Postfaschismus oder Renaissance des Idealismus? Der schwierige Neubegin im italienischen Bildungswesen
Wann: Di, 06.06.2023, 18:00 Uhr bis 20:00 Uhr
Wo: Universität Hamburg, Edmund-Siemers-Allee 1, Hauptgebäude, Flügel West, 20146 Hamburg, Raum 221
Inwiefern kann man für die Neuorganisation der Schule im Italien der späten vierziger und dann der fünfziger Jahre überhaupt von progressiven Ideen sprechen? Unter den Regierungen der christdemokratischen Democrazia Cristiana (DC) und der alliierten Militärregierung, deren sottocommissione per l’educazione von dem US-amerikanischen Reformpädagogen Carleton Washburne geleitet wurde, hatte es zwar kein einfaches Weiter so! gegeben. Man kehrte zum Ideal der Lehrfreiheit zurück und bereinigte Lehrpläne und Schulmaterialien von faschistischem Gedankengut. Tiefgreifendere Reformen folgten jedoch erst in den sechziger und siebziger Jahren. Der Vortrag zeichnet die wichtigsten Grundlinien der Entwicklungen im Italien der Nachkriegszeit auf den Ebenen von Schulpolitik und -gesetzgebung, von Lehrplänen, Pädagogik und im Bereich der Bildungsinhalte nach und beleuchtet die schwierige Überwindung von Kontinuitäten zu Gunsten der Defaschisierung, die in zwei Phasen ablief.
Dr. Eva Müller, Lehrstuhl für Neueste Geschichte, Julius-Maximilians-Universität Würzburg
Öffentliche Vorlesung im Rahmen des Allgemeinen Vorlesungswesens
Aufbrüche in der Pädagogik
Bildungskonzeptionen und pädagogische Praxis in Europa nach 1945
Mit dem Ende des Zweiten Weltkrieges 1945 stellte sich überall in Europa die Frage, wie Bildung und Erziehung in den Nachkriegsgesellschaften aussehen könnten. Für die Bildung demokratischer und antifaschistischer Persönlichkeiten waren sowohl das institutionalisierte Schulwesen als auch die pädagogische Praxis im außerschulischen Bereich relevant. Auch die UN verfolgten zur Förderung der Menschenrechte und Sicherung des Weltfriedens ein pädagogisches Programm. Im Rahmen der Vortragsreihe werden die Entwicklungen in verschiedenen europäischen Staaten während der 1940er und 1950er Jahre in den Blick genommen. Im Mittelpunkt steht die Frage, welche progressiven pädagogischen Konzeptionen als Kontrapunkt zu Krieg und Faschismus damals eine Rolle spielten und ob sie umgesetzt werden konnten. Ferner soll diskutiert werden, inwiefern die historischen Erfahrungen für die Erziehungswissenschaft in der aktuellen gesellschaftlichen Zuspitzung um Krieg und Frieden produktiv gemacht werden können.
Dienstags 18 – 20 Uhr, Hauptgebäude, Edmund-Siemers-Allee 1, Flügel West, Raum 221
Die Vorträge werden zusätzlich auch als Lecture2Go-Aufzeichnung angeboten.
Koordination
Prof. Dr. Sylvia Kesper-Biermann, Sinah Mielich, Florian Muhl, Alexander Henzler, Felix Wendeburg, alle Fakultät für Erziehungswissenschaft für die "AG 8. Mai Erziehungswissenschaft"