UHH Newsletter

März 2012, Nr. 36

CAMPUS

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Von der Schabe (hier ein Exemplar der Gattung Macropanesthia) sind weltweit verbreitet und umfassen etwa 4.600 Arten. In Mitteleuropa leben allerdings nur 15 Arten. Die meisten Arten sind in den Tropen zu finden. Foto: Kai SchütteSchneeflöhe (Gattung Boreus) sind winteraktiv und gehören zur Verwandtschaftsgruppe der Skorpionsfliegen. Wie diese besitzen sie einen verlängerten Kopf. Foto: Frank Friedrich

Das Hauptmerkmal der Stielaugenfliegen (Gattung Diopsidae) sind die Augen, die auf langen Stielen seitlich am Kopf sitzen. Weltweit sind ca. 160 Arten bekannt, die vor allem in den Tropen zu finden sind. Foto: Kai SchütteVon der Universität Hamburg sind Dr. Frank Friedrich (Leiter Ultrastukturforschung am Biozentrum Grindel), Kai Schütte (Kurator Entomologie am Zoologischen Museum, im Bild rechts) und Martin Kubiak (Doktorand am Biozentrum Grindel, nicht im Bild) am Projekt beteiligt. Foto: Corinna Schulze
Die Gottesanbeterin der Gattung Hagiotata ist eine der Arten, deren Transkriptom im Rahmen des 1KITE-Projekts untersucht werden soll. Foto: Kai Schütte



Kontakt:

Dr. Frank Friedrich
Leiter Ultrastrukturforschung
Biozentrum Grindel & Biozentrum Klein Flottbek

t. 040.42838-4232
e. Frank.Friedrich-at-uni-hamburg.de


Kai Schütte
Kurator Entomologie
Zoologisches Museum Hamburg

t. 040.42838-5631
e. Kai_Schuette-at-public.uni-hamburg.de

Wanzen, Zikaden und ihre Verwandten: Hamburger Wissenschaftler helfen, die Evolution der Insekten zu entschlüsseln

Insekten sind die mit Abstand artenreichste Klasse der Tiere überhaupt. Was macht sie ökologisch so erfolgreich? 50 Forscherinnen und Forscher aus der ganzen Welt haben sich zusammengetan, um das Geheimnis des evolutiven Erfolges der Insekten zu lüften. Für die Dauer von drei Jahren werden fünf Mio. Euro vom Bejing Genomics Institute, dem größten nationalen Forschungsinstitut Chinas, zur Verfügung gestellt, um die Transkriptomdaten zu erheben. Mit dabei sind drei Forscher der Universität Hamburg.
Genau 1.000 Insektenarten werden im Rahmen des 1KITE-Projekts (1K Insect Transcriptome Evolution) untersucht. Erhoben werden Daten des Transkriptoms. Das Transkriptom stellt im Unterschied zum Genom die Gesamtheit der Gene dar, die zu einem bestimmten Zeitpunkt in einem Organismus gerade aktiv benutzt und im Organismus von DNA zu RNA umgeschrieben (transkribiert) werden. Es gibt damit Auskunft über einen großen und sehr wichtigen Teil der Erbinformation.

Es entsteht die Evolutionsgeschichte der Insekten

„Die Auswertung dieses riesigen Datensatzes wird es ermöglichen, erstmals einen robusten und fundierten Stammbaum des gesamten Insektenreichs zu erstellen“, so Dr. Frank Friedrich, Leiter der Ultrastrukturfoschung am Biozentrum Grindel. „Basierend auf diesem Stammbaum kann die Evolutionsgeschichte der Insekten unter Einbeziehung unserer Erkenntnisse zur Morphologie der Tiere rekonstruiert werden“, ergänzt der Entomologe.

Im 1KITE-Projekt geht es darüber hinaus auch um die Entwicklung neuer Methoden zur Bearbeitung und Analyse von extrem umfangreichen Datenmengen, die heute im Rahmen von stammesgeschichtlichen Forschungsprojekten erhoben werden.

Beitrag der Hamburger Wissenschaftler

1KITE umfasst ein internationales Team von renommierten Experten für molekulare Biologie, Morphologie, Paläontologie, Taxonomie, Embryologie und Bioinformatik. Rund 50 Wissenschaftlerinnen und Wissenschaftler aus Australien, China, Deutschland, Japan, Mexiko, Österreich und den USA arbeiten im 1KITE-Projekt. Von der Universität Hamburg sind Dr. Frank Friedrich (Leiter Ultrastukturforschung am Biozentrum Grindel), Kai Schütte (Kurator Entomologie am Zoologischen Museum) und Martin Kubiak (Doktorand am Biozentrum Grindel) am Projekt beteiligt.

Dr. Friedrich koordiniert hierbei ein Teilprojekt zu Wanzen, Zikaden und Verwandten. Die Hamburger Wissenschaftler sind auch in anderen Teilprojekten (z.B. zu Köcherfliegen, Käfern und Gottesanbeterinnen) aktiv. Gerade die Beschaffung des Materials von so vielen Insektenarten ist eine Herausforderung, an der auch von Hamburg aus gearbeitet wird.

Dem Stammbaum „Leben einhauchen“

Der Hauptbeitrag der Hamburger Forscher wird die Interpretation der Verwandtschaftsbeziehungen sein, nachdem die molekularbiologischen Kollegen und Informatiker den Stammbaum rekonstruiert haben. Dazu werden eine morphologische und taxonomische Expertise eingebracht, um dem „nackten Stammbaum Leben einzuhauchen“.

Insekten sind eine der artenreichsten und vielfältigsten Tiergruppen unseres Planeten. Sie haben nahezu alle terrestrischen Lebensräume besiedelt und spielen in den meisten Ökosystemen eine entscheidende Rolle. Viele Arten haben für uns Menschen eine immense wirtschaftliche und medizinische Bedeutung, zum Beispiel als Bestäuber von Nutzpflanzen oder als Überträger von Krankheiten. Wie ist diese enorme Artenvielfalt entstanden und warum sind gerade die Insekten so erfolgreich? Um auf diese elementaren Fragen der Evolutionsbiologie und Biodiverstätsforschung schlüssige Antworten zu finden, ist die Aufklärung des Stammbaums der Insekten eine notwendige Voraussetzung.

Weitere Informationen bietet die Website des Projektes www.1kite.org
F. Friedrich/G. Werner
 
 
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