Neurobiologie der Zeit
Wann: Do, 11.05.2023, 19:00 Uhr bis 20:30 Uhr
Wo: Universität Hamburg, Edmund-Siemers-Allee 1, Hauptgebäude, 20146 Hamburg, Hörsaal M
Die Zeit ist ein Fluss, der mich mitreisst. Aber ich bin der Fluss. (J.L.Borges)
Die Neurowissenschaften erforschen die Mechanismen der Zeit im Zentralnervensystem von Menschen und Tieren. Sie legen Ergebnisse vor, welche die Realität der Zeit beweisen.
Wem verleiht die Uhr einen numerischen Wert? Wenn man später wieder auf die Uhr schaut, misst man eine Dauer. Gemessen wird die Zeit. Man kann die Zeit nicht sehen, hören, ertasten, riechen, dennoch ist die Zeitlichkeit essentielle Struktur des tierischen Lebens. Immanuel Kant hat im Jahre 1787 die Basis der biologischen Recherchen über die Entität der Zeit gestellt. Für Kant ist sie eine a priori angeborene Eigenschaft des inneren Sinnes. Der Biologe Hermann von Helmholtz siedelte 1849 den angeborene Zeitsinn im Gehirn an. Von Helmholtz bewies, dass zwischen der elektrischen Stimulation und der Spannung eines Muskels eine Zeitspanne vorliegt, die nicht wahrgenommen wird. Die Latenz zwischen jedem Ereignis und seiner Wahrnehmung beträgt eine halbe Sekunde; also leben wir in der Vergangenheit. Die ist eine der wichtigsten Entdeckungen der Biologie. Erst Mitte des 20.Jahrhunderts bestätigte der Neurophysiologe Benjamin Libet die Entdeckung von von Helmholtz mit eindrucksvollen Experimenten. Der Zeitsinn beansprucht mehrere Hirn- und Kleinhirnareale. Es ist korrekt, vom Zeitsinn und nicht von der Zeitwahrnehmung zu sprechen. Ein Gegenstand wird wahrgenommen, die Zeit wird vom Gehirn hergestellt.
Prof. Dr. Arnaldo Benini , Neurologe und Neurochirurg, St. Gallen
Öffentliche Vorlesung im Rahmen des Allgemeinen Vorlesungswesens
Im Takt der Zeit ! ?
Mittlerweile ist es ja schon zu einer kleinen Tradition geworden, dass 5 Hamburger psychodynamisch-psychoanalytisch ausgerichtete Ausbildungsinstitute (Adolf Ernst Meyer Institut; Akademie für Integrierte Psychotherapie, Psychoanalyse und Psychosomatik Hamburg; DPG-Institut Hamburg; Institut für Psychotherapie des UKE und das Michael Balint Institut) alle zwei Jahre eine Ringvorlesung anbieten und sich damit an interessierte Studierende und Kollegen, Kolleginnen, aber auch an Bürger und Bürgerinnen der Stadt Hamburg wenden. Dieses Mal widmen wir uns der Zeit und haben das Leitthema „Im Takt der Zeit ! ?“ gewählt, das bereits die vielfältigen Facetten des Zeitbegriffes und sich darum rankende Kontroversen zum Ausdruck bringen soll. Im Zentrum steht die psychoanalytische Sicht auf die Zeit, eingebettet in Vorlesungen aus Nachbarwissenschaften wie der Neurobiologie, der Physik, der Soziologie oder auch der Entwicklungspsychologie. Mit unserer Vorlesungsreihe möchten wir zu Nachdenklichkeit und Austausch anregen und freuen uns sehr, dass wir dafür eine Reihe renommierter Referenten und Referentinnnen gewinnen konnten.
Donnerstags 19:00 – 20:30 Uhr, Hauptgebäude, Edmund-Siemers-Allee 1, Hörsaal M
Koordination
Dr. phil. Annegret Boll-Klatt, Dipl.-Psych., Institut für Psychotherapie (IfP) des Universitätsklinikums Hamburg- Eppendorf / in Kooperation mit den Hamburger Aus- und Weiterbildungsinstituten (AEMI, APH, DPG, MBI)