Unerhörtes Schweigen? Über (Nicht-)Wahrnehmung rechter Gewalt in der (post-)sozialistischen Umbruchsgesellschaft Ostdtl.
Wann: Do, 07.12.2023, 18:30 Uhr bis 20:00 Uhr
Wo: Universität Hamburg, Forschungsstelle für Zeitgeschichte in Hamburg (FZH), Beim Schlump 83, 20146 Hamburg, Lesesaal (Erdgeschoss)
Noch dreißig Jahre nach der Vereinigung der beiden deutschen Staaten werden Rassismus und rechte Gewalt als ein vorrangig ostdeutsches Phänomen gedeutet. Entsprechend wurde nach den Wahlen des ersten Landrats sowie des ersten Bürgermeisters der AfD in Thüringen und Sachsen-Anhalt erneut die Frage aufgeworfen, ob das Wahlverhalten durch die Erfahrungen, die mit einem Leben in der DDR einhergingen, zu erklären sei. Carsta Langner widmet sich in ihrem Vortrag der spezifischen Wahrnehmung von Rassismus und rechter Gewalt in Ostdeutschland der 1980er und 1990er Jahre in historischer Perspektive. Dazu wird die politische Zäsur 1989 historisch überschritten und der Blick auf verschiedene Akteursgruppen gerichtet. Damit leistet der Vortrag einen Beitrag zu einer integrierten Geschichte, die sowohl Täter:innen und Betroffene als auch die Gesamtgesellschaft umfasst. Ein solcher Zugriff ermöglicht zudem, die geschichtspolitischen Gründe in den Blick zu nehmen, die dem wiederkehrenden Diskurs über den (vermeintlichen) Zusammenhang von Staatssozialismus und rechter Gewalt zugrunde liegen.
Dr. Carsta Langner, Friedrich-Schiller-Universität Jena
Öffentliche Vorlesung im Rahmen des Allgemeinen Vorlesungswesens
Mehr als eine Randnotiz. Die extreme Rechte in der deutschen Gesellschaft nach 1945
Die deutsche Zeitgeschichtsforschung hat - im Gleichklang mit der Mehrheit der Gesellschaft - der extremen Rechten nach 1945 lange Zeit zu wenig Aufmerksamkeit gewidmet. Seit der Selbstenttarnung des rechtsterroristischen NSU im Jahr 2011 ist ein gesteigertes Interesse in der Gesellschaft und mit ihr auch den Geistes- und Sozialwissenschaften an der Thematik zu konstatieren. Zentral ist hierbei die Einsicht, dass die extreme Rechte in der Bundesrepublik zu keinem Zeitpunkt ein isoliertes Randphänomen war und ist. Ihre Geschichte ist vielmehr stets auf das Engste mit der Entwicklung der Gesellschaft und ihrer politischen Kultur verknüpft.
In der Vortragsreihe präsentieren sechs Historiker:innen die Ergebnisse ihrer aktuellen Forschung zur extremen Rechten. Sie sprechen über die Bedeutung von Rassismus und Antisemitismus für das rechte Denken und Handeln, über die Entwicklung des Rechtsterrorismus und das Versagen von Polizei und Staatsgewalt sowie über den Zusammenhang von rechter Gewalt, (ost-)deutscher Transformationserfahrung und Erinnerungskultur.
Die Vortragsreihe findet in Kooperation mit der Hamburger Landeszentrale für politische Bildung und der Stiftung Hamburger Gedenkstätten und Lernorte zur Erinnerung an die Opfer der NS-Verbrechen (SHGL) statt.
Donnerstags 18:30 – 20:00 Uhr, Forschungsstelle für Zeitgeschichte in Hamburg (FZH), Beim Schlump 83, Lesesaal (Erdgeschoss)
Koordination
PD Dr. Daniel Gerster / Dr. Kerstin Thieler / Maike Raap, M.A. (Öffentlichkeitsarbeit), alle Forschungsstelle für Zeitgeschichte in Hamburg