Kontakt:
Jun.-Prof. Dr. Esther K. Diekhof
Zoologisches Institut
Abteilung Neuroendokrinologie
t. 040.42838-3931
e. Esther.Diekhof"AT"uni-hamburg.de
Jun.-Prof. Dr. Esther K. Diekhof
Zoologisches Institut
Abteilung Neuroendokrinologie
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Erste Hinweise, dass sich belohnungs- und bestrafungsassoziierte Verhaltensweisen bei Frauen vor und nach dem Eisprung unterscheiden, lieferten bereits Studien mit Suchtpatientinnen. Kurz vor dem Eisprung zeigten diese eine höhere Rückfallwahrscheinlichkeit und empfanden die positiven Effekte der Droge am stärksten.
Nun griff Jun.-Prof. Diekhof mit ihrem Forschungsteam diese Tendenz auf und untersuchte das Lernverhalten von 15 Frauen mit regelmäßigem Zyklus, die keine hormonellen Verhütungsmittel einnahmen. Mittels eines Lernexperiments sollten sich die Probandinnen durch Tastendruck für ein Zeichen eines Zeichenpaares entscheiden, deren Auswahl zunächst entweder belohnt (positives Feedback) oder bestraft (negatives Feedback) wurde. In einer weiteren Runde wurden die gleichen Zeichen neu gemischt, das Feedback blieb diesmal aus. So konnte überprüft werden, ob Frauen eher Zeichen mit der Tendenz zur Belohnung bevorzugten oder ob sie stattdessen eher Zeichen vermieden, die ein negatives Feedback zur Folge hatten.
Mit dem bildgebenden Verfahren der funktionellen Magnetresonanztomographie konnten gleichzeitig Aktivitätsveränderungen im Gehirn sichtbar gemacht werden. Eine Speichelentnahme lieferte Informationen zum aktuellen Hormonspiegel. Das Ergebnis: zyklusbedingte Hormonschwankungen bewirken eine Veränderung der Gehirnaktivität.
Die Studie gibt Hinweise darauf, dass Frauen vor dem Eisprung besser aus Belohnungen und schlechter aus eigenen Fehlern lernen. Sie verhalten sich impulsiver, die negativen Konsequenzen des Handels haben weniger Einfluss. Nach dem Eisprung zeigt sich ein umgekehrter Effekt: Frauen reagieren sensibler auf die Bestrafung durch negatives Feedback und vermeiden häufiger das Risiko.
Zurückzuführen sind diese Verhaltensunterschiede vermutlich auf zwei körpereigene Geschlechtshormone, die den weiblichen Zyklus steuern: Östradiol, eines der drei Östrogene, sowie Progesteron. So unterstützt ein hoher Östradiolspiegel vor dem Eisprung neuronale Prozesse, unter denen Individuen besser aus Belohnungen lernen, während dieser Effekt unter Einfluss von Progesteron nach dem Eisprung gedämpft wird. Umgekehrt verstärkt ein hoher Progesterongehalt neuronale Prozesse der Bestrafungsvermeidung.
Die Ergebnisse der Studie, die in der internationalen Fachzeitschrift für Neurowissenschaften „Neuropsychologia“ veröffentlicht wurden, liefern wichtige Hinweise für die geschlechterspezifische Medizin oder für die Suchtforschung, damit zyklusbedingte Verhaltensunterschiede bei der Behandlung von Suchtpatientinnen berücksichtigt werden.