Medienberichterstattung und Erinnerungskulturen im Kontext von 80 Jahre "Operation Gomorrha"
Wann: Di, 27.06.2023, 18:15 Uhr bis 19:45 Uhr
Wo: Universität Hamburg, Edmund Siemers-Allee 1, 20146 Hamburg, Hörsaal J
Über die Vor- und Nachteile von Zeitzeugenbefragungen wird seit langem berichtet – und gestritten. Einerseits bereichern sie zahlreiche Diskurse, indem sie diesen etwas Unmittelbares und oft auch Farbiges geben. Dem gegenüber stehen, andererseits, unbestreitbare Nachteile, wie die Subjektivität der vermittelten Erfahrungen und Deutungen, die fehlende Repräsentativität und ungenaues Erinnern.
Wenn die Ergebnisse von Zeitzeugenbefragungen in ein kommerzielles Printprodukt einfließen, entstehen andere, besondere Herausforderungen. Das beginnt mit den "Adressaten" – also einer stark heterogenen Gruppe mit höchst unterschiedlichen Vorkenntnissen und Erwartungen, die quasi gleichberechtigt angesprochen werden muss, und reicht bis zu technisch-organisatorischen Anforderungen. Naturgemäß steht nur ein begrenzter Platz zur Verfügung, wodurch Kürzungen nötig sind, die aber nicht sinnentstellend sein dürfen. Die Liste ließe sich noch lange fortsetzen.
Im Jahr 2018, also anlässlich der 75sten Widerkehr der Operation Gomorrha, produzierte das "Hamburger Abendblatt" eine 110 Seiten starke, reich bebilderte Sonderedition mit dem Titel "Operation Gomorrha. Die Dokumentation". Für den Sommer 2023 ist eine Neuauflage geplant. Für die Erstellung dieses Hefts wurden 14 Zeitzeugen befragt, deren Beiträge in der Printversion abgedruckt waren und zugleich in einer (längeren) Online-Version angehört werden konnten. Der Vortragende war an der Erstellung der Edition maßgeblich beteiligt und spricht über seine Erfahrungen mit diesem Projekt. Dabei soll es gleichermaßen um das in vielerlei Hinsicht Bereichernde wie um die bei derartigen Vorhaben wohl auch unausbleiblichen Schwierigkeiten gehen.
Dr. Matthias Schmoock, Historiker, Journalist
Hauptgebäude, Edmund-Siemers-Allee 1, Hörsaal J
Öffentliche Vorlesung im Rahmen des Allgemeinen Vorlesungswesens
80 Jahre "Operation Gomorrha". Erinnerungs- und Gedenkkulturen in Hamburg im Wandel
Andocken 21: FKGHH in Kooperation mit dem Mahnmal St. Nikolai
80 Jahre nach der Zerstörung Hamburgs in der "Operation Gomorrha"von 1943 wird den Fragen nachgegangen, wie sich Erinnern und Gedenken an dieses katastrophale Ereignis in der Stadt geformt haben und auf welche Weise die gesellschaftlichen und politischen Transformationen der letzten acht Jahrzehnte darin ihren Ausdruck gefunden haben. Welche Brüche und Kontinuitäten der Stadtgesellschaft spiegeln sich im kollektiven Erinnern, welche Reaktionen und Reflektionen haben sie hervorgebracht, welche Landschaften des Gedenkens ausgebildet? Wer wurde ausgeschlossen? Last not least: In welcher Weise wirkt die Wahrnehmung des aktuellen Krieges in der Ukraine auf Erinnern und Gedenken der "Operation Gomorrha" ein?
Im Fokus stehen ausgesuchte Verarbeitungsweisen der Katastrophe in unterschiedlichen Darstellungsformen und -weisen, Quellen, Interviews, Orte in der Stadt, Ankerpunkte der kollektiven Erinnerung (Malte Thießen). Die Vielfalt der Perspektiven wird wie in einem Prisma gebündelt, und der Diversität der Akteur:innen Rechnung getragen: der unmittelbar Betroffenen und Überlebenden, Hamburger:innen zum einen, Opfer des Nationalsozialismus, darunter Zwangsarbeiter:innen, KZ-Häftlinge, Jüdinnen und Juden, Sinti und Roma zum anderen.
Das Mahnmal St. Nikolai ist der Kooperationspartner des FKGHH in der Planung, Gestaltung und Durchführung der Reihe.
Koordination
Dr. Johanna Meyer-Lenz, Prof. Dr. Andreas Körber, Prof. Dr. Thorsten Logge, Dr. Markus Hedrich, Dr. Myriam Richter, alle Forschungsverbund zur Kulturgeschichte Hamburgs (FKGHH), Universität Hamburg / Dr. Nele Maya Fahnenbruck, Bastian Satthoff, Katja Hertz-Eichenrode, alle Förderkreis Mahnmal St. Nikolai e.V.