Von der Beobachtung zur didaktischen Unterrichtsforschung – über unterrichtliche Praktiken beim Schriftspracherwerb
Wann: Do, 04.05.2023, 17:00 Uhr bis 19:00 Uhr
Wo: Universität Hamburg, Von-Melle-Park 8, 20146 Hamburg, Raum 05
Unterricht betrifft von Schulbeginn an das Selbst- und Weltverhältnis aller Kinder. Das gilt besonders für den Schriftspracherwerb. Kinder erfahren sich über Sprache und Schrift selbst neu. Dabei wird im Verhältnis von individuellem Selbstbezug und überindividueller Unterrichtsform die Auseinandersetzung mit geschriebener Sprache als Erweiterung des Weltzugangs oder als Bedrohung und Einschränkung erfahren. Im Dialog über Ausschnitte aus dem Unterricht soll in unterschiedlicher Perspektive vorgeführt werden, wie aus der Beobachtung des Unterrichts die Perspektive der Verfügungserweiterung für alle Kinder gestärkt werden kann. Zu diskutieren ist dabei auch, wie die Beobachtung von Unterricht in ihrer eigenartigen Mischung von normativen und deskriptiven Maßstäben zu Aussagen über Entwicklungen im Schriftspracherwerb gelangt.
Prof. Dr. Michael Ritter, Institut für Schulpädagogik und Grundschuldidaktik, Universität Halle Wittenberg / Prof. i.R. Dr. Norbert Kruse, Primarstufendidaktik Deutsch, Universität Kassel
Öffentliche Vorlesung im Rahmen des Allgemeinen Vorlesungswesens
Beobachten im Deutschunterricht der Grundschule
Beobachten ist eine didaktische Aufgabe im Deutschunterricht: Da Lernen in Interaktionen stattfindet, ermöglicht ihre Beobachtung die Rekonstruktion von individuellen Lernprozessen und Lernerperspektiven auf Sprache und Schrift. Beobachtungen im Deutschunterricht helfen dadurch, eine Passung von Lehren und Lernen herzustellen – als wesentliches Qualitätsmerkmal guten Unterrichts (vgl. Weinert 1998). Was schon 1996 mit der Schulanfangsbeobachtung ausbuchstabiert wurde (Dehn 2020; Hüttis-Graff 1996), wird in der Vorlesungsreihe weitergedacht.
Beobachten ist aber auch eine Forschungsmethode: Anders als ergebnisbezogene Leistungsmessungen gelten qualitative Lern(prozess)- und Unterrichtsbeobachtungen z.B. der Rekonstruktion von erwartungswidrigen Lernprozessen, von Praktiken und Gelingensbedingungen im Deutschunterricht und somit der Lehrerprofessionalisierung. Solche Untersuchungen werden in der Vorlesungsreihe von Forschenden vorgestellt und mit Studierenden und Gästen diskutiert.
Literatur:
Dehn, Mechthild (mit Beiträgen von Petra Hüttis-Graff) 2020: Zeit für die Schrift. Berlin
Hüttis-Graff, Petra 1996: Beobachten als didaktische Aufgabe. In: Dehn, Mechthild/Hüttis-Graff, Petra/Kruse, Norbert (Hg.): Elementare Schriftkultur. Schwierige Lernentwicklung und Unterrichtskonzept. Weinheim, 31 – 39
Weinert, Franz E. 1998: Guter Unterricht ist ein Unterricht, in dem mehr gelernt als gelehrt wird. In: Freund, Josef/Gruber, Heinz/Weidinger, Walter (Hg.): Guter Unterricht – was ist das?: Aspekte von Unterrichtsqualität. Wien, S. 1–18.
Donnerstags 17 – 19 Uhr, Von-Melle-Park 8, Raum 05
Koordination
Prof. Dr. Petra Hüttis-Graff / Dr. Christoph Jantzen / Claudia Baark, alle Didaktik der deutschen Sprache und Literatur, Universität Hamburg