Der Flakbunker IV an der Feldstraße – auf dem Weg zum Informations- und Erinnerungsort
Wann: Di, 06.06.2023, 18:15 Uhr bis 19:45 Uhr
Wo: Universität Hamburg, Edmund Siemers-Allee 1, 20146 Hamburg, Hörsaal J
Die Geschichte des Flakturm IV an der Feldstraße ist in Hamburg weitgehend unbekannt. Der Bau des Flakturms erfolgte unter massivem Einsatz von Zwangsarbeit. Am Ort des jetzigen Telekom-Hochhauses an der Budapester Straße stand der dazugehörige Leitbunker, der später gesprengt wurde. Der heute als "Bunker" bekannte Kriegsbau diente nicht in erster Linie dem Zivilschutz, sondern vor allem als hochgerüstete Flugabwehr-Festung und Symbol der Wehrhaftigkeit. Dennoch haben viele Tausend Menschen während des Luftkriegs dort Schutz gesucht und gefunden. Nach dem Krieg gab es verschiedenste Umnutzungsformen und immer wieder Pläne für eine Sprengung. Die Stadt hat sehr lange mit dem Gebäude gerungen – zwischen "Schandfleck", "Medienbunker" und "grüner Oase" erlebt das Gebäude immer wieder Umdeutungen und Umnutzungen. An keiner Stelle wird jedoch bisher systematisch die (Entstehungs-) Geschichte des ehemaligen Flakturms aufbereitet und für die Öffentlichkeit zugänglich gemacht.
Der Verein Hilldegarden stellt in diesem Vortrag seine Konzepte zum Aufbau eines solchen Erinnerungs- & Lernortes vor. Viele Fragen stehen dabei im Raum: Um wessen Erinnerungen geht es? Welche Formate eignen sich, um eine zeitgemäße Erinnerungsarbeit zu ermöglichen, und zwar sowohl für Geschichtsinteressierte als auch für diejenigen, die sich vor allem für eine Freizeitnutzung des "Bunkers" interessieren? Wie kann eine Balance gefunden werden zwischen Denkmalschutz und öffentlicher inklusiver "Zugänglichkeit"? Wie kann der Ort als Geschichtswerkstatt ausgebaut werden? Welche Möglichkeit bietet er für Schulklassen? Und wie kann dieser Ort langfristig und nachhaltig gesichert werden?
Prof. Dr. Anita Engels, Soziologin, Universität Hamburg / Manuel Nowak / Tobias Boeing, alle Verein Hilldegarden e.V.
Hauptgebäude, Edmund-Siemers-Allee 1, Hörsaal J
Öffentliche Vorlesung im Rahmen des Allgemeinen Vorlesungswesens
80 Jahre "Operation Gomorrha". Erinnerungs- und Gedenkkulturen in Hamburg im Wandel
Andocken 21: FKGHH in Kooperation mit dem Mahnmal St. Nikolai
80 Jahre nach der Zerstörung Hamburgs in der "Operation Gomorrha"von 1943 wird den Fragen nachgegangen, wie sich Erinnern und Gedenken an dieses katastrophale Ereignis in der Stadt geformt haben und auf welche Weise die gesellschaftlichen und politischen Transformationen der letzten acht Jahrzehnte darin ihren Ausdruck gefunden haben. Welche Brüche und Kontinuitäten der Stadtgesellschaft spiegeln sich im kollektiven Erinnern, welche Reaktionen und Reflektionen haben sie hervorgebracht, welche Landschaften des Gedenkens ausgebildet? Wer wurde ausgeschlossen? Last not least: In welcher Weise wirkt die Wahrnehmung des aktuellen Krieges in der Ukraine auf Erinnern und Gedenken der "Operation Gomorrha" ein?
Im Fokus stehen ausgesuchte Verarbeitungsweisen der Katastrophe in unterschiedlichen Darstellungsformen und -weisen, Quellen, Interviews, Orte in der Stadt, Ankerpunkte der kollektiven Erinnerung (Malte Thießen). Die Vielfalt der Perspektiven wird wie in einem Prisma gebündelt, und der Diversität der Akteur:innen Rechnung getragen: der unmittelbar Betroffenen und Überlebenden, Hamburger:innen zum einen, Opfer des Nationalsozialismus, darunter Zwangsarbeiter:innen, KZ-Häftlinge, Jüdinnen und Juden, Sinti und Roma zum anderen.
Das Mahnmal St. Nikolai ist der Kooperationspartner des FKGHH in der Planung, Gestaltung und Durchführung der Reihe.
Koordination
Dr. Johanna Meyer-Lenz, Prof. Dr. Andreas Körber, Prof. Dr. Thorsten Logge, Dr. Markus Hedrich, Dr. Myriam Richter, alle Forschungsverbund zur Kulturgeschichte Hamburgs (FKGHH), Universität Hamburg / Dr. Nele Maya Fahnenbruck, Bastian Satthoff, Katja Hertz-Eichenrode, alle Förderkreis Mahnmal St. Nikolai e.V.