Eingriffe des Menschen im Lebensraum von Seehund, Kegelrobbe, Schweinswal: Bedrohung & Gefährdungen ... in Nord-/Ostsee
Wann: Mi, 28.06.2023, 19:00 Uhr bis 20:00 Uhr
Wo: Zoom
Marine Säugetiere, wie Kegelrobbe, Seehund und Schweinswal, sind aufgrund ihrer hohen trophischen Stellung im Nahrungsnetz wichtige Topprädatoren im Ökosystem der Nord- und Ostsee. Als Teil der charismatischen Megafauna sind sie auch für den Menschen von großer kultureller und sozio-ökonomischer Bedeutung. Alle drei Arten haben einen hohen Schutzstatus in Europa und reagieren sensibel auf Änderungen und Störungen in ihrer Umwelt. Sie gelten daher als wichtige Indikatoren für den Zustand von marinen Ökosystemen. Doch durch was sind die Populationen der verschiedenen Arten im heutigen Zeitalter des Anthropozäns am meisten gefährdet? Und wie können Wissenschaft und Forschung helfen politische Entscheidungen und Managementmaßnahmen zu finden, die eine nachhaltige Nutzung mariner Räume und deren Ressourcen ermöglicht?
Meeressäuger sind in ihrem Lebensraum verschiedenartigen Gefährdungen durch menschliche Einwirkungen und Aktivitäten ausgesetzt; wie beispielsweise Beifang oder Überfischung, Lärmbelastungen und Störungen durch Schiffsverkehr, Offshore-Windenergieausbau und Munitionssprengungen oder auch durch Schadstoffbelastungen aus Industrie und Landwirtschaft. Aktuelle Forschungsvorhaben der DAM-Forschungsmission „sustainMare – Meere schützen und nachhaltig nutzen“ beurteilen mit verschiedenen Methoden, langen Datenreihen zu Abundanz und Vorkommen sowie Habitatvorhersagemodellen die Auswirkungen anthropogenen Handelns auf die Populationen der Meeressäuger, ihre Habitatnutzung sowie ihren Gesundheitszustand. Im Rahmen des Gesundheitsmonitorings wird unter anderem das Auftreten von Beifang durch die Fischerei sowie Verletzungen durch frei treibende Netze beurteilt. Des Weiteren ermöglichen forensische Methoden, wie Feinschnittuntersuchungen des Gehörapparates, eine detaillierte Aussage zum Auftreten von Schädigungen des lebenswichtigen Gehörs bei Zahnwalen sowie der Ursachenermittlung. Anthropogene Einträge in natürliche Wassersysteme sind beispielsweise durch das Auftreten von antibiotikaresistenten Bakterien bei Meeressäugern nachweisbar. Gerade auch vor dem Hintergrund des Klimawandels liegt eine große Herausforderung der aktuellen Forschung zur Bewertung von Umweltveränderungen in der konsistenten Betrachtung der Auswirkungen mehrerer Stressoren und deren Wechselwirkungen.
Dr. Anita Gilles / Dr. Stephanie Gross, PhD, beide Institut für Terrestrische und Aquatische Wildtierforschung (ITAW), Tierärztliche Hochschule Hannover
Öffentliche Vorlesung im Rahmen des Allgemeinen Vorlesungswesens
Schutz und nachhaltige Nutzung unserer Meere und Küstenregionen
Aktuelle Ergebnisse aus der Forschungsmission sustainMare der Deutschen Allianz Meeresforschung
Meere und Küstenräume werden zunehmend genutzt. Die sogenannte "Blue Economy" zählt zu den weltweit am schnellsten wachsenden Wirtschaftszweigen. Gleichzeitig sind sie der Klimaänderung besonders ausgesetzt und ihnen kommt bei der Bekämpfung des Klimawandels eine besondere Rolle zu. Um den Naturraum und seine Ressourcen vor diesen zunehmenden Belastungen zu schützen sollen mindestens 10% der Meeresgebiete unter Schutz gestellt werden. In der EU sind mehr als 12% der Meeresgebiete als Schutzgebiete ausgewiesen, damit hat die EU die internationalen Abkommen erfüllt, genaue Schutzmaßnahmen sind allerdings nur für einen Bruchteil dieser Gebiete festgeschrieben.
Die Auswirkungen von zunehmender Nutzung der Meere und die Entwicklung von Schutzkonzepten und Handlungsoptionen, für eine nachhaltige Nutzung von Meeresressourcen, erforscht die Forschungsmission "sustainMare: Schutz und nachhaltige Nutzung mariner Räume" der Deutschen Allianz Meeresforschung.
In unserer Ringvorlesung berichten wir aus der Mission über Hintergründe und Ergebnisse unserer Arbeit. Einzelne Aspekte werden durch in sich abgeschlossene Vorträge fachlich kompetent und allgemein verständlich erläutert. Dabei wird ein breites Spektrum von der Energiewende in Nord- und Ostsee über Klimawandel an der Küste und den Schutz der Biodiversität bis hin zu Gefahren durch Munitionsaltlasten im Meer thematisiert.
Die Forschungsmission sustainMare wird mit Mitteln des Bundesministeriums für Bildung und Forschung (BMBF) unter dem Förderkennzeichen 03F0911A gefördert. Weitere Informationen finden Sie auf der Website www.sustainMare.de.
Koordination
Prof. Dr. Corinna Schrum, Direktorin am Helmholtz-Zentrum Geesthacht, Universität Hamburg