität Hamburg am 16. Juli 2013 veranstaltete. Foto: Vanessa Wiechmann


Kontakt:

Prof. Dr. Dr. h.c. Ingrid Gogolin
Linguistic Diversity Management in Urban Areas – LiMA

t. 040.42838-3398
e. gogolin-at-uni-hamburg.de

Mehrsprachigkeit als Ressource effektiv nutzen: Internationaler Workshop an der Universität Hamburg

Mehrsprachigkeit als Ressource wertschätzen und sichtbar machen – das ist das Ziel des europäischen Forschungsverbundes Languages in Urban Communities, Integration and Diversity for Europe (LUCIDE). Als Partner von LUCIDE veranstaltete das Landesexzellenzcluster LiMA – Linguistic Diversity Management in Urban Areas der Universität Hamburg am 16. Juli 2013 einen Workshop zum Thema „Mehrsprachigkeit in der Arbeitswelt“.

Einsprachigkeit ist die Regel, Mehrsprachigkeit die Ausnahme – hieß es bislang. Dabei nimmt die Zahl mehrsprachiger Menschen aufgrund von Migration kontinuierlich zu. „Obwohl Mehrsprachigkeit mittlerweile der Normalfall ist, betrachten viele Menschen sie als eine Gefahr für den Zusammenhalt in der Gesellschaft. Diese Vorstellung muss transformiert werden in die Vorstellung, dass Mehrsprachigkeit eigentlich ein Kapital ist, das wir haben und das wir nutzen sollten. Da dieser Prozess nicht einfach ist, sind viele kleine Schritte notwendig, die wir im Rahmen des LUCIDE-Projektes verwirklichen“, betont Prof. Dr. Ingrid Gogolin, Vize-Koordinatorin von LiMA.

Bedarf an sprachkundigen Menschen nimmt stark zu

Zu diesen vielen kleinen Schritten gehört auch der Workshop, den das LiMA-Team als Partner von LUCIDE im Gästehaus der Universität Hamburg am 16. Juli 2013 organisiert hat. Die Hamburger Tagung setzte sich vor allem mit dem Nutzen der Mehrsprachigkeit für die Wirtschaft auseinander.

Sönke Fock, Geschäftsführer der Arbeitsagentur Hamburg und einer der Referenten, berichtete, dass der Bedarf nach sprachkundigen Menschen in der Wirtschaft über die letzten zwei Jahrzehnte radikal gestiegen sei. Während Ende der 1990er Jahre nur knapp 10 Prozent der Berufstätigen Fremdsprachenkenntnisse benötigten, waren es 2010 fast 60 Prozent. Gute Deutsch- und Englischkenntnisse gelten als selbstverständliche Voraussetzung. Eine besondere Qualifikation sei es hingegen, wenn weitere Sprachen beherrscht werden.

Befragung und Webseite: Sprachkenntnisse an der Universität nutzbar machen

Die Teilnehmerinnen und Teilnehmer der Tagung, darunter die LUCIDE-Partner, Studierende, Wissenschaftlerinnen und Wissenschaftler sowie Vertreterinnen und Vertreter aus der Praxis, entwickelten Ideen, wie Mehrsprachigkeit in der Arbeitswelt als Ressource effektiv genutzt werden kann. Zwei Vorschläge daraus möchte das LiMA-Team an der Universität Hamburg umsetzen: So werden zunächst die Mitarbeiterinnen und Mitarbeiter der Fakultät für Erziehungswissenschaft, Psychologie und Bewegungswissenschaft zu ihren Sprachkenntnissen befragt und diese dokumentiert. „Wir haben ein riesiges Potenzial an sprachkundigen Menschen. Da wir aber nicht wissen, wen wir haben, müssen wir diese Ressource erfassen und sichtbar machen“, so Prof. Gogolin.

Zudem soll eine Webseite entwickelt werden, die darüber informiert, durch welche Einrichtungen und auf welchem Weg es möglich ist, vorhandene Sprachkenntnisse zu zertifizieren, wenn für diese Kenntnisse keine Zeugnisse vorliegen. Das sei besonders für Migrantinnen und Migranten im beruflichen Kontext ein Problem, da sie ihre Herkunftssprachen zwar perfekt beherrschen, aber dies nicht durch die geforderten Zertifikate nachweisen können.

LUCIDE: EU gefördertes Projekt mit 16 Partnern

Neben dem Hamburger Workshop wurden im Rahmen von LUCIDE bereits weitere Workshops in vier europäischen Städten zu den Themen Mehrsprachigkeit im öffentlichen, privaten, städtischen und schulischen Raum veranstaltet.

Der Forschungsverbund LUCIDE ist ein von der EU gefördertes Projekt mit 16 Partnern aus 14 europäischen Ländern sowie Partnern aus Kanada und Australien. Ziel ist es, großstädtische Einrichtungen wie Schulen, Vereine, Krankenhäuser und Behörden zu beraten, wie kulturelle und sprachliche Vielfalt produktiv als ökonomische Ressource genutzt und wie vor allem die Kommunikation untereinander verbessert werden kann.

Red.
 
 
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