UHH Newsletter

März 2012, Nr. 36

CAMPUS

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Die Studie des Hamburg Center for Health Economics (HCHE) der Universität Hamburg hat Wartezeiten von Patienten in der ambulanten Versorgung untersucht. Foto: (cc) wilhei55: http://www.flickr.com/photos/wilhei/



Kontakt:

Prof. Dr. Jonas Schreyögg
Wissenschaftlicher Direktor des Hamburg Center for Health Economics
Universität Hamburg

t. 040.42838-8041
e. jonas.schreyoegg-at-wiso.uni-hamburg.de

Wie lange warten Sie eigentlich beim Arzt? Krankenversicherungs-Studie der Universität Hamburg zu Wartezeiten von Patienten

Das Hamburg Center for Health Economics (HCHE) der Universität Hamburg hat Wartezeiten von Patienten in der ambulanten Versorgung untersucht. Ungleichheiten gibt es zwischen den Wartezeiten für gesetzlich versicherte und privatversicherte Patienten. Der Studie zufolge ist eine „Zweiklassenmedizin“, von der in den Medien immer wieder gesprochen wird, mit der Studie aber weder widerlegt noch belegt.
Die Studie wertete fünf Patientenbefragungen des Bertelsmann Gesundheitsmonitors aus, die zwischen 2007 und 2009 durchgeführt worden waren. Die Forschungsgruppe um Prof. Dr. Jonas Schreyögg, Wissenschaftlicher Direktor des HCHE und Inhaber des Lehrstuhls für Management im Gesundheitswesen am Fachbereich BWL, untersuchte die Wartezeiten auf einen Hausarzt- oder Facharzttermin sowie die Wartezeiten von Patienten in den Wartezimmern der Ärzte.

Gesetzlich Versicherte warten länger

Die Studie ergab: Auf einen Termin beim Facharzt warten gesetzlich Versicherte neun Tage länger als Privatpatienten. Bei der Wartezeit auf einen Hausarzttermin liegen Privatpatienten nur knapp einen Tag im Vorteil – was vor allem daran liegen könnte, dass rund die Hälfte der Patienten ihren Hausarzt ohne vorherige Terminvereinbarung aufsucht. Sitzen die Patienten erst mal im Wartezimmer des Hausarztes, so warten gesetzlich Versicherte zehn Minuten länger als Privatpatienten, bis sie aufgerufen werden.

Wartezeiten im internationalen Vergleich recht kurz


Nicht nur die Zugehörigkeit zur gesetzlichen oder privaten Versicherung, sondern auch das vorhandene Einkommen von Patienten beeinflusst Wartezeiten. Gut situierte Patienten können sich privat zu entlohnende Zusatzleistungen (IGeL-Leistungen) leisten und werden deshalb gerne bevorzugt.

Doch insgesamt fallen die Wartezeiten auf einen Termin beim Haus- oder Facharzt in Deutschland relativ gering aus: „In anderen europäischen Ländern wird die Wartezeit auf einen Termin nicht in Tagen, sondern in Wochen oder sogar Monaten gemessen“, so Jonas Schreyögg.

Mythos Zweiklassenmedizin?

Die Kassenärztliche Bundesvereinigung (KBV) folgerte im Gegensatz zu den Autoren der Studie, dass die Zweiklassengesellschaft in der Krankenversicherung schlicht ein Mythos sei. Gesundheitsökonom Schreyögg hingegen mag den Mythos von der Zweiklassenmedizin in Deutschland weder bestätigen noch widerlegen: „Die Studie weist auf Unterschiede in den Wartezeiten hin. Allerdings gibt es keinen Beleg, dass eine längere Wartezeit eine schlechtere medizinische Versorgung mit sich bringt.“


Die Studie: Kathrin Roll, Tom Stargardt, Jonas Schreyögg (2012): „The effect of type of insurance and income on waiting time in outpatient care“, in: Geneva Papers on Risk and Insurance, Issues and Practice

Link zum Diskussionspapier: www.wiso.uni-hamburg.de/fileadmin/bwl/gesundheitswesen/HCHE/hche-rp-2011-03.pdf
J. Schreyögg/C. Knust
 
 
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