"Was habe ich eigentlich gesehen?“ – Beobachtungsprotokolle schreiben
Wann: Do, 22.06.2023, 17:00 Uhr bis 19:00 Uhr
Wo: Universität Hamburg, Von-Melle-Park 8, 20146 Hamburg, Raum 05
Das Schreiben von Beobachtungsprotokollen stellt hohe Anforderungen: Was aus der Vielfalt des Gesehenen ist unter dem Beobachtungsfokus relevant? Wie kann das Beobachtete angemessen verschriftlicht werden? Die zweite Frage betrifft die Komplexität des Schreibprozesses, die im Diskurs zum Beobachten bislang wenig Beachtung findet (Merklinger 2014 in de Boer/Merklinger). Dieses Desiderat ist Gegenstand des Vortrags: An einem Beobachtungsprotokoll werden typische Stolperstellen (Merklinger 2022) vorgestellt, die sich in der langjährigen Arbeit mit Studierenden gezeigt haben. Herausgearbeitet wird, welche Bedeutung die detailgenaue Dokumentation beobachteter Schüler*innenhandlungen für fachdidaktische Fragen hat.
Prof. Dr. Daniela Merklinger, Institut für deutsche Sprache und Literatur, Pädagogische Hochschule Ludwigsburg
Öffentliche Vorlesung im Rahmen des Allgemeinen Vorlesungswesens
Beobachten im Deutschunterricht der Grundschule
Beobachten ist eine didaktische Aufgabe im Deutschunterricht: Da Lernen in Interaktionen stattfindet, ermöglicht ihre Beobachtung die Rekonstruktion von individuellen Lernprozessen und Lernerperspektiven auf Sprache und Schrift. Beobachtungen im Deutschunterricht helfen dadurch, eine Passung von Lehren und Lernen herzustellen – als wesentliches Qualitätsmerkmal guten Unterrichts (vgl. Weinert 1998). Was schon 1996 mit der Schulanfangsbeobachtung ausbuchstabiert wurde (Dehn 2020; Hüttis-Graff 1996), wird in der Vorlesungsreihe weitergedacht.
Beobachten ist aber auch eine Forschungsmethode: Anders als ergebnisbezogene Leistungsmessungen gelten qualitative Lern(prozess)- und Unterrichtsbeobachtungen z.B. der Rekonstruktion von erwartungswidrigen Lernprozessen, von Praktiken und Gelingensbedingungen im Deutschunterricht und somit der Lehrerprofessionalisierung. Solche Untersuchungen werden in der Vorlesungsreihe von Forschenden vorgestellt und mit Studierenden und Gästen diskutiert.
Literatur:
Dehn, Mechthild (mit Beiträgen von Petra Hüttis-Graff) 2020: Zeit für die Schrift. Berlin
Hüttis-Graff, Petra 1996: Beobachten als didaktische Aufgabe. In: Dehn, Mechthild/Hüttis-Graff, Petra/Kruse, Norbert (Hg.): Elementare Schriftkultur. Schwierige Lernentwicklung und Unterrichtskonzept. Weinheim, 31 – 39
Weinert, Franz E. 1998: Guter Unterricht ist ein Unterricht, in dem mehr gelernt als gelehrt wird. In: Freund, Josef/Gruber, Heinz/Weidinger, Walter (Hg.): Guter Unterricht – was ist das?: Aspekte von Unterrichtsqualität. Wien, S. 1–18.
Donnerstags 17 – 19 Uhr, Von-Melle-Park 8, Raum 05
Koordination
Prof. Dr. Petra Hüttis-Graff / Dr. Christoph Jantzen / Claudia Baark, alle Didaktik der deutschen Sprache und Literatur, Universität Hamburg