UHH Newsletter

Mai 2011, Nr. 26

INTERVIEW

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Das Meridiankreisgebäude diente bis zum Zweiten Weltkrieg der exakten Zeitbestimmung - unverzichtbar für die Hafen- und Handelsstadt Hamburg. Zur Zeit wird es restauriert. Foto: UHH/BaumannProfessor Hauschildt weiß zu jedem der sieben Teleskope viel zu berichten. Hier stellt er das Oskar-Lühning-Teleskop vor. Foto: UHH/BärthelIn die Sterne schauen wie vor 100 Jahren mit dem Äquatoreal-Teleskop. Dieses Fernrohr ist das älteste an der Hamburger Sternwarte. Foto: UHH/BärthelDer Große Refraktor ist das Schmuckstück der Sternwarte. Foto: UHH/Baumann
Professor Hauschildt ist das neue Gesicht der Hamburger Sternwarte. Im Hintergrund: Das neue Besucherzentrum im his­to­ri­schen Ge­bäu­de des 1-​Me­ter-​Spie­gel­te­le­skops. Foto: UHH/Bärthel



Kontakt:

Prof. Dr. Peter H. Hauschildt
Geschäftsführender Direktor
Hamburger Sternwarte
Fachbereich Physik
Fakultät für Mathematik, Informatik und Naturwissenschaften

t. 040.42838-8511
e. peter.hauschildt-at-hs.uni-hamburg.de

Hamburger Sternwarte

Der neue Leiter der Hamburger Sternwarte:
Professor Hauschildt im Interview

Seit Januar hat die Hamburger Sternwarte mit Professor Dr. Peter Hauschildt einen neuen Geschäftsführenden Direktor. Im Interview berichtet der 48-Jährige von der Bedeutung der Öffentlichkeitsarbeit für die Sternwarte und schaut voraus ins Jahr 2012. Dann wird das Observatorium auf seinem heutigen Gelände 100 Jahre alt.
Sie sind seit vier Monaten im Amt. Inwiefern knüpfen Sie an die Arbeit von Professor Jürgen Schmitt an, der die Sternwarte gut neun Jahre geleitet hat? Wo setzen Sie eigene Akzente?
Mein Vorgänger hat hervorragende Arbeit geleistet. Neben aktuellen Wissenschaftsprojekten wie dem Umzug unseres vollautomatischen „Hamburger Robotischen Teleskops“ nach Mexiko, möchte ich v. a. die Öffentlichkeitsarbeit voranbringen.

Die Sternwarte dient primär Forschung und Lehre, warum ist Ihnen Öffentlichkeitsarbeit so wichtig?
Ich habe lange in den USA gearbeitet, wo Öffentlichkeitsarbeit seit Jahrzehnten ein bedeutender Teil von Forschungsarbeit ist. Hier in Deutschland entsteht das Bewusstsein dafür erst nach und nach. Dabei sind viele Bürger, die uns über Steuergelder finanzieren, an astronomischen Fragen interessiert. Was war der Urknall? Gibt es Leben auf anderen Planeten? Und manchmal beeinflusst die Sternwarte sogar ganz konkret das Leben der Bergedorfer.

Haben Sie Beispiele dafür?
Es gibt z. B. noch immer Lichtschutzbestimmungen, damit der Nachthimmel dunkel genug ist, um Sterne zu beobachten. Außerdem sind die Autobahnabfahrten Bergedorf und Curslack so konstruiert, dass sich die Scheinwerfer der Fahrzeuge nie auf die Sternwarte richten.

Seit März gibt es ein Besucherzentrum auf dem Gelände, das vom Bezirk finanziert wurde. Lohnt sich ein Besuch?
Aber klar. Das Besucherzentrum mit seinem Café und einer Ausstellung zur Geschichte der Astronomie ist im historischen Gebäude des 1-Meter-Spiegelteleskops untergebracht. Es ist an den Wochenenden geöffnet und bietet dann Führungen über das Gelände und zu den historischen Teleskopen an. Daran beteiligen sich auch unsere Wissenschaftler.

Sind solche Angebote von Sternwarten üblich?
Alles in allem ist dieses Angebot einmalig für eine universitäre Sternwarte in Deutschland, es zeigt auch die Dualität der Institution: In erster Linie sind wir ein international anerkanntes, hochmodernes Forschungsinstitut der Universität. Andererseits haben wir einen historischen Park mit Spiegel- und Linsen-Teleskopen zu bieten, die 1912 zum Modernsten zählten, was möglich war.

Welche weiteren Möglichkeiten haben Interessierte, die Sternwarte zu entdecken?
Jugendlichen empfehle ich unsere Astronomie-Werkstatt. Und neben den vorhin erwähnten Führungen bieten wir auch Vorträge zu astronomischen Themen und Sternbeobachtungsabende an. Außerdem veranstalten wir regelmäßig einen Tag der offenen Tür, 2009 kamen dazu mehr als 3.200 Gäste.

Verraten Sie uns, wie die Sternwarte nächstes Jahr ihren 100. Geburtstag feiert?
Wir planen ein wissenschaftliches Symposium, einen Tag der offenen Tür, laden zu einer 100-Stunden-Beobachtung ein und möchten eine Festschrift herausbringen. Besonders freuen wir uns, dass die Astronomische Gesellschaft ihre Herbsttagung 2012 auf unsere Einladung hin an der Universität veranstaltet.


Das Interview führte Caroline Kieke.


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Biographische Notizen
Professor Peter Hauschildt ist seit Anfang 2011 Geschäftsführender Direktor der Hamburger Sternwarte. Sein Forschungsgebiet ist die Theoretische Astrophysik und insbesondere die Atmosphäre von Sternen und Planeten. Er studierte an der Universität Heidelberg Physik und Astronomie und hat 1991 dort promoviert. Anschließend ging Professor Hauschildt für fünf Jahre als Postdoc an die Arizona State University in Tempe/USA. 1996 wurde er an der University of Georgia in Athens/USA zum Professor für Theoretische Astrophysik berufen und folgte 2002 dem Ruf der Universität Hamburg nach Bergedorf.

Einige Fakten zur Hamburger Sternwarte
Das Observatorium wurde im Juni 1912 auf dem Gojenberg in Bergedorf eröffnet. Gegründet wurde die Sternwarte schon 1803 als Privat-Institut, seit 1833 wird sie von der Freien und Hansestadt Hamburg betrieben. Heute gehört die Hamburger Sternwarte zum Fachbereich Physik und ist wissenschaftliches Institut und Kulturdenkmal in Einem. Auf den Gebieten extragalaktische, galaktische und theoretische Astrophysik arbeiten 5 Professoren. Unterstützung erhalten sie von 16 Mitarbeitern und Mitarbeiterinnen sowie von 24 Doktoranden und Doktorandinnen. Zurzeit werden 25 Physikstudierende ausgebildet. Sieben Teleskope, das älteste aus dem Jahr 1876, dienen der Forschung, der Ausbildung und der Öffentlichkeitsarbeit. Regelmäßige Vorträge und Sternengucker-Abende locken zahlreiche Interessierte zur Sternwarte.
 
 
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