Von A wie Alien bis Z wie Zeit: Wissenschaftsfestival Sommer des Wissens
18. Juni 2019, von Christina Krätzig
Foto: UHH/Ohme
Vom 20. bis zum 23. Juni wird die Stadt zum Campus, und Forschende schlüpfen in die Rolle von Entertainern. Vier Tage präsentieren sie ungewöhnliche Forschungsobjekte auf der Bühne, wetteifern um den besten Kurzvortrag oder bieten Besucherinnen und Besucher die Chance, wissenschaftliche Rätsel selbst zu lösen. Wir stellen drei Beispiele vor.
Vorsichtig hebt Dr. Ulrich Kotthoff das Exponat aus seiner Vitrine im Geologisch-Paläontologischen Museum der Universität Hamburg. Es ist eines von 13 Millionen Objekten, die sich im Besitz der Universität befinden – und eines der ältesten.
„Diese Koralle aus der Ordnung Rugosa hat vor 380 Millionen Jahren gelebt“, erklärt der Museumsleiter. „Damals lag Mitteleuropa südlich des Äquators und war teilweise von einem warmen Schelfmeer bedeckt.“
Am Beispiel der Koralle will Kotthoff beim Objekt-Slam auf dem Sommer des Wissens ein Gefühl für die Dauer der Erdgeschichte vermitteln – und für ihre Wechselfälle. Denn diese Korallen starben vor 250 Millionen Jahren aus; zusammen mit dem größten Teil aller damals lebenden Tiere und Pflanzen. „Die Erforschung solcher Ereignisse ermöglicht uns ein besseres Verständnis des heutigen, von Menschen verursachten Klimawandels und Artensterbens“, betont der Wissenschaftler.
Ausgewählt hat er das Exponat aber auch, weil es weitere Spuren seiner bewegten Geschichte trägt. Seit 1943 ist seine Unterseite schwarz und verkohlt: Damals wurde das Geologische Staatsinstitut im Bombenhagel der Operation Gomorrha zerstört. Die versteinerte Koralle gehörte zu den wenigen Exponaten, die aus den Trümmern geborgen wurden.
Objekt-Slam der Universität Hamburg. Große Bühne, 21.6. um 13 und 14 Uhr sowie ohne Dr. Ulrich Kotthoff am 22.6. um 14 und 17 Uhr. Zu den weiteren Exponaten gehören beispielsweise versteinerter Dinosaurierkot oder eine antike Gipsbüste.
Ein Keks als Nuklearwaffe
Am Freitagvormittag können sich Neugierige in die Situation von Abrüstungsinspektorinnen und -inspektoren versetzen – oder in die Lage einer Atommacht, die eine Nuklearwaffe abrüsten muss. „Solche Waffen unterliegen extremer Geheimhaltung, niemand darf sie sehen oder Messungen daran vornehmen“, beschreibt der Initiator des Experiments, Dr. Simon Hebel vom Carl Friedrich von Weizsäcker-Zentrum für Naturwissenschaft und Friedensforschung (ZNF), die Herausforderung für die Spielerinnen und Spieler beim Sommer des Wissens.
Im Experiment übernimmt ein Keks die Rolle der Nuklearwaffe. Die Keksmacht muss die Identität ihres Kekses schützen; sein Aussehen, seine Zusammensetzung oder Marke darf nicht bekannt werden. Die Inspektorinnen und Inspektoren müssen Kontrollmechanismen aushandeln, die ihnen eine Überwachung ohne Augenzeugenposition ermöglicht. Denkbar sind beispielsweise indirekte Messverfahren oder Ausschlussverfahren, um heraus zu finden, ob der Keks wirklich abgerüstet wurde - oder nur heimlich beiseite geschafft.
Zukunftswerkstatt, 21.6. von 9 bis 13 Uhr.
Die Suche nach außerirdischer Intelligenz
Die Frage, ob es irgendwo im Weltraum intelligentes Leben gibt, beschäftigt Menschen seit Hunderten von Jahren – und ist ein spannendes Thema beim Sommer des Wissens. „Bisher war die Suche nach Aliens erfolglos, doch die technischen Möglichkeiten der Menschheit haben sich in den vergangenen Jahren rasant entwickelt“, erklärt Prof. Dr. Peter Hauschildt, der an der zur Universität Hamburg gehörenden Sternwarte in Bergedorf lehrt und forscht. Teleskope seien größer und leistungsfähiger geworden, Rechenkapazitäten explodiert. „Deswegen vermute ich, dass wir kurz davor stehen, diese spannende Frage abschließend beantworten zu können.“
Rein technisch sei es sogar jetzt schon möglich, die gesamte Milchstraße nach extraterrestrischem Leben abzuscannen. Nur die Kosten wären wahrhaftig astronomisch – und das Ergebnis würde erst in ferner Zukunft vorliegen. Wie es lauten wird, lässt sich aus wissenschaftlicher Sicht heute nicht beantworten. Nicht einmal eine Prognose sei möglich, betont Hauschildt, dazu gebe es einfach zu viele Unbekannte. Aber eins könne er sagen: „Ich wäre echt überrascht, wenn E.T. morgen klopft.“
HiTech-Labor, 21. 6., 17 Uhr.
Öffnungszeiten
- Donnerstag, 20. Juni, 09:00 bis 20:00 Uhr
- Freitag, 21. Juni, 09:00 bis 21:00 Uhr (Das Programm in den Zelten endet um 20:00 Uhr. Ab 20:00 Uhr nur noch Bühne.)
- Samstag, 22. Juni, 11:00 bis 22:00 Uhr (Das Programm in den Zelten endet um 19:00 Uhr. Ab 19:00 Uhr nur noch Bühne.)
- Sonntag, 23. Juni, 11:00 bis 17:00 Uhr
Offizielle Eröffnung mit Wissenschaftssenatorin Katharina Fegebank ist am Donnerstag, 20. Juni um 11 Uhr auf dem Rathausmarkt.